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Sumpffieber

Sumpffieber

Titel: Sumpffieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vicente Blasco Ibañez
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quälen. Alles, was er diesem abnehmen konnte, bedeutete – so redete er sich ein – eine Einbuße für Cañamel. Geld! Geld wollte er haben! ... Das wäre das Richtige, bei der Sequiota schön zu verdienen und den wahren Eigentümer zu vergessen! Die ständigen Forderungen führten zu Auseinandersetzungen zwischen Großvater und Enkel, die nur durch ein Wunder nicht in Schlägen endigten. Die alten Fischer am Kanalufer erstaunten jedenfalls über die Geduld, mit der der Alte immer wieder Tonet zu überzeugen suchte.
    »Wir haben ein schlechtes Jahr erwischt. Obendrein ist Cañamel sehr krank und überhaupt nicht mehr mit ihm auszukommen. Manchmal ist mir die ganze Sache so über, daß ich wünsche, das Jahr wäre zu Ende und die neue Verlosung fände statt. Der Teufel soll ein Unternehmen holen, das so viele Unannehmlichkeiten mit sich bringt. Mein alter Grundsatz bleibt der beste: jeder fische für seine eigene Rechnung! Gemeinschaftliches Geschäft? ... Nicht mit der eigenen Frau!«
    Gelang es Tonet, aus dem Alten einige Duros herauszupressen, so pfiff er wohlgemut seinem treuen Sangonera, und beide wanderten von Kneipe zu Kneipe bis nach Valencia, wo sie in den Spelunken der Vorstädte einige Tage schlemmten, bis die leeren Taschen sie zur Rückkehr nach der Albufera zwangen.
    Gelegentlich dieser Zwiste mit seinem Großvater hatte Tonet auch allerlei über Cañamels Krankheit erfahren. Sie lieferte Palmar einen ergiebigen Gesprächsstoff – war doch der Schankwirt, dessen Gefälligkeit fast jeder in einem Moment der Verlegenheit in Anspruch nahm, die erste Person im Dorf. Sein Leiden verschlimmerte sich, und alle, die es bisher für pure Einbildung des Dicken gehalten hatten, mußten zugeben, daß seine Gesundheit wirklich ruiniert war.
    Jeden Tag klagte er mehr, ohne den Sitz des Übels genau angeben zu können. Der heimtückische Rheumatismus, das natürliche Produkt dieses Sumpfbodens, verschärft durch den Mangel an jeglicher Bewegung, ging in diesem mächtigen Körper um, wo er Versteck spielte mit den heißen Breiumschlägenund den Hausmitteln, die ihn in diesem närrischen Wettrennen nie erreichen konnten. Morgens stöhnte der Wirt über seinen Kopf, abends über seinen Bauch oder die angeschwollenen Glieder. Am schlimmsten waren die Nächte – oft sprang er aus dem Bett und öffnete mitten im Winter das Fenster, weil seinen Lungen die Luft mangelte.
    Einmal glaubte er seine mysteriöse Krankheit demaskiert zu haben.
    »Jetzt weiß ich, wo diese Spitzbübin sitzt!« meinte er hocherfreut. »Jetzt habe ich sie! Wenn ich viel esse, wird die Atemnot größer; auch spüre ich dann heftigen Brechreiz. Also sitzt sie im Magen.«
    Und gleich begann er an sich herumzudoktern, hierbei die Weisheit des alten Paloma rühmend, der schon längst vor dem reichlichen Essen und Trinken gewarnt hätte.
    Auch spazierte er jetzt häufiger ins Dorf, und bei diesen Gängen traf er bisweilen seine schreckliche Schwägerin Samaruca.
    »Einmal in seinem Leben hat er doch Schamgefühl gezeigt!« hatte sie über ihren Schwager geurteilt, als sie die Kunde von Tonets Verbannung erfuhr. Da es ihr vor Neleta nicht geheuer war, lauerte sie Cañamel außerhalb der Taverne auf, um sich mit übertriebenem Interesse nach seinem Befinden zu erkundigen und über seine Torheit zu jammern.
    »Nach dem Verlust der Seligen hättest du allein bleiben müssen. Aber nein, du wolltest den Jugendlichen spielen und nahmst dir ein junges Küken! Jetzt hast du die Bescherung: Ärger und Krankheit! Die Folgen dieser Dummheit zeigen sich jetzt in deinem Körper, und verhüte der Himmel, daß sie dich das Leben kosten!«
    Sprach ihr Cañamel von seinem kranken Magen, so fixierte ihn die boshafte Gevatterin mit einem bestürzten Blick, als zuckte in ihrem Hirn ein Gedanke auf, über den sie selbst erschreckte.
    »Ist es wirklich ein Magenleiden? ... Man wird dir doch nicht etwas eingegeben haben, um dich für immer loszuwerden? ...« fragte sie, und in ihren Augen lag eine so deutliche, so gehässige Anklage gegen Neleta, daß es ihrem Schwager in den Händen juckte, sie zu verprügeln.
    »Mach dich fort, du Biest! Schon die arme Selige sagte, daß sie dich mehr als den Teufel fürchtete.«
    Wütend drehte er ihr den Rücken.
    Eine solche Ruchlosigkeit bei Neleta zu argwöhnen! ... Niemals war sie so gut zu ihm, so fürsorglich gewesen. Wenn er aus der Zeit, als Tonet sich mitschweigender Zustimmung seiner Frau zum Herrn der Taverne aufgeworfen hatte,

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