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Sumpffieber

Sumpffieber

Titel: Sumpffieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vicente Blasco Ibañez
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Schlafsucht, die er nur auf Kosten großer Anstrengung zu überwinden vermochte. Er fragte nicht mehr nach der Ursache des Lärms, den er bereits vergessen zu haben schien, aber beim Anblick seiner Frau verzog sich sein Fettgesicht zu einem kleinen, frohen Lächeln:
    »Es geht mir sehr schlecht, Neleta ... sehr schlecht!«
    Er konnte sich nicht mehr bewegen. Versuchte er sich hinzulegen, so fehlte ihm der Atem, und man mußte trachten, ihn so schnell wie möglich wieder hochzuheben, damit er nicht erstickte.
    Neleta traf alle Vorbereitungen für einen längeren Aufenthalt. Ah, Samaruca sollte sie nicht mehr zum besten haben! Sie würde Paco nicht mehr aus den Augen lassen, bis er gesund genug war, mit ihr ins Dorf zurückzukehren! ... Aber im Grunde glaubte sie selbst nicht an die Möglichkeit, daß er die Ufer der Albufera noch einmal wiedersehen könnte. Auch die Ärzte hielten mit ihrer Meinung nicht hinter dem Berge: Cañamel litt an einem kardialen Rheumatismus, der Asystholie – eine Krankheit, gegen die man machtlos war! Das Herz konnte in irgendeinem Augenblick unvermutet aussetzen und so das Ende herbeiführen.
    Neleta wich Tag und Nacht nicht von ihrem Gatten. Ihre Gedanken beschäftigten sich unablässig mit dem in ihrer Abwesenheit verfaßten Dokument. Cañamels Lethargie versetzte sie in helle Wut – sie wollte wissen, was er, von der verfluchten Samaruca inspiriert, diesen beiden Herren diktiert hatte, und wiederholt schüttelte sie ihn, um ihn aus seinem Dämmerzustand zu wecken.
    Doch wenn ihr Paco sich sekundenlang ermunterte, antwortete er stets das gleiche:
    »Ich habe über alles aufs beste verfügt. Wenn du dich gut führst und wenn du mich so liebst, wie du es oft genug geschworen hast, brauchst du nichts zu befürchten!«
    Zehn Tage später starb er in seinem Sessel, vom Asthma erstickt, ungeheuerlich aufgeschwollen.
    Neleta fand kaum Zeit zu weinen. Etwas anderes nahm sie ganz und gar in Anspruch. Als der Sarg versunken war und sie die Beileidsbezeigungen des Trauergeleites überstanden hatte, eilte sie zum Notar, um sich über das Testament ihres Gatten zu unterrichten.
    Und sie erfuhr, daß Cañamel, wie er es in seinen letzten Augenblicken bekräftigte, alles bestens geordnet hatte.
    Er setzte Neleta als einzige Erbin ein, ohne irgendwelche Legate oder Sondervermächtnisse zu machen. Sollte sie sich aber wiederverheiraten oder durch ihr Benehmen beweisen, daß sie Liebesbeziehungen zu einem Mann unterhielte, so fiel die Hälfte des Vermögens an seine Schwägerin und die übrigen Verwandten seiner ersten Frau.

 10.
    N iemand wußte, wie Tonet seine Rückkehr in die Taverne des verstorbenen Cañamel eigentlich bewerkstelligte.
    Die Gäste sahen ihn eines Tages, an einem der kleinen Tische sitzend, mit Sangonera und anderen Müßiggängern Karten spielen. Und niemand erstaunte. Ganz natürlich, daß Tonet ein Wirtshaus besuchte, dessen Besitzer Neleta war!
    Wieder verbrachte der Kubaner dort sein Leben und ließ seinen Vater, der an eine völlige Besserung geglaubt hatte, von neuem in Stich. Doch jetzt gab es zwischen ihm und der Wirtin nicht mehr diese verdächtige, brüderliche Vertraulichkeit, an der Palmar früher Anstoß genommen hatte. Neleta saß in Trauerkleidung hinter dem Schanktisch, noch hübscher durch ein gewisses Etwas von Autorität – ja, sie erschien imposanter, seit sie sich reich undfrei wußte. Sie scherzte weniger mit den Gästen, zeigte eine herbe Tugend und nahm die üblichen Späße mit gerunzelter Stirn und zusammengepreßten Lippen auf. Und streifte jemand beim Entgegennehmen seines Glases ihre nackten Arme, so genügte dies, daß sie ihn vor die Tür zu setzen drohte.
    Die Kundschaft mehrte sich, seitdem das klägliche Gespenst des aufgedunsenen Cañamel verschwunden war. Der Wein, den die Witwe servierte, mundete, und die kleineren Kneipen von Palmar standen wieder leer.
    Tonet wagte aus Scheu vor den Bemerkungen der Leute nicht mehr, mit Neleta wie einst zu verkehren. Samaruca schwatzte schon genug, nun er wieder zu den Gästen der Taverne zählte! Er spielte, trank, setzte sich in Cañamels frühere Ecke, scheinbar unbekümmert, doch von weitem durch diese Frau beherrscht, die nach jedem freundlich schaute, ausgenommen nach ihm.
    Paloma, der alte Fuchs, verstand die Lage seines Enkels. Der Junge tat Dienst! Die Witwe konnte nicht ohne ihn auskommen und wünschte ihn ständig vor Augen zu haben, aber niemand sollte es merken ...
    Sie, die in der letzten Zeit

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