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Wanst auf und hack dich in Stücke!«, schrie Shanija, duckte sich geschickt unter der dritten Fontäne hinweg. Sie wollte dem Megaparaponera gerade die Klinge durch das schmale Verbindungsglied zwischen Rumpf und Unterleib ziehen, als es in ihrem Kopf schrie:
Genug! Das Spiel wird lästig
.
Shanijas Körper fror mitten in der Ausholbewegung ein.
Eins …
Eine weitere Säureladung zischte um Haaresbreite an ihrer Schulter vorbei. Dann ein Aufschrei. As’mala! Aus den Augenwinkeln sah Shanija ihre Kampfgefährtin in die Knie sinken. Auch Seiya schien am Ende ihrer Kräfte angelangt zu sein. Ihre eisige Magie war nur noch ein Nebelhauch. Sie röchelte mehr, als dass sie atmete.
… Zwei …
Die Helferameisen rückten näher. Überfluteten das Kleid der Prinzessin und legten sich als wimmelnder Schatten über ihren Körper bis hoch zu ihrem Gesicht.
Ich muss etwas unternehmen. Eine Finte. Einen neuen Angriff. Irgendetwas!
Shanija versuchte sich zu konzentrieren, den geistigen Bann zu brechen.
Regelkatalog für eine scheinbar ausweglose Situation? Erster Schritt: Wahrscheinlichkeitsberechnung der möglichen Ausfallmanöver
. Aber dafür brauchte sie ihr Gefechtsmodul.
»Pong!«
Wie ein feuerroter Komet mit wehenden Barteln sauste der kleine Drache aus dem Dunkel des Gangs herbei, schlängelte sich durch die hoch schwappenden Insektentürme und rief: »Tu’s endlich! Setz die Sonnenkraft ein!«
Bevor sie widersprechen konnte, klatschte Pong gegen ihre Brust und verschmolz mit dem Relief.
Sie hatte doch keine Ahnung, was damals in Castata diese zerstörerische Energie freigesetzt hatte. Vielleicht war der Auslöser Verzweiflung, Mut, irgendein spezieller Gedanke gewesen? Sie musste es zumindest versuchen.
Feuerdrache, erscheine! Brenn, Ameise! Bei allem …
Ein stechender Schmerz tilgte die letzte verzweifelte Gegenwehr.
… Drei
.
12.
So muss sich eine Seifenblase kurz vor dem Zerspringen fühlen
. Der Megaparaponera verzog die Mandibeln zu einem Grinsen, schubste Shanija mit einem borstigen Bein rückwärts bis an den Rand der Plattform und stellte sich in Position für den tödlichen Schuss.
Das Vibrieren der Fühlerhärchen verriet Anspannung. Der sackartige schwarze Unterleib der Ameise lud die tödliche Säure mit sichtbaren Pumpbewegungen in die am Stachel befindliche Drüse.
Ist das mein Ende?
, fragte sich Shanija.
»Ist das mein Ende?«
, wiederholte die Flüstertüte.
»Nicht, wenn ich es verhindern kann!«
In dem Moment, als der Megaparaponera seinen Strahl abfeuerte, zog eine unbekannte Kraft Shanija über die Brüstung. Sie fiel ohne einen Laut.
Zeitgleich wurde das Rieseninsekt zur Seite gerissen, schleifte, wie von fremder Hand gezogen, über den Boden, wurde gleichfalls über das Geländer gehoben und ins Leere geschleudert. Sauste an Shanija vorbei.
Im Sturz sah Shanija nach oben. Darren Hag stand auf dem schmalen Umlauf des durch die Säureattacke beschädigten Tropfenbassins und blickte ihr nach; die Stirn in Falten gelegt, die Lippen aufeinander gepresst.
Der Megaparaponera kreischte, strampelte mit allen sechs Beinen und feuerte in wilder Raserei eine Säuresalve nach der anderen Richtung Shanija ab, während er wie ein Stein fiel.
Shanija jedoch nicht. Als würde sie der Schwerkraft trotzen. Wie eine Marionette an unsichtbaren Fäden wurde sie zur Seite, nach oben oder unten gezerrt und immer aus dem Bereich des Säurestrahls gehalten.
Nach drei Sekunden freien Falls klatschte die Riesenameise auf den Boden. Der Chitinkörper zerbarst. Borsten, Beine und Gedärm verteilten sich in der Eingangshalle der Flüstertüte. Auslaufende Säure fraß sich in den Sandstein und zeichnete ein schauriges Todesmuster.
Shanija dagegen wurde sanft in sicherer Entfernung abgesetzt. Ihr zitterten die Knie, und sie brauchte eine Weile, bis sie den Schrecken überwunden hatte und begriff, dass sie nicht nur am Leben war, sondern dass auch die geistigen Barrieren endgültig verschwunden waren. Sofort erinnerte sie sich an die Gefährtinnen. »As’mala! Seiya!«
Sie war schon drauf und dran, irgendwie die Fassade nach oben zu klettern, als sich endlich ein von struppigen schwarzen Haaren umrahmtes Gesicht über die Brüstung schob.
Die sichtlich angeschlagene Prinzessin hob die Hand. »Wir sind okay! Die Viecher sind weg. Wie hast du es angestellt, heil da runterzukommen?«
Shanija zeigte auf Darren, der immer noch auf dem Umlauf des kokonartigen Beckens stand und hektisch den sich rasch
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