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SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition)

SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition)

Titel: SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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sprichwörtlichen Sinne.
    Mun hielt das Gesicht in den Wind und erlaubte seinen Sinnen, die Geräusche um sich herum wahrzunehmen. Sofort kroch das eindringliche Gemurmel der
Großen Flüstertüte
in sein Ohr.
    »Wird sie das Tor zur Hölle öffnen?«
    »Du musst dich regelmäßig waschen.«
    »Hat die Nachbarin meinen Mann verhext?«
    »Ist die Warze Durs Strafe für meine Abkehr vom Glauben?«
    »Wohin sind meine Murmeln verschwunden?«
    »Bringt die Sonnengöttin das Paradies?«
    »Glaube ist kein Zwang. Folge deinen Herzen.«
    »Ist er so gut, wie alle behaupten?«
    Mun roch den Duft von Papilio-Blumen und Mondgras. In einer der Gassen klatschten Leute Beifall. Jemand zupfte die Saiten eines Umptons. Die Haltetaue einer Hängebrücke quietschten im Takt und wurden jäh vom Rattern einer Aufzugskurbel unterbrochen. Diese bizarre Stadt auf Stelen schien genauso wie ihre Einwohner immerwährend in Bewegung zu sein. Mun war in seinem Leben schon viel herumgekommen, hatte anbetungswürdige und zu verdammende Dinge gesehen, doch dieser Pilgerort mitten in der Wüste ließ ihn jeden Tag von neuem staunen.
    Nicht einmal einen offiziellen Namen hatte diese Stadt, die einst aus einer Ansammlung von dauercampierenden Gläubigen, Heilern, Scharlatanen und Suchenden entstanden war. Vordergründig ein bunt gemischter Haufen, der sich Antworten von der Flüstertüte erhoffte oder in ihrem Schatten sein eigenes Geschäft betrieb. Im Hintergrund aber lauerte die andere Sorte Nutznießer dieser religiösen Hysterie: Sekten, selbsternannte Propheten und Fanatiker.
    Einer Berufung zu folgen war das Eine, einen Wahn zu verbreiten oder zu sinnloser Gewalt anzustiften, etwas ganz anderes.
    Mun strich über das schwarzweiße Adeptensymbol vorn auf seiner blauen Kutte. Im Allgemeinen war die Möbiusschleife ein Sinnbild für die Ewigkeit. In seinen Augen stand sie für die Vereinigung der zwei Seiten eines Wesens. Nichts war ausschließlich gut oder böse.
    Um seiner Arbeit mit Erfolg nachgehen zu können, hatte er gelernt, die Dinge mit Abstand zu betrachten und eigene Gefühle auszuschalten. Nur so vermochte er die neutrale Aufzeichnung der Geschehnisse zu garantieren.
    Erneut schwappten die Fragen und unsortierten Antworten über Muns Gedanken hinweg in den Fokus seiner Wahrnehmung.
    »Wird die Sonnenfrau uns vernichten?«
    »Soll ich ins gelbe oder besser ins lila Viertel ziehen?«
    »Das Schicksal ist nicht vorherbestimmt.«
    »Wird das neue Stockwerk hoch genug sein?«
    Der Adept konzentrierte seine Sinne auf die Wüste und sperrte die Geräusche der Umwelt aus. Die Sonnen Flavor, Rubin und Arausio standen am Firmament und tauchten das Land mit Hilfe von Fathoms roter Strahlung in ein flammendes Farbenmeer. Drei Tage wartete Mun nun schon, blickte gen Westen und suchte nach der Auserwählten und ihren nicht minder sagenumwobenen Gefährtinnen.
    In manchen Kneipen der vier Farbviertel trieben die Spekulationen über das Aussehen und die Psikräfte der Kämpferinnen die wildesten Blüten. Es gab Gerüchte, eine von ihnen sei eine Kuntar – ein Echsenwesen mit Mimikry-Fähigkeiten.
    »Nur ein Blick von ihr und du bist diesem Weib für immer verfallen, verlässt Frau und Kinder und folgst ihr fortan wie ein Hündchen seinem Herrn«, wurde getuschelt.
    Andere Stimmen behaupteten, es sei eine Schiffbrüchige dabei, vor kurzer Zeit erst auf Less angekommen. Von Wasser vereisender Prinzessin bis Männer verschlingender Nymphomanin – die Bandbreite der Behauptungen und angeblichen Augenzeugenberichte war groß. Doch Mun wusste aus sicherer Quelle, dass die Frauen menschlich waren. Keine Monster, aber auch keine Göttinnen.
    Eine Windbö fegte über die Aussichtsplattform und zerrte an seiner Kutte. Der Stoff rieb über seinen kahl geschorenen Schädel und schenkte ihm eines der wenigen Gefühle, die er sich erlaubte: Reibung und Schmerz – ein Zwillingspaar, das half, trotz seines Gelübdes nicht zu sehr abzustumpfen.
    Ein zweiter Windstoß blies Sand gegen die vertäute Gerüstkonstruktion. Mun hielt sich den Ärmel vor Mund und Nase. Er hustete, blinzelte sich die Körner von den Wimpern, seiner einzigen Behaarung.
    Als sich die Sicht klärte, bemerkte er drei Punkte, die sich durch die Wüste schleppten. Grundsätzlich nichts Besonderes, denn Reisende gab es viele. Sie strömten in Scharen herbei, in der Hoffnung, Antworten von der Flüstertüte zu erhalten.
    Mun trat ans Okular, das am Geländer der Plattform angebracht war, warf

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