SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition)
die Quinternen gefallen war. Jeder Einzelne ihres Geschwaders hatte zweihundert Prozent gegeben und trotzdem hatten sie verloren. Nur Shanija war übrig, durch einen Zufall in den Sog von Ereignissen geraten, die ihr Verstand immer noch in den Bereich der Märchen einordnete. Genauso verrückt wie ein System mit drei Sonnen, drei Monden und dem Gasriesen Fathom war auch das Leben auf Less. Das Undenkbarste schien möglich.
Und genau deshalb muss ich schnellstens diesem Zentralarchiv, muss mithilfe der Bibliothekare die Urmutter finden, um von ihr erfahren, wie ich diesen Alptraum verlassen kann. Die Gegner haben eine Schlacht gewonnen, aber der Krieg ist noch nicht vorbei, nicht solange ich den Kristall mit den Plänen in Händen halte
.
Sie streichelte Pong über die Schnauze bis vor zu den winzigen Nüstern.
Pass gut auf deinen Schatz auf, mein Kleiner, er soll eine ganze Welt retten
.
Während sich ihre Begleiterinnen immer unflätigere Bemerkungen an den Kopf warfen, suchte Shanija in der Ferne nach einer rettenden Insel im Wüstenmeer. Ihr Blick wanderte kilometerweit voraus, ohne an etwas hängen zu bleiben. Die Landschaft war so ebenmäßig, als hätte ein Gärtner sie geharkt und plan gewalzt.
Seit ihrer unfreiwilligen Landung waren sie keinem Tier und keiner noch so unscheinbaren Pflanze begegnet. Da waren nur diese durchsichtigen Formationen. Wie zufällig aus flüssigem Glas vom Himmel getropft, ragten sie in den Himmel, fingen die Sonnenstrahlen ein und schleuderten sie als reflektierende Blitze ins Auge des Betrachters. Wenn der Wind sich erhob, sangen die Gebilde ihr hohes vielstimmiges Lied.
Doch Shanija spukte eine andere Melodie im Kopf herum. Der gemurmelte Singsang verfolgte sie, seit sie die schwebende Stadt verlassen hatten. Ob er von den Greifen ausgegangen oder ein Echo der Festgesänge aus dem Palast war, konnte sie nicht bestimmen. Etwas Berührendes ging davon aus, etwas Aufwühlendes, das ungewohnt viele Erinnerungen in ihr weckte.
Du darfst dich nicht gehen lassen
, befahl sie sich selbst.
Was sind die obersten Regeln? Überblick verschaffen. Truppe zusammenhalten. Lage sichern
. Sie richtete sich auf und straffte die Schultern.
Diese Glasfiguren können nur durch ungeheure Hitze entstanden sein
.
Mit jeder Stunde, die verstrich, wuchs ihr Unbehagen. Überall gab es Anzeichen dafür, dass eine Wüste auf Less nicht zwangsläufig mit einer Irdischen vergleichbar war. Unter der obersten Sandschicht spürte sie Adern aus Glas in ihre Stiefelsohlen schneiden.
Dieser Tandstrich strahlt den Charme einer Todeszone aus. Und das sicher nicht ohne Grund. Nichts wie weg hier!
»Hey, ihr Kampfhennen! Spart eure Kräfte. Ich will keine Nanosekunde länger in dieser Hitzehölle verbringen als unbedingt nötig. Pausen werden erst gemacht, wenn keiner mehr da ist, um die Schlappmacher hinter sich herzuschleifen. Klar?«
Die Lautstärke und Entschlossenheit in Shanijas Stimme riss die beiden aus ihrem Zwist.
»Mehr als klar«, bestätigte As’mala und salutierte.
Seiya nickte. »Mich macht diese Weite auch nervös. Ohne einen Zielpunkt hat man das Gefühl, auf der Stelle zu treten.«
Aber einen genauen Zielpunkt hatten sie offen gestanden auch beim Abflug von Khatasta nicht gehabt, nur eine Himmelsrichtung: Irgendwo im Osten warteten Antworten auf sie.
2.
So tot. So unerbittlich. So schön
. Mun stand auf einer der zahlreichen Aussichtsplattformen des gelben Viertels und blickte auf die Wüstenlandschaft hinunter. Bis zum Horizont erstreckte sich die Einöde, flimmerte in der Mittagssonne, wallte regelrecht. Hier und da blitzten meterhohe Glassplitter auf – zu Skulpturen geschmolzener Sand.
In Muns Augen war Sand wie ein Raubtier: er schlich sich an, umzingelte seine Beute, lauerte ihr auf und sprang sie erst an, wenn sie erlahmt oder unaufmerksam geworden war. Schwaches und Gebrechliches war dem Sand hilflos ausgeliefert. Aber nicht jeder ließ sich so leicht verschlingen; Mun nicht und sicher auch
sie
nicht.
Er zog die Kapuze tiefer ins Gesicht, kniff die Augen zusammen und suchte in der flimmernden Ferne nach der Frau, über die in gewissen Kreisen ein Gerücht umging. Es hieß, die Trägerin der Sonnenkraft sei auf dem Weg.
Schneller noch als Rubin den Himmel durchwanderte, hatten sich die Legenden über ihre gewaltigen Kräfte verbreitet. Kein Tag, keine Stunde verging, in der nicht eine weitere phantastische Geschichte durch die Gassen dieses Ortes wehte – und das nicht nur im
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