SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition)
frechcharmant herausgefordert hatte …
Dumme Schwärmerei. Was soll das bringen? Außerdem kenne ich nicht mal seine Zimmernummer
.
Ein bettelndes Fiepen erinnerte Shanija an ihr Versprechen. Mit einem Seufzer strich sie Muksch über den Pelz und klopfte dann kräftig gegen die Verbindungstür.
»Seid ihr wach? Zeit, aufzubrechen.« Sie meinte, jemand grunzen zu hören, bekam aber keine Antwort. »Also schön, ihr hab es nicht anders gewollt.«
Shanija zog die Tür auf und rief: »Los, Muksch, zeigen ihnen, was eine echte Stachel-Massage ist!«
Einen Augenblick später erklang ein Kreischen und Fluchen aus dem breiten Bett, die Decken wurden hoch gerissen, Kissen flogen durchs Zimmer, und zwei halb nackte, zerzauste Frauen sprangen schimpfend aus dem Bett.
Beim Frühstück unten in der Wirtsstube hoffte Shanija erneut, Darren Hag zufällig zu begegnen. Doch außer einem turtelnden Pärchen in pompösen, altertümlichen Kostümen tauchte so früh kein weiterer Hotelgast auf.
Während As’mala und Seiya die Sachen holten, überlegte Shanija, an der Rezeption eine Nachricht zu hinterlassen, entschied sich aber dagegen. Schließlich war sie nicht auf Vergnügungsreise. Und Darren Hag hatte sie wahrscheinlich schon als fehlgegangene Eroberung abgehakt und vergessen.
Heftiger Wind fegte durch die Gassen, als die Drei dann das Hotel verließen, kräuselte sich als schmaler Sandwirbel in den Ecken und Winkeln der Geschäfte und trieb den Passanten körnige Nebelschleier ins Gesicht. Eilig huschten die Leute vorbei, fest in Umhänge gewickelt, an die Häuserwände gedrückt. Es knarzte und krachte, quietschte und klapperte. Selbst die sonst so eindringliche Stimme der Flüstertüte schien durch die Windgewalten heiser geworden zu sein und beschallte die Stadt nur noch mit fern klingenden, krächzenden, abgehackten Satzfetzen.
Während sie sich bei Gegenwind den Weg hinauf zum Rathaus des orangefarbenen Viertels kämpften, bekam Shanija erneut das Gefühl, verfolgt zu werden. Sie sah um sich, spähte nach oben, in die höher liegenden Etagen, und glaubte für einen Moment, den Kerl in Mönchskutte in einer der Gondeln zu erkennen. Doch auf den zweiten Blick entpuppte sich die Gestalt als hagere alte Frau, die sich mühsam abseilte.
Endlich auf dem obersten Plateau angekommen, entschieden die Gefährtinnen, dass diesmal Seiya ihr Glück bei der Bürgermeisterin versuchen sollte.
Am Eingang waren weder die hünenhaften Frauen in Uniform zu sehen, noch eine Warteschlange. Das hieß entweder, dass die Audienz wetterbedingt ins Innere des Gebäudes verlegt worden war, oder dass die Reisenden erneut Opfer des Wer-baut-am-höchsten Possenspiels geworden waren.
Als Seiya nach nur wenigen Minuten zurückkehrte, befürchtete Shanija Schlimmes. Doch die Prinzessin wedelte mit drei grell orangefarbenen Papierstreifen und rief: »War kein Problem! Ich hab die Reisegenehmigungen!«
Der Wind fegte unter den Seidenstoff von Seiyas Kleid und wirbelte ihre langen schwarzen Haare durcheinander. Die ergatterten Objekte in ihrer Hand zappelten, als wollten sie sich aus dem Griff befreien.
»Hier«, sagte die Prinzessin und streckte Shanija die Dokumente entgegen, »aber pass gut darauf auf!«
As’mala klopfte Seiya anerkennend auf die Schulter.
»Gut gemacht. Endlich können wir diesen Käfig voller Spinner verlassen.«
Shanija nickte und ließ ihren Blick über den leeren Platz schweifen. »Genau das sollten wir schleunigst tun.«
Während sie die Stege, Hängebrücken und festgetrampelten Rampen nach unten zum Fuß der Flüstertüte eilten, wuchs der Wind zu einem ausgewachsenen Sturm heran.
Händler verschnürten mit Seilen und Planen ihre Habe, kämpften sich mit Handkarren durch die Gassen, räumten Fässer, Kisten und Töpfe zurück in die Geschäfte und schlossen die Fensterläden. Die Brücken schwankten abenteuerlich. Sand sammelte sich in jeder noch so kleinen Falte, rieb auf der Haut und kroch in alle möglichen Körperöffnungen.
»Dur wird kommen, um die Sünder von dieser Oberfläche zu tilgen, so wie einst die
Große Hitze
säubernd über das Land gerollt ist! Gereinigt werden wir auferstehen!«, mahnte ein langhaariger, ausgemergelter Mann in Lendenschurz, der dabei war, sich mit einem Lederriemen an einen Stützpfeiler zu binden. »Euch alle wird er verschlingen! Dich und dich, und dich!« Mit rot geäderten Augen starrte er die Gruppe an und zeigte mit seinem knöchrigen Zeigefinger nacheinander auf die
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