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SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition)

SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition)

Titel: SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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Quell unterhalb der Flüstertüte oder aus den Brunnen rund um den Eingang entnehmen durfte. Gärten – besonders solche mit richtigen Bäumen – gab es dennoch nur wenige. Schon die Konstruktion des Trägergerüsts hatte sicher ein Vermögen gekostet, ganz zu schweigen von den Leitungsrohren für die Bewässerung.
    Mit geschlossenen Augen lauschte Mun der nächtlichen Musik. Hier und da raschelten Blätter. Irgendwo zirpte ein Tier, brummte ein Insekt. Gott oder Dämon, wer hatte diese Vielfalt an Leben hervorgebracht?
    Dur,
der Ewige
, wurde bereits seit über tausend Jahren als Erschaffer verehrt. Die Anhänger der
Sekte des Erlösers
priesen seine schöpferische Macht. Der offizielle
Verkünder
dieser Sekte, der nichtmenschliche Aliandur, sprach vom Herrscher aller Herrscher, der im Augenblick der Passage beide Universen, die er erschaffen hatte, vereinigen würde.
    Hierzu gab es allerdings eine Gegenströmung, die sich einst von der ursprünglichen Sekte abgespalten hatte. Die
Warner
unter Führung des gesichtslosen, masketragenden Corundur sahen Dur inzwischen als Bedrohung an. Sie bezeichneten ihn als den ewigen Widersacher, der bei der Passage die beiden Universen zwar miteinander verband, sie aber in die Hölle verwandelte, was unweigerlich den Untergang der Schöpfung auf dieser Seite hervorrief. Deswegen hatte der Anführer der Sekte sich auch den Namen Corundur gegeben, »Feind des Dur«, als Gegensatz zu Aliandur, »Sprecher des Dur«.
    Mun betrachtete in seiner Funktion als Adept das bevorstehende Ereignis aus einem nüchterneren Blickwinkel. Ja, es würde diesen Riss im Kontinuum geben, das war erwiesen. Und es mochte sich dadurch vielleicht sogar eine Verbindung zu einem anderen Universum öffnen. Doch ob für die Folgen Gott,
Dur der Erlöser
oder
Dur der Widersacher
verantwortlich gezeichnet werden konnte, wagte Mun nicht vorherzusagen, und er dachte auch nicht darüber nach. Spekulationen waren unwichtig. Für den Adepten zählten ausschließlich mit eigenen Augen aufgenommene Informationen ohne Wertung und Gefühlsfärbung.
    Liebe, Hass, Leidenschaft – all das schwächte den Geist.
    Shanija Ran war dafür ein gutes Beispiel. Sie kämpfte innerlich wie äußerlich mit ihren ganz eigenen Dämonen. Wer hinter dem heutigen Angriff auf sie steckte, konnte Mun nur vermuten. Aber er wusste, dass man es wieder versuchen würde.

    Der Ausgang der Ereignisse geht mich nichts an
, ermahnte er sich selbst. 
Ich bin Beobachter. Ein Gefäß, das Informationen aufnimmt und beizeiten wieder abgibt. Mehr nicht
.
    Er atmete tief ein und aus, schob die Gerüche und Geräusche beiseite und versenkte sich für das allabendliche Ritual in vollkommene Stille. Dann holte er das Etui aus seinem alten Beutel, entnahm das Messer, spannte einen Riemen zwischen Zeh und Hand und begann mit der Rechten die Rasierklinge Strich um Strich über das abgewetzte Leder zu ziehen.

10.
    Nach einem turbulenten Tag und einer von Verlangen und Reue halb durchwachten Nacht drängte es Shanija mehr denn je zur Weiterreise. Die ersten Sonnenstrahlen ließen die Stelenstadt erglühen, als sie aufstand.
    As’mala und Seiya teilten sich das Doppelbett im Zimmer nebenan.
    Muksch wollte unbedingt bei Shanija in dem Einzelbett schlafen. »Wie kann ein so kleines Wesen nur so laut schnarchen?«, schimpfte sie übernächtigt.
    Muksch brummte.
    »Tu bloß nicht so unschuldig. Schau dir meine Füße an! Überall blutige Kratzer, nur weil du schlecht geträumt hast.«
    Der flauschige Bär klimperte mit seinen großen runden Augen und rieb sich den Bauch.
    »Ich habe deinetwegen Schmerzen, und du verlangst nach Futter?« Shanija beugte sich drohend über das zusammengekauerte Knäuel. Doch dann entspannten sich ihre Gesichtszüge, ihre Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. »Gut, du hast gewonnen. Aber erst wecken wir die anderen.«
    Shanija zwängte sich in die hautenge Dreiviertelhose und die seitlich geknöpfte Korsage, schlüpfte in die Stiefel und striegelte ihre Lockenpracht notdürftig mit den Fingern. Ob Darren Hag wohl braunes Haar mit Rot mochte?
    Ach was! Der mag nur sich selber und lässt sich bestimmt in jeder Stadt von einer anderen anbeten
.
    Trotzdem hätte sie diesen Mann mit den Marmoraugen gern wiedergesehen. Für den unangebrachten Ausbruch gestern Abend war eine Entschuldigung fällig, immerhin hatte er zum Essen eingeladen. Es wäre anständig, Lebwohl zu sagen.
    Einmal noch seine Stimme hören, mit der er sie so

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