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Sumpffieber

Sumpffieber

Titel: Sumpffieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vicente Blasco Ibañez
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strafen?«
    Cañamels Zustand rechtfertigte das Getuschel. Sogar an den heißen Sommertagen sahen ihn die Gäste in eine Manta gehüllt am Herd kleben, auf dem der Fischreis schmorte. Ungehindert setzten sich dicke Brummer auf seinen Kopf. Seine Lippen nahmen eine bläuliche Farbe an; die schlaffen, aufgedunsenen Backen waren gelb wie Wachs, und um die herausquellenden Augen lagen breite schwarze Ringe, in denen sie zu versinken schienen. Eine enorme Masse von Fett, ein Phantom mit zitternden Gliedern, dessen Gegenwart den Gästen die Laune verdarb! Der alte Paloma kam nicht mehr zur Taverne. Der Wein schmeckte ihm sauer beim Anblick dieses Jammerbündels, und als sein Geschäft mit Cañamel beendet war, siedelte er in eine andere Kneipe über, wohin ihm seine Freunde nachfolgten.
    Neleta drängte ihren Mann, sich der von den Ärzten empfohlenen Badekur zu unterziehen.
    »Später ... später! Im nächsten Monat«, antwortete der Kranke, unfähig, sich von seiner Frau und diesem Winkel zu trennen, mit dem sein Leben verkettet zu sein schien.
    Erst das enorme Anschwellen der Fußknöchel – eine Erscheinung, die die Ärzte in Valencia vorausgesagt hatten – riß Cañamel aus seiner Betäubung, und gehorsam fügte er sich Neletas Bestimmung, nach Ruzafa zu fahren. Wie alle Wohlhabenden von Palmar hatten sie dort, wo man über die Ärzte und Apotheken Valencias verfügen konnte, für den Fall einer schweren Erkrankung ein Häuschen gemietet.
    Von der Tante seiner Frau begleitet, brachte Cañamel vierzehn Tage in Ruzafa zu. Doch kaum ging die Anschwellung ein wenig zurück, so kehrte er heim. War das ein Leben ... fern von seiner Neleta? In Ruzafa fühlte er die Kälte des Todes, wenn auf seinen Ruf statt seiner Frau das verrunzelte Gesicht der Tante erschien.
    Zu Hause verfiel er sofort in die alten Gewohnheiten, und von neuem hörte man in der Taverne sein ewiges Wehklagen.
    Aber Anfang Oktober mußte er wieder nach Ruzafa, diesmal in schlimmerem Zustande. Die Geschwulst griff jetzt auch auf seine ohnedies schon vom Rheumatismus entstellten Beine über, die monströse Formen annahmen, wahre Elefantenbeine wurden und die er, auf irgend jemand gestützt, mühselig nachschleifte.
    Die Tante war frühmorgens im »Aalkarren« schon vorausgefahren, um das Häuschen in Ordnung zu bringen, während Cañamel, von seiner Frau bis ans Ufer geleitet, in der Postbarke nachkam.
    Als Neleta abends die Taverne verriegelt hatte und zu Bett ging, meinte sie auf der Kanalseite einen Pfiff zu hören, den sie schon seit ihrer Kindheit kannte. Sie öffnete ein Fenster, um nachzusehen. Er war es! Stand da traurig wie ein Hund, der leise hofft, daß man ihn einläßt.
    Die Wirtin schloß das Fenster und legte sich nieder. Welche Narrheit! Glaubte Tonet wirklich, sie sei so dumm, in einem Moment der Leidenschaft ihre ganze Zukunft aufs Spiel zu setzen? Abwarten! Vielleicht nahte das Glück, wenn man es am wenigsten erhoffte!
    In Tonets Leben gab es eine neue Umwälzung. Wieder führte er sich gut, wieder lebte er in der väterlichen Hütte und arbeitete auf den Feldern, die dank der Zähigkeit des Vaters fast die ganze Lagune verdrängt hatten. Mit dem abenteuerlichen Leben in der Dehesa war es vorbei. Die Gendarmen von Ruzafa bedachten sie zu häufig mit Streifen, und diese schnurrbärtigen Gesellen mit dem Inquisitorengesicht hatten ihn wissen lassen, daß sie den ersten Flintenschuß, den er unter den Pinien abfeuerte, mit einer Mauserkugel beantworten würden.
    Der Kubaner beherzigte diese Ankündigung. Die Männer mit dem gelben Lederzeug glichen nicht den Flurhütern; sie waren durchaus fähig, ihn am Fuße eines Baumes tot liegenzulassen! ... Dann ein Stück Papier mit dem Rapport – und die ganze Sache war erledigt!
    Daher erhielt Sangonera den Abschied, worauf er sein fahrendes Leben wieder aufnahm, sich im Rausch mit Blumenkränzen schmückte und überall am See die geheimnisvolle Erscheinung suchte, die ihm Tag und Nacht vor Augen stand.
    Tonet selbst hing die Flinte in der Hütte seines Vaters auf und schwor, daß er sein früheres Leben auf tiefste bereute. Seine Worte klangen so aufrichtig, daß Toni seinen Sohn umarmte – zum erstenmal seit der Rückkehr von Kuba.
    Traurigkeit war es, die Tonets Willen stärkte. Er hatte gesehen, wie Neleta ihr Fenster öffnete, dann wieder schloß. Sie mußte ihn erkannt haben – und dennoch war sie stumm geblieben? ... Also blieb ihm nichts mehr zu hoffen, blieb ihm nur noch die Liebe der

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