SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition)
immer in ihren Knochen. Es war lange her, dass sie sich an jemandes Schulter gelehnt hatte. Aber sie war im Dienst. Und sie würde es bleiben, bis sie diesen Mond wieder verlassen und den Kristall mit den Geheimplänen zur Erde gebracht hatte.
»Wenn ich dieses Tüllkleid noch einen Tag länger tragen muss, sterbe ich«, sagte As’mala gerade, als die Tür aufging.
»Dann lass mich deine Rettung sein«, antwortete die Prinzessin und hielt ihr ein Bündel Kleider entgegen. »Und für unsere Geschwaderkommandantin ist auch etwas Passendes dabei.«
Shanija verzog skeptisch den Mund. »Ist es ein Rüschenkleid oder ein Blümchenensemble?«
»Glaubst du, ich kenn dich so schlecht?« Seiya zwinkerte. »Rauschender grellroter Taft mit einer knallgrünen Schleife, natürlich!« Als sie Shanijas entsetztes Gesicht sah, lachte sie. »Das war ein Scherz!«
As’mala breitete die Stücke auf dem Doppelbett aus. »Schick! Ab sofort frage ich in modischen Dingen nur noch dich, Prinzessin. Lederkluft für mich, Heldenkostüm für den Colonel.«
»Alles, nur kein Tüll«, sagte Shanija.
Der Nebenraum der Wirtsstube, den Darren Hag für sie reserviert hatte, war klein, aber angenehm sauber und behaglich eingerichtet, und vor allem abseits aller neugierigen Augen gelegen. Statt der in den Gassen üblichen Fackeln, die ihre rußigen Spuren in Haaren und Kleidern hinterließen, verbreiteten muschelartige Wandleuchter ein warmes goldgelbes Licht im Raum. Bratenduft wehte aus der nahe gelegenen Küche heran. Die Holztische waren mit Decken und Kerzen geschmückt. Auf den Bänken lagen Kissen.
Als Darren Hag ihr Eintreffen bemerkte, winkte er und stand auf.
Heuchler
, dachte Shanija und achtete bei jedem Schritt darauf, dass ihre olivfarbene Korsage nicht zu tief rutschte. Der Rest ihres Körpers steckte in einer dazu passenden, engen, knielangen Hose, die knapp unter dem Bauchnabel mit einem geflochtenen Gürtel gehalten wurde. Nicht gerade das, was die Erdfrau sich unter bequemer, zweckdienlicher Kleidung vorstellte, aber immerhin besser als ein Kleid.
»Drei wundervolle Damen an meinem Tisch – ich bin ein Glückspilz«, begrüßte sie ihr Gönner.
»Eher ein gerissener Verhandlungspartner«, entgegnete As’mala und lächelte kokett.
Darren Hag wartete, bis die Gefährtinnen sich gesetzt hatten, und goss Wein in bauchige Gläser. Ganz so, als wäre dies tägliche Routine für ihn. Seine Lippen behielten ein Lächeln in den Mundwinkeln. Seine Augen dagegen drückten eine überraschende Scheu aus.
»Einen ungewöhnlichen Schmuck tragen Sie da«, sagte er, während sein Blick kurz auf Shanijas Dekolleté verharrte, um dann weiter über die Tischdekoration zu gleiten.
Shanijas Hand schnellte instinktiv nach oben und bedeckte das Drachenrelief. »Was treibt Sie in diese bizarre Stadt? Geschäft oder Vergnügen?«, stellte sie Gegenfragen, um abzulenken.
»Ich bin beruflich hier.«
»Und was genau ist Ihr Beruf?«, hakte As’mala nach, während sie einen Tropfen Wein mit dem Finger am Rand abfing und ableckte.
Shanija betrachtete die Diebin von der Seite.
Das ist doch affig. Glaubst du, der fällt auf diese Masche rein?
»Ich bin Erfinder, Organisator, Mediator, Berater … je nachdem, was gerade gebraucht wird.«
»Und das offenbar ziemlich erfolgreich, so wie die Leute kuschen«, fuhr Shanija schärfer dazwischen als beabsichtigt.
»Ich bin zufrieden, wenn mein Auftraggeber zufrieden ist.«
»Und wer ist das in diesem Fall? Bauen Sie für den Bürgermeister des lila Viertels ein höheres Rathaus, oder waren Sie bereits erfolgreich für eine der anderen Seiten tätig?« Shanija hörte die Härte ihrer Worte und biss die Zähne zusammen.
Halt die Klappe. Er hat dir geholfen. Du hast keinen Grund, ihn so aggressiv anzugehen
.
»Mit Bürgermeister liegen Sie richtig. Allerdings wurde ich nicht um meine Dienste als Architekt gebeten, sondern als einfallsreicher Bastler. Ich soll die Flüstertüte reparieren.«
»Na, das wär aber auch wirklich an der Zeit. Dieses ständige Geschwätz macht einen auf Dauer wahnsinnig«, sagte As’mala und schenkte Shanija ein kurzes entschuldigendes Lächeln. »… im übertragenen Sinne, meine ich natürlich.«
Gehört das zu deiner Taktik? Mögliche Rivalinnen lächerlich zu machen?
, dachte Shanija verärgert und sagte an Hag gewandt: »Was genau ist eigentlich die Funktion dieser Flüstertüte?«
»Man sagt, sie könne jede Frage beantworten. Und so war es wohl auch bis
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