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SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition)

SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition)

Titel: SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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ihre Oberschenkel und reckte auffordernd das Kinn empor. Katha stieg darauf ein und kraulte ihn am Hals. »Vielleicht finde ich ja wieder eine sprechende Puppe.«
    Shanija ging zu dem Mädchen und kniete sich neben sie. »Hast du deine Puppe verloren?«
    »Mein Bruder ist schuld, dass sie zerbrochen ist.«
    »Dein Bruder ist schuld, dass …?« Shanija stockte. Bilder aus ihrer Vergangenheit zwangen sie zum Schweigen. Sie hockte in ihrem kleinen Kinderzimmer, das sie mit ihrem Bruder Aaron teilte. Damals mit acht Jahren hatte sie noch nicht den Mädchennamen ihrer Mutter angenommen und hieß mit Nachnamen Tovan – wie ihr Vater. Barn Tovan, der Säufer, der Tyrann, der religiöse Fanatiker. Begriffe, mit denen die kleine Shanija nichts verknüpfte. Sie wusste nur, dass ihr Vater im Nebenzimmer schlief und schlecht gelaunt und nach Alkohol stinkend nach Hause gekommen war. Also plauderte sie leise mit ihrer Puppe.
    »Lyne, was willst du einmal werden, wenn du groß bist?«, fragte sie ihre Puppe.
    »Mutter«, antwortete Lyne gemäß ihrem Programm.
    »Das kann nicht alles sein«, regte sich in Shanija Widerstand.
    »Natürlich groß und schön.«
    Shanija fuhr sich durch ihre Locken. »Ich bin bereits schön«, antwortete sie und lachte.
    Plötzlich wurde die Tür aufgestoßen und ihr um zwei Jahre älterer Bruder trat ein.
    »Verzieh dich, ich brauche das Zimmer!«
    »Aber ich unterhalte mich mit Lyne«, begehrte sie auf.
    »Sei nicht albern. Lyne ist eine Puppe, die vorprogrammierte Sätze vor sich hinplappert«, erklärte der blonde Junge altklug.
    »Na und?«
    »Sprich mit ihr im Wohnzimmer«, beharrte er.
    »Ich will hier mit ihr sprechen.«
    Aaron entwand ihr blitzschnell die Puppe aus der Armbeuge.
    »Hey, gib Lyne zurück!«, schrie sie und fuhr hoch.
    Aaron streckte die Zunge heraus und schoss aus dem Raum. Shanija hinter ihm nach.
    »Hol sie dir! Hol sie dir!«, forderte er sie auf.
    Im Wohnzimmer verschanzte er sich hinter dem Esstisch. Ein paarmal rannten sie um ihn, sich gegenseitig anschreiend – bis Aaron in die Arme des Vaters lief.
    »Was ist das hier für ein Scheiß-Geschrei?«, brüllte er und riss Aaron die Puppe aus der Hand.
    »Shanija hat angefangen!«
    »Gar nicht wahr!«
    »Ist mir scheißegal!« Vater schüttelte drohend die Faust, in der er Shanijas Spielzeug hielt.
    »So etwas sagt man nicht«, maßregelte ihn Lyne.
    »Halt's Maul«, schrie Barn Tovan und schmetterte die Puppe gegen die Wand.
    »Lyne!« Shanija stürmte zu ihr. Der Kopf der Puppe hatte sich vom Körper getrennt und war in drei Teile zersprungen. »Lyne!«, schluchzte sie. »Es tut mir leid! Es tut mir so leid!«
    »Du sollst dein Scheiß-Maul halten!« Barn schritt zu Shanija und schlug ihr mit der flachen Hand gegen den Hinterkopf. Die Wucht des Aufpralls warf Shanija fast um. Barn setzte nach und zog die Hand zwei weitere Male durch. Shanija schluckte ihre Schmerzen und ihre Wut hinunter. Sie konzentrierte sich darauf, Lyne, ihre geliebte Lyne festzuhalten. Ganz fest.
    Barn ließ von ihr ab und durchquerte den Raum.
    »Wenigstens du bist ruhig«, sagte er zu Aaron und tätschelte ihm die Schulter, bevor er den Raum verließ. Shanija kauerte sich zusammen. Es wäre nicht das erste Mal, dass er zurückkehrte und sie erneut schlug. Diesmal vielleicht mit dem Gürtel. Eines Tages würde sie stark genug sein, sich zu wehren. Und dann würde Vater dafür büßen, was er Lyne angetan hatte.
    »Lyne, es tut mir leid«, flüsterte sie gebetsmühlenartig und schwor sich, ihrem Vater nie wieder den Triumph ihrer Tränen zu gönnen.
    »Wer ist Lyne?«
    Shanija saß wieder vor Katha, die Pong auf dem Schoß liebkoste. Irritiert blinzelte sie und spürte den salzigen Geschmack von Tränen auf ihren Lippen.
    »Habe ich laut gesprochen?«, fragte sie das Mädchen, während sie sich das Gesicht rasch mit dem Ärmel abwischte und gleichzeitig zu den Gefährten lugte. Sie unterhielten sich mit Samuno.
    »Nur gemurmelt«, antwortete Katha. »Wer ist Lyne?«
    Shanija erhob sich und streichelte die Wange des Mädchens. »Ein Teil meiner Vergangenheit«, sagte sie. »Wo ist dein Bruder?«
    »Verschwunden«, antwortete Katha.
    Shanija nickte und drehte sich um. »Pong, komm her! Wir gehen!« Zu Samuno gewandt sagte sie: »Danke für deine Mühe.«
    »Nicht so schnell, nicht so schnell.« Samuno eilte zu einer Tür neben dem Kristallberg und öffnete sie. Hinter ihr verbarg sich ein kleiner Raum, dessen Wände mit Schaumstoff beklebt waren. Er

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