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erklärte Mun ruhig. »Einst ausgebildet von meinem Meister Alman a Sant, habe ich zahlreiche Prüfungen bestanden und diene seither dem Gemeinsinn der Bibliothekare. Es ist nicht die Kleidung, die mich zu dem macht, was ich bin, es ist die Gesinnung.« Er ging langsam auf den zerfallenen Rumpf des Megaparaponera zu, beugte sich über ihn und wischte den Chitinpanzer mit dem Ärmel ab. »Einem Adepten ist es streng verboten, Partei zu ergreifen oder sich aktiv ins Geschehen einzumischen. Hass, Gier, Leidenschaft – all das ist uns fremd.«
»Auch die Liebe?«, fragte As’mala ungläubig.
Der Mann mit dem kahl geschorenen Haupt lächelte. »Jedes Gefühl ist subjektiv, also eine Gefahr für die neutrale Dokumentation von Ereignissen.«
»Dann hat dieses Rieseninsekt entweder jede eurer Regeln missachtet, oder die Kutte war eine Verkleidung«, zog Darren daraus den Schluss.
Der Adept nickte. »Jemand, der die Sonnenkraft besitzt, zieht nicht nur die Aufmerksamkeit von Bewunderern auf sich.«
»Sonnenkraft?« Darren Hag schaute mit großen Augen in die Runde und blieb bei Shanija hängen. »Hast du noch mehr solcher Überraschungen auf Lager?«
»Noch einige«, antwortete sie und strich dabei über ihr Drachenrelief. »Aber erst sollten wir diese Situation klären.«
Mun nickte. »Ich kann euch keinen Beweis liefern, dass ich Adept bin, aber ich kann nachweisen, dass dieser Attentäter hier nicht zur Gilde gehört.« Er rubbelte über den Brustpanzer des Kadavers und hob ihn an. »Seht ihr diese Tätowierung? Es ist ein
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, das in der Mitte durch eine gezackte Linie gespalten wird – das Zeichen der Warner, einer Sekte, die Dur für einen Dämon hält und mit allen Mitteln zu verhindern versucht, dass er während der Passage in unser Universum übertritt.«
»Und weiter? Was hat das mit Shanija und der Sonnenkraft zu tun?«, bohrte Seiya skeptisch nach.
»Die Warner halten die Sonnenkraft für den Schlüssel. Sie glauben, Dur kann nur mit ihrer Hilfe in diese Welt kommen. Deshalb sollte die Trägerin der Sonnenkraft sterben.«
»Na, prima. Dann haben die anderen Sekten mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit auch ein Interesse an ihr«, ergänzte As’mala, während sie sich stöhnend die Schulter rieb.
Shanija runzelte die Stirn. »Worum geht es hier? Was für Sekten, welcher Dämon oder Gott?«
»Ich hab dir doch schon von der Passage erzählt …«, setzte As’mala an, doch Mun unterbrach sie.
»Ich schlage vor, diese Dinge später zu klären und erst eure Wunden zu versorgen«, sagte er. »Vorausgesetzt, ihr haltet mich nicht mehr für eine Bedrohung.«
Shanija zögerte, tausend Fragen brannten in ihr. Aber dann sah sie, wie erschöpft Seiya und As’mala waren, und auch sie selbst spürte bleierne Müdigkeit und einen heftigen Druck im Kopf. Wie durch ein Wunder war sie den Säureattacken entkommen … Sie zuckte zusammen. Muksch! Der stachelige Plüschbär hatte sich beim ersten Angriff für sie geopfert. Einfach so. Noch eine Schuld mehr.
Shanija straffte die Schultern und drängte den Schmerz um das freundliche kleine Wesen, das sie in der kurzen Zeit lieb gewonnen hatte, zurück. Umso bedeutender, dass sie sich wieder auf das Ziel konzentrierte, damit nicht alle Opfer umsonst waren. »Also gut, Adept, dann sag mir Folgendes: Kommen wir mit einem Zug von hier zum Zentralarchiv? Wie weit müssen wir fahren, was ist der schnellste und kürzeste Weg?«
»Wenn ihr erlaubt, werde ich euch gern persönlich dorthin führen«, antwortete Mun.
»Du willst dich unserer Gruppe anschließen?«, fragte Seiya misstrauisch. »Aber ich dachte, Adepten gehen keinerlei Bindungen ein?«
»Adepten nicht, aber Menschen«, antwortete der Kahlköpfige. »Ihr werdet mich brauchen, wenn ihr euer Ziel erreicht habt. Denn nur Wissensträgern ist es gestattet, das Archiv zu betreten. Und ich bin ohnehin auf dem Weg dorthin, wir würden uns also wahrscheinlich wiederbegegnen.«
»Ich bin auch dabei«, erklärte Darren Hag.
»Also steigst du mir doch nach«, konterte Shanija sofort.
Er grinste. »Nein, es ist eher … ich sollte mich hier nicht mehr allzu lange aufhalten. Die Flüstertüte ist endgültig hinüber, und das ist nicht gut für meinen Ruf. Ich habe hundertprozentige Wiederherstellung garantiert und mich im voraus bezahlen lassen, ein erkleckliches Sümmchen. Die Uriani hier sind ziemlich … sensibel. Ich könnte für lange Zeit ins Gefängnis wandern und unangenehme Dinge durchmachen.«
»Dann mach dich mal
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