SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition)
ihr mir mal zuhören würdet.« Capus wedelte nachlässig mit der Hand. »Ich denke nicht, dass ihr überhaupt die Zeit habt, eine Armee aufzustellen. Die kleine Prinzessin und deine Freundin sind nämlich mit mir zusammen hierher gereist. Wie es aussieht, wollen sie die hübsche Mandeläugige gegen Slintan kämpfen lassen, schon in wenigen Stunden. Also solltest du, Maltes, der es nie geschafft hat mir etwas nachzuweisen, deinen adligen Arsch schwingen und sie da raus holen, bevor sie Hackfleisch ist. Eine Frau wie die gibt’s nicht zweimal.«
As’mala sah ihn kalt an. »Wenn Shanija hier ist, dann bist du dafür verantwortlich! Und was soll dieser Unsinn von einem Kampf?«
Capus erzählte, was ihm und den Frauen widerfahren war, und was er von seinem Vater über die Legende der Fiogan erfahren hatte. »Sie halten Shanija für eine Art Sonnengöttin, die als Einzige das Anrecht hat, Slintans ewige Fresssucht zu beenden. Die Hohepriesterin war hier und hat mit uns gesprochen. Sie sieht in Shanija eine göttliche Vollstreckerin. Anscheinend beschützt sie gerade das Schwert, mit dem Slintan getötet werden soll, damit ihr Bruder, der Shanija tot sehen will, sich nicht daran vergreift.« Er deutete zu dem Schwert auf dem Altarstein.
Und wer beschützt Shanija?
As’mala sprach es nicht aus, aber eine übermächtige Angst griff plötzlich nach ihr und drückte ihren Brustkorb schmerzhaft zusammen. Wo waren Seiya und Shanija? Was mussten sie wohl gerade erdulden? Sie fuhr zu Maltes herum. »Wir müssen Shanija befreien!«
Capus’ Vater sprach mit dünner Stimme, die nicht zu dem noch immer kräftigen Körper passte. »Sie werden sie besser bewachen als ihre Brut. Sie zu befreien ist aussichtslos. Shanija muss kämpfen, und sie muss das Schwert führen. So wollen es die Götter.«
»Die Götter, ja?« As’mala sprach abfällig. »Ich vertraue lieber auf meine eigene Kraft. Du hast da vorhin etwas gesagt, was mich sehr interessiert. Hast du Zugang zu Slintan?«
»Ich bin sein Wärter«, erklärte der Alte mit bitterer Stimme. »Drei Wochen, nachdem Aridas mich und seine Tochter Jasmina hierher bringen ließ, wurde der Posten frei. Die Fiogan wissen, warum sie Slintan nicht selbst tränken. Man begegnet seinem Tod – jedes Mal. Deswegen soll ich meinen Sohn schon jetzt einarbeiten.«
»Jasmina ist hier?« Maltes hätte sie beinahe durch einen lauten Ruf verraten, aber er riss sich gerade noch zusammen. »Sie lebt? Wo ist sie?«
»Unerreichbar, genauso wie Shanija«, sagte der Alte traurig.
As’mala winkte ungeduldig ab. »Später, Maltes, alles der Reihe nach. Sag mir lieber mal, Alter: Wann genau findet der Kampf statt, und was wiegt dieses Vieh?«
»Was hast du vor?« Maltes drückte sich in den Schatten der Wand. »Wir können nicht mehr bleiben, es wird zu auffällig.«
As’mala legte die Hand auf einen Beutel an ihrem Hüftgürtel. »Dann müssen wir uns eben beeilen.«
Mehrere Stunden waren vergangen. Shanija lag regungslos auf der Liege. Sie starrte auf die Seite gerollt an die kahle Stahlwand und versuchte ihre Gedanken zu ordnen.
Jasmina stand neben ihrem Schlafplatz. Shanija war es unangenehm, dass die blauäugige Frau nicht von ihrer Seite wich.
Ich bin doch keine heilige Kuh
, dachte sie ärgerlich. Aber anscheinend schien Maltes’ Schwester genau das in ihr zu sehen. Eine Göttin.
Sie hörte Seiya auf der anderen Liege leise schluchzen. Kein Wunder, nach all dem, was sie erfahren hatten. Seiyas Glauben an die Menschheit musste einmal mehr erschüttert worden sein. Shanija rang mit sich, ob sie die Prinzessin trösten sollte. Ihr Inneres war leer, ein ausgedörrter Brunnen, der nichts mehr geben konnte. Sie hatte das Gefühl, nie wieder aufstehen zu können. Zu grausam war Khatastas Geheimnis, zu furchtbar die Hölle, die sich hinter dem Paradies verbarg.
Ihre eigenen Kinder
. Shanija schloss die Augen und sah die leuchtenden Kristalle vor sich, die überall herumgelegen hatten, als sie ihr Gefängnis betraten. Und die kostbaren Sammlerstücke in Aridas’ Büro …
»Es sind Särge«, hatte Jasmina ihnen eröffnet, nachdem sie ihre Tränen getrocknet und sich ihnen vorgestellt hatte. »Befruchtete Fioganeier, zu früh von der Nabelschnur der Mutter getrennt.« Sie wies dabei auf eine kleine Einbuchtung, die ins Innere eines der melonengroßen Eier führte. »Wenn diese Zufuhr vorzeitig unterbrochen wird, sterben die Nachkommen ab, und ein Gas bildet sich, das den Kristallisierungseffekt
Weitere Kostenlose Bücher