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Suna

Suna

Titel: Suna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ziefle Pia
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bist, und wir wissen, wer er ist«, er machte eine Kopfbewegung hin zu Ilija.
    »Er ist der, der sich geweigert hat, sein Land herzugeben für die Kolchose, das hört keiner gern und niemand will so einen einstellen.«
    Milo schwieg betroffen.
    »Also halt lieber die Klappe, sonst fällt noch irgend­jemandem ein, dass du sein Schwager bist.«
    Ilija blickte die ganze Zeit über in sein Bierglas. Dass es so stand, hatte er nicht geahnt. Auch Milo sagte nichts mehr, sondern spielte mit dem Schlüssel für sein Moped.
    »Wir gehen besser«, flüsterte er schließlich Ilija zu.
    »Ja, warte, ich trinke noch aus.«
    Vor der Tür entstand ein unangenehmes Schweigen, das keiner vorausgeahnt hatte. Milo sah zu Boden und kickte kleine Steinchen auf einen Haufen, Ilija wusste nicht so recht, wohin mit sich, und nestelte an seinem Paket herum.
    »Was hast du denn gekauft?«, fragte Milo.
    »Nichts, nur ein Kleid für Julka«, sagte Ilija.
    »Ilija …«, begann Milo.
    »Mach dir nichts draus«, sagte Ilija, »es ist in Ordnung. Du bleibst hier, du hast Arbeit gefunden. Ich gehe zurück und suche mir vielleicht nächsten Monat was anderes.«
    Er wandte sich zum Gehen.
    »Ich schlafe bei Edita heute, ich muss los, sonst lässt sie mich im Hühnerstall übernachten«, sagte er.
    »Ilija, warte«, sagte Milo und ging ihm nach.
    Er kramte in seiner Tasche und bemerkte dann, dass das, was er suchte, schon lang an seinem Handgelenk baumelte. Er löste den Schlüssel vom Bund und gab ihn Ilija.
    »Dann nimm wenigstens das Moped«, sagte er.
    Mehrere Monate waren vergangen, seit Milo ihm das Moped gegeben hatte. Einige Male war er in die Stadt gefahren damit, aber seine Suche nach Arbeit war nicht erfolgreich. In der Stadt wimmelte es von Männern wie ihm, Bauern, die nie etwas anderes in der Hand gehalten hatten als eine Hacke oder bestenfalls ein Gewehr. Er stand oft an der Brücke und sah hinüber zur Munitionsfabrik, manchmal wartete er auf Milo und ging dann mit ihm ein Bier trinken. Milo berichtete, dass der neue Vorarbeiter nur ein einziges Wort kenne, nämlich »Sicherheitsbestimmungen«. »Keine Explosionen, kein Job frei für dich. So sieht es aus«, sagte Milo.
    Wo er das Geld für Julkas Schule hernehmen sollte, wusste Ilija jeden Tag weniger. Seiner Tochter die Hoffnung zu nehmen, eines Tages ein besseres Leben zu haben als die Eltern, brachte er jedoch nicht übers Herz.
    Eines sehr frühen Morgens erwachte er von ungewohnten Geräuschen. Biljana stand am Fenster im Schein einer winzigen Kerze und schien sich bereit zu machen für den Tag. Dabei konnte es allerhöchstens vier Uhr in der Frühe sein.
    »Machst du den Kindern nachher Frühstück?«, fragte sie über die Schulter.
    Er betrachtete ihren Körper.
    »Kannst du nicht woanders hinschauen?«, fragte sie.
    »Warum sollte ich?«, fragte er zurück. »Du bist wunderschön.«
    »Machst du das Frühstück?«
    »Aber sicher«, sagte er, wickelte sich die Decke um die Schultern und tat so, als ob er schliefe. Eigentlich war er darauf erpicht, noch einmal einen Blick zu erhaschen auf Bil jana, wenigstens auf ihre Brüste oder ihren Hintern. Vergeblich. Sie blies die Kerze aus und verschwand in die Nacht.
    Er weckte die Kinder.
    »Ich will von euch wissen, was eure Mutter, die ja immerhin meine Frau ist, morgens in aller Herrgottsfrühe für Geheimnisse vor mir hat«, verlangte Ilija.
    »Sei froh, dass sie die Geheimnisse nicht nachts hat«, sagte Milo, der eben eintrat.
    Ilija sah ihn verständnislos an.
    »Fahr raus zu Dragans Feld.«
    Außer ihm hatte sich damals nur Dragan geweigert, sein Land abzutreten. Er war es gewesen, der die Idee hatte, Ilija sollte irgendetwas erzählen, worin die Worte »Krieg« und »Partisanen« vorkamen.
    Dragans Acker lag in einer Senke direkt beim Fluss, auf der einen Seite begrenzt vom Wasser, auf der anderen von der Landstraße, auf der Ilija gerade entlangfuhr. Er bog um die letzte Kurve, und da sah er Biljana in der Gluthitze stehen und Kartoffeln hacken. Weit und breit gab es keinen Schatten, keinen Busch und keinen noch so kleinen Baum.
    Biljana sah hoch und erschrak.
    Sie sah sich um, als ob sie daran gedacht hätte wegzulaufen. Aber auch ihr war klar, dass Ilija sie längst gesehen hatte. Sie packte die Hacke am Stiel und stapfte auf Ilija zu.
    Ilija stieg vom Moped und wartete auf seine Frau.
    »Was machst du auf Dragans Kartoffelacker?«
    »Ich hacke.«
    »Verkauf mich bloß nicht für dumm. Warum, frage ich dich.«
    »Wie

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