SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition)
beherrschte Prinzessin hämmerte mit der Faust gegen das Glas. »Aufmachen, sofort aufmachen! Hier ist Kundschaft!«
Endlich ging Licht an.
Fahrkartenschalter und Eingangshalle erstrahlten in einem warmen Goldgelb, das Shanija an den Abend mit Darren Hag erinnerte. Sie hatte sich schrecklich benommen; war blöde eifersüchtig gewesen, als As’mala versucht hatte, ihn zu bezirzen.
Ich hätte mich gern entschuldigt
, dachte Shanija.
Ich wäre gerne in seine Arme gesunken. Meine Hände in seinen Haaren, mein Körper an seinem …
»Colonel, die Reisegenehmigungen!«
Shanija sah die Prinzessin einen Moment lang fragend an, dann griff sie in ihre Provianttasche und zog die orangefarbenen Papiere hervor.
»Wohin fährt der nächste Zug?«, fragte As’mala.
Der Fahrkartenverkäufer zuckte mit den Schultern. »Das kommt ganz auf den Zug an.«
»Sagen Sie uns einfach, welcher Zug nach Osten fährt.«
Wieder ein Achselzucken. »Sie sind wohl das erste Mal hier, was? Aber ich denke, Sie haben Glück. Der Wind kommt von Westen, und auch ein Zug kann faul sein.«
»Was soll das hei…« Bevor As’mala ihren Satz beenden konnte, hatte der Schalterbeamte das Fenster bereits wieder
geschlossen, zog die Gardine vor und löschte das Licht.
Shanija griff sich an die Brust.
Pong. Es passiert schon wieder
.
Auf Kommando schälte sich der Drache aus seiner Ruhestatt und wirbelte in Kreisen und Kringeln durch die weitläufige gewölbte Eingangshalle. »Hui, was für ein Lüftchen!«
Seine Kapriolen erinnerten Shanija an etwas.
Himmelsschlachten. Die Quinternen. Chuck. Die verbotene Zone. Das Drei-Sonnen-System
. Sie spürte ihre Schläfen pochen.
Du bist Soldatin. Dein Auftrag kommt an erster Stelle. Halte den Blick auf das Ziel gerichtet und stemme dich mit jeder Faser deines Seins gegen den Feind
.
»Der Schatten. Er greift nach meinem Verstand«, sagte sie.
Sofort war der kleine Drache bei ihr, umkreiste sie, spähte nach dem Widersacher. »Ich höre ihn. Tausende kleiner Beine, die uns umzingeln«, meldete er.
»Wo ist er?«, fragte Seiya, die sich alarmiert Rücken an Rücken zu Shanija aufstellte. »Wie sollen wir gegen einen Feind kämpfen, der sich nicht zeigt?«
»Der wird sich schon noch zeigen«, sagte As’mala mit ruhiger Stimme. »Der spielt nur, bis er uns hat, wo er uns haben will.«
Die Gefährtinnen zogen ihre Waffen. Muksch machte sich auf seine Art abwehrbereit. Schritt für Schritt bewegten sie sich durch die Halle auf einen erleuchteten Durchgang zu, der hoffentlich zu den Gleisen führte. Die Wände waren mit Plakaten beklebt.
»Da! Der Mönch!« Shanija zeigte auf einen dunkelblauen Schemen, der sich draußen in den Schatten einer Häuserflucht drückte. »Bestimmt derjenige, der uns die ganze Zeit verfolgt! Schnell weiter!« Sie zwang sich zur Konzentration. Ihr Blick war auf den Adepten gerichtet, der immer noch abwartend draußen im Sturm stand, als sie plötzlich im Vordergrund eine Bewegung wahrnahm.
Vor ihr, mitten in der Halle, hockte wie aus dem Boden gewachsen ein faustgroßes Insekt und trillerte mit seinen Antennenfühlern.
Eine Ameise. Der wuselnde Schatten!
Im gleichen Moment zeigte sich der Feind in seiner vollen Stärke. Hunderte und Aberhunderte von Tieren strömten aus ihren Verstecken und formierten sich zu einem brodelnden schwarzen Teppich aus Fühlern und Beißzangen.
Shanija und ihren Gefährtinnen blieb nur ein Weg zur Flucht. Weiter den breiten Gang entlang. Pong flog an der Spitze voraus, und Muksch kam als wirbelnder Metalligel hinterdrein.
Ihre Schritte brachen sich hallend an den perlmuttfarbenen Wänden und vervielfachten sich zum Stakkato.
Komm und ergib dich mir
, hörte Shanija die Stimme in ihrem Inneren jetzt klar und deutlich säuseln.
»Raus aus meinem Kopf, du Feigling! Wenn du mich willst, dann stell dich mir! Zeig dich und kämpfe!«
Wie du willst
.
Vor ihnen verzweigte sich der Gang. Ein Weg führte bergab, der andere, schmalere in einem Bogen nach oben.
»Ich sehe den Zug!«, rief Seiya. »Der Bahnhof liegt unterirdisch.«
»Wartet! Das ist zu einfach. Die treiben uns in eine Falle!«, warnte Shanija plötzlich und warf einen Blick zurück.
Der krabbelnde Schatten sammelte sich am Rand der Gabelung, überschwemmte Wände und Decke.
»… und haben uns schon in die Zange genommen«, ergänzte As’mala und blieb gleichzeitig mit Seiya stehen.
Ein zweiter Pulk Ameisen hatte sich am Bahnsteig versammelt und walzte von unten auf sie
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