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schnell auf den Weg«, riet Shanija.
»Er will aber bei dir bleiben, der Gockel«, sprach As’mala dazwischen und grinste breit. Es schien sie nicht zu stören, dass Darren für sie nicht mehr erreichbar war. »Kapier das doch endlich, Shanija.«
»Aber warum?«
Da musste selbst Mun kurz lächeln. »Er hat dein Leben gerettet. Ich schätze, er möchte sich versichern, dass sich daran so schnell nichts ändert.«
»Willst du mich nicht an deiner Seite?« Darrens graue Augen ruhten sanft auf ihrem Gesicht. »Meine Fahrkarte habe ich schon.«
»Bist du nicht mit diesem Ein-Mann-Flieger gekommen?«
»Der war zum Verkauf bestimmt. Nach Fertigstellung wollte ich mit dem Zug weiter nach Osten. Das Archiv liegt schließlich im brodelnden Zentrum, wo es für jemanden wie mich einiges zu tun gibt.«
Shanija fiel es schwer, loszulassen. Aber es war an der Zeit. Welche Absichten Darren Hag auch immer hegte, er war stets da gewesen, wenn sie Hilfe gebraucht hatte. Sie würde es schon herausfinden, wie ernst es ihm war. Manchmal musste man auch ein Risiko eingehen. »Doch, es … wäre mir angenehm, wenn du mitkommst«, stieß sie hervor. »Und ich bin dir wirklich dankbar, was du für mich getan hast.« Plötzlich streckte sie sich und küsste ihn kurz auf den Mund.
Darren war so verdutzt, dass es ihm die Sprache verschlug.
»Ich glaube, unsere Kommandantin steht schon wieder unter einem Bann.« As’mala seufzte. »Falls jemand mal an mich denkt: Ich könnte jetzt einen ordentlichen Schluck Hochprozentiges vertragen.«
»Uns bleibt noch ein wenig Zeit«, mischte sich Mun ein. »Vor morgen früh geht kein Zug. Heute wird auch sicher kein Haftbefehl gegen Darren mehr erlassen.«
»Also dann, zurück ins Hotel«, schlug Darren vor. »Der Gastwirt schuldet mir ohnehin noch was.«
Zu fünft verließen sie das Schlachtfeld und humpelten durch den schwächer werdenden Sturm den beschwerlichen Weg zurück in die oberen Etagen der Gerüststadt. Als sie das Hotel erreichten, erklang ein fernes Alarmsignal.
»Was ist eigentlich mit den Myriaden kleiner Ameisen passiert?«, fragte Shanija, nachdem die Gruppe die Zimmer von neuem bezogen, ihre Wunden verarztet und sich zum Essen im Nebenraum der Wirtsstube versammelt hatten.
»Als der Megaparaponera über die Brüstung fiel, haben die Winzlinge gemacht, dass sie wegkamen«, erzählte As’mala und lachte. »So schnell konnten wir gar nicht gucken, da standen wir schon allein da.«
»Warum warst du eigentlich so früh bei der Flüstertüte, und in diesem Sturm?«, wollte Seiya von Darren wissen.
»Um mich von dem ewigen Geplapper nicht verrückt machen zu lassen, habe ich meine Arbeitzeit in die ruhigen Stunden verlegt, und der Sturm kam mir gerade recht.«
Mun war froh, dass sich offenbar niemand näher für das Innere des Bassins zu interessieren schien. Der Tod war aller Wahrscheinlichkeit nach eine Erlösung für den Draawen gewesen. Mun war sich zwar nicht ganz sicher, aber dieses Wesen hatte den Larvenartigen sehr ähnlich gesehen. Möglicherweise war der Draawe vor langer Zeit über die unterirdische Wasserquelle hierher geraten und begründete damit das Orakel. Die letzte Hitzekatastrophe schädigte seine Zellen vermutlich so schwer, dass sie sich nicht mehr regnerieren konnten. Die Zerstörung seines Schutzbehältnisses tötete ihn endgültig. Die große Flüstertüte würde nun für immer schweigen.
Doch das brauchte nicht jeder zu wissen. Für dieses Geheimnis war es jetzt nicht an der Zeit, gelüftet zu werden. Deshalb hatte Mun den Wurm vor Verlassen der Flüstertüte unauffällig in die Schlafmatte gewickelt, mitgenommen und in einem unbeobachteten Moment und mit gebührendem Respekt im Hotelgarten beerdigt.
Erst danach hatte der Adept die Einladung von Darren Hag, sich bei ihm im Zimmer mit einzuquartieren, guten Gewissens angenommen; selbst überrascht von der Selbstverständlichkeit, mit der er die Nähe zu anderen und die damit einhergehenden Gefühle zuließ, die als Folge dieses Entschlusses auf ihn einstürmten.
Er war es nicht mehr gewohnt, sich innerhalb eines sozialen Bundes zu bewegen. Doch vielleicht war es von Bedeutung, und er sollte dem nachgeben. Muns Blick glitt unwillkürlich zu Seiya, und er schrak zusammen, als sie ihn plötzlich ansprach: »Und dieser Megaparaponera war also so etwas wie ein Telepath mit hypnotischen Fähigkeiten?«
Mun nickte. »Diese Begabung kommt bei der Rasse häufiger vor. Die idealen Mörder. Denn sie schaffen
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