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sah auf und lächelte zynisch. »Ich würde mich ja darum kümmern, mein Freund, aber bedauerlicherweise habe ich zur Zeit genug mit meinem eigenen bevorstehenden Tod zu tun.«
»Wir werden das übernehmen. Wir werden
ihn
schicken.
Er
ist unfehlbar.«
Ein Schauer lief über Aridas Rücken. Gleichzeitig leuchteten seine wässrigen Augen verlangend auf. »Ja, schickt
ihn
. Es erheitert mich zu wissen, dass auch sie bald sterben wird. Ich werde getröstet aus der Welt scheiden.«
Der maskierte Mann senkte die Stimme. »Vielleicht können wir Euch befreien, Herr von Khatasta.«
Aridas schüttelte den Kopf. »Ich kann mit Schande leben, aber nicht in Armut. Ich trage lieber dieses Schicksal, als in der Bedeutungslosigkeit zu versinken.«
»Wie Ihr wünscht, Aridas Balderas. Und habt Dank für Eure langjährige reichliche Unterstützung.«
»Wenn sie stirbt, ist es mir Dank genug. Und ihre Begleiterinnen. Besonders die blonde Frau, die meinen Sohn betörte und damit den Segen Khatastas vernichtete.«
»Ich verspreche es.« Der Maskierte legte Aridas die Hand auf die Schulter. »Ich bewundere Eure würdevolle Haltung, Herr. Ihr tragt den Tod wie andere einen Siegelring tragen.«
»Es soll sein«, murmelte Aridas müde. »Der Widersacher muss aufgehalten werden. Das allein zählt.«
Vierter Teil
Jana Paradigi
Das flüsternde Orakel
1.
»In Ordnung, ihr habt gewonnen.« Mit einem Seufzer streifte Seiya den schweißdurchtränkten Mantel mit der Silberborte ab und ließ ihn hinter sich in den Sand gleiten. Jede Bewegung ein Ausdruck purer Eleganz und Würde, trotz der vielen Stunden, die sie bereits zu Fuß durch diese verfluchte Wüste stapften.
Shanija rieb sich mit dem abgerissenen Wadenteil ihrer Hose über die Stirn und zupfte ihr Kopftuch-Provisorium wieder gerade. »Es war unvernünftig, dich so lange an ein reines Luxusgut zu klammern. Durch das Schwitzen verlierst du nicht nur Wasser, sondern auch lebenswichtige Mineralstoffe und Salze.«
»Du musst gerade reden! Nur weil du deine Klamotten in Fetzen reißt, kaschiert das nicht die weißen Ränder unter deinen Achseln – von den verräterischen Gerüchen ganz zu schweigen!«
»So ist das nun mal, wenn kein Diener bereitsteht, der dir Luft zufächelt, dich mit Puder bestäubt und mit Wässerchen wohlduftend macht, Prinzesschen«, mischte sich As’mala ein und wischte sich dabei demonstrativ den Schweiß von Hals und Armen.
»Pah! Wer hat sich denn auf fürstlichen Betten gewälzt?« Seiyas sonst so liebreizendes Gesicht verzog sich zu einer Fratze, die jeden gewöhnlichen Angreifer in die Flucht geschlagen hätte – nicht aber As’mala.
Als Diebin und Lebenskünstlerin prallten Worte an ihr ab wie Regen von ihrer Lederkluft. Sie klimperte mit den Lidern, drehte gespielt eine Strähne ihrer blonden Haare um den Finger und sagte: »Ich bin ein Schwitzschwein, du bist ein Schwitzschwein, wir alle sind Schwitzschweine!«
»Ich bin ...« Seiya schnappte nach Luft.
»Wahrscheinlich haben die Kryphone sich deshalb entschieden, mitten in der glühendheißen Einöde zu landen und uns wie Zecken von ihren Rücken zu schütteln.«
»Oder deine Matratzenkunst ist doch nicht so erfüllend wie dein Schmollmund verspricht. Wenn das der Dank für eine Nacht war«, konterte Seiya mit der ihr höchstmöglichen Bissigkeit.
Shanija lachte. »Es ist wahrlich ein Spaß, mit euch beiden unterwegs zu sein. Eine bessere Truppe könnte ich mir nicht erträumen. Immer kampfbereit.« Sie zwinkerte der Prinzessin zu und gab As’mala einen kräftigen Knuff auf den Oberarm.
»Oje, sie hat gute Laune und lacht! Unsere Göttin hat ’nen Sonnenstich. Schnell ein Schirmchen!«, flachste die, packte eine von Seiyas luftigen Wickelrocklagen und hielt zur Veranschaulichung ihr Stilett darunter.
»Hey, das ist Seide!«
»Für den Colonel nur das Beste.«
Colonel
, Shanijas Rangbezeichnung, weckte Erinnerungen. Sie strich über das Drachenamulett in der Mitte ihres De- kolletés. Noch vor einigen Erdenwochen war sie Geschwa- derkommandantin gewesen und Pong nichts weiter als ihr Gefechtsmodul – ein künstliches Bindeglied zwischen ihr und dem Bordcomputer. Zwar hatte er sich nach langen Jahren der Zusammenarbeit an sie und ihre Denkprozesse angepasst, war aber nicht annähernd so motzig und emotionsgetrieben gewesen wie jetzt als Drache.
Was Chuck wohl zu diesem ganzen Schlamassel sagen würde?
Er war – neben ihr – der Letzte der W ILD R AMS gewesen, der im Kampf gegen
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