SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition)
der Eier auslöst. Es entstehen diese kostbaren, gezüchteten Kristalle. Man muss die Eier nur lange genug liegen lassen.«
Shanija schüttelte sich, sie spürte immer noch den Schock in sich, der noch lange nicht abklingen würde. Und das also war der sogenannte Reichtum Khatastas: Kindersärge, Totenmauern, mit denen die unwissenden Männer Khatastas ihre Stadt schmückten.
»Von der Entstehung der Kristalle wissen nur die Präfekten und die Fiogan. Krajenk, die Hohepriesterin, vertraute mir die Wahrheit an. Sie war es auch, die die Zeit für gekommen hielt, dass ich unter meiner Mitwirkung das Schwert schmieden lasse, mit dem du Slintan töten kannst. Wie Krajenk es verlangte, ging ich zu dem Schmied Thuanor Dalena, und gemeinsam schufen wir
Tyr
. Aber mein Vater fand es durch seine Spitzel heraus und ließ uns hierher schaffen. Krajenk kann mich nun nicht mehr schützen. Ihr Bruder verurteilte mich, das Schicksal der anderen Frauen zu teilen, und die Mehrheit der Fiogan steht hinter ihm.«
Jasminas Stimme hatte nicht bedauernd gelungen. Sie erzählte Tatsachen, die sie hart gemacht hatten, kalt wie die kristallinen Särge um sie herum. Der Präfektentochter waren erst neue Tränen gekommen, als Shanija fragte: »Aber warum? Warum opfern die Fiogan ihre eigenen Kinder für den Reichtum der Menschen? Was bekommen sie dafür?«
Als Jasmina nicht antworten konnte, sprang eine der anderen Frauen für sie ein. »Uns. Als Futter für Slintan.«
Soviel zu der Lüge von der Strahlenkrankheit. Es gab keine gefährliche Strahlung in Khatasta, kein unsichtbares Monster. Es gab auch kein Sterbeexil Jeraboum. Die Präfekten schafften mit dieser Lüge auserwählte Frauen fort, um sie an den verfluchten Ort zu bringen, ohne dass es Nachfragen gab.
Shanija fühlte sich elend. Bisher hatte sie auf Less keinen Unterschied zur Erde gefunden, was Habgier, Rücksichtslosigkeit und Grausamkeit der Menschen betraf. Bestand denn nie Aussicht auf eine Weiterentwicklung? Nach der Havarie der
Sunquest
auf dem Mond des Drei-Sonnen-Systems wären alle Voraussetzungen gegeben gewesen, neu anzufangen. Stattdessen schien sich auch nach tausend Jahren nichts geändert zu haben. Aus niederträchtiger Habgier opferten die Präfekten ihre Frauen. Sie gingen über tausende Leichen, nur um an wertvolle Kristalle zu kommen. Ähnliche Zustände hatte Shanija auf der Erde versucht zu bekämpfen, stets von der Hoffnung angetrieben, dass eines Tages eine bessere Zukunft auf die Menschheit wartete. Vielleicht waren die Quinternen tatsächlich so etwas wie eine Nemesis?
Als die Prinzessin sich zögernd zu ihr auf die Liege setzte, war es Shanija recht. Sie ließ es zu, dass Seiya sich schutzsuchend an sie drückte, drehte sich jedoch nicht um.
»Keine Angst, Seiya. Ich schaffe das«, sagte sie aufmunternd. »Slintan ist nur ein Tier. Ich töte es, und dann ist Schluss mit diesem Wahnsinn.«
Shanija spürte den Blick der tiefbraunen Augen auf sich gerichtet. »Warst du schon immer so stark?«
Shanija schloss die Augen. »Ja.«
Nein
.
Unruhe entstand in dem großen Schlafraum. Frauen sprangen zeternd auf, als Fiogan hereinkamen. Jasmina stellte sich schützend vor Shanija. »Es ist noch zu früh! Lasst sie sich wenigstens ausruhen!«
Die Präfektentochter wurde einfach beiseitegeschoben, Seiya von der Liege gescheucht.
Shanija drehte sich um, schwang die Beine von der Liege und stand auf. »Es kann losgehen.«
Der Fiogan, mit dem Shanija bisher immer gesprochen hatte, trat vor. »Erst in vierr Stunden ist es soweit, Sonnenstrrahl. Aberr bis dahin will sich mein Brruderr noch mit diirr unterhalten. Err ist ein Hoheprriester, wie ich Hoheprriesterrin bin.«
Shanija sah das Vogelwesen überrascht an. Eine Frau! Dann waren sie in diesem Volk größer und schwerer als die männlichen Vertreter. Das gab es bei manchen Vögeln auch auf der Erde.
»Sagt Eurrem Bruderr«, ahmte Shanija spöttisch nach, »die Göttin wünscht Ruhe. Sie kommt nur zum Kampf.«
Die sechs anderen Fiogan hoben auf einen Wink der Hohepriesterin die Speere.
»Sonnenstrrahl, ich bin mit meinem Brruderr verrfeindet und nicht frroh, dich zu ihm schicken zu müssen. Aberr es ist Rrecht und Gesetz. Derr Hohepriester hat das Rrecht, dich zu sprrechen vorr dem Kampf. Wisse: Err ist auf Slintans Seite und wünscht sein Überrieben. Ich aberr will, dass Slintan stirrbt und wirr unserre Brut nicht mehrr herrgeben müssen.«
Shanija zuckte gleichgültig die Achseln. »Dann bringt mich
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