SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition)
gegeben. Tjelo?«
»Ja, Kommandant?«
»Nachricht an den Arbeitstrupp: alles klar zur Verladung.«
Grüne Dunkelheit. Seiya öffnete die Augen. Noch immer diese Dunkelheit. Widerwärtiger Gestank stieg in ihre Nase und brannte scharf auf den Schleimhäuten. Mit einem Ruck fuhr die Prinzessin hoch und nieste mehrmals, um den bitteren Gestank loszuwerden. Schwindel erfasste sie, und sie sank wieder zurück.
Wo war sie? Der Boden unter ihr war seltsam hart und elastisch zugleich, wie zentimeterdickes Leder. Seiya blinzelte; allmählich konnte sie Einzelheiten an der hohen Decke erkennen. Ein mächtiges Gewölbe, das an die Rippenbögen eines Riesentiers erinnerte. Weder Stein noch Metall verband die Bögen, es schien vielmehr Gewebe oder speckiges Leder dazwischengespannt zu sein, denn es schien sanft hin- und her zu schwingen.
Eine Geschichte aus Seiyas Kindheit berichtete von einer gewaltigen Seeschlange, die aus dem See gekrochen kam und mehr als hundert Menschen verschlang, während sie sich durch die Straßen der Stadt wälzte und mit ihrem Leib Mauerwerk eindrückte. So könnten ihre Überreste aussehen …
Seiya versuchte sich zu erinnern, was mit ihr geschehen war. Da waren … wabernde Schatten gewesen, und ein violettes Glühen, das die Schlafkammer im Wirtshaus ausgeleuchtet hatte. Sie fröstelte.
Hinter Seiya erklang plötzlich ein Schaben, und sie zuckte zusammen. Die Dunkelheit verbarg die Ursache für das Geräusch. Ein grüner Punkt glomm auf, ein weiterer. Wie ein Steppenbrand breitete sich bald das grüne Leuchten aus, und begleitet von kratzenden und scharrenden Lauten ließ es die Weite des Raumes erahnen. Bewegung erfasste die Lichtpunkte, und wie Blütensamen in einem Wirbelsturm ballten sie sich zusammen und kreisten um Seiya. Das Surren wurde lauter, bedrohlicher.
Einen Steinwurf von ihr entfernt bildete sich eine leuchtende Öffnung. Kurz entschlossen kroch sie darauf zu, als ein fremdartiger Umriss darin erschien.
Der Sturm aus Lichtpunkten kam zur Ruhe und sie verteilten sich an den Wänden. In dem helleren Licht erkannte Seiya, dass die Architektur tatsächlich eher an das Innere eines Tieres erinnerte, als an von Menschen erdachte und geschaffene Bauwerke. Die Öffnung schloss sich wieder. Zurück blieb die fremde Gestalt, umgeben vom Leuchten tausender Insekten.
Mit eigentümlichen Bewegungen, so als verfüge das Wesen über zwei Gelenke je Extremität mehr als ein Mensch, kam es auf Seiya zu. Schaudernd erkannte sie Gliedmaßen mit gezackten Scheren, die sich ihr entgegenreckten; bizarr und seltsam geformt wie aus einem Alptraum. Das Wesen trug eine lange Robe, die vermutlich einen monströsen Leib verbarg. Aus einem dünnen Spalt an der Vorderseite der Robe und aus den ausladenden Ärmeln strömte ein stetiger Fluss grün schimmernder Leiber.
Die lidlosen, seitlich am dreieckig geformten Kopf liegenden Augen schienen jede Bewegung zu registrieren. Mandibeln bewegten sich in dem kleinen Maul, als es langsam näher kam.
Seiya schluckte.
Rr’b’trr
.
Sie schüttelte den Kopf.
Ich bin Rr’b’trr, die Sicherheit des Aderschlags
. Der Insektoide breitete seine Scherenklauen weit zu den Seiten aus.
Willkommen in der Tiefe
.
Es war keine Stimme, die Seiya hörte, sondern Gedanken waren plötzlich in ihr, als kämen sie aus ihr. Was erlaubte sich dieses Wesen? Sie würde einen Beweis ihrer Macht liefern, ihm deutlich machen, dass man sich mit Prinzessin Seiya besser nicht anlegen sollte. Seiya war längst nicht mehr das überbehütete adlige Mädchen aus der Mandiranei, sie wusste sich inzwischen zu wehren. Sie bemühte sich, die Kopfschmerzen und das unaufhörliche Surren zu vertreiben, griff tief in sich und erreichte, was sie wollte: ihre psimagische Kraft.
Seiya öffnete alle Schleusen und war fest entschlossen, ihrem Widersacher den Garaus zu machen. Doch es kam nichts. Kein kalter Hauch, der sich rings um sie ausbreitete und die Insektenbrut in klirrendes Eis tauchte. Noch einmal konzentrierte sie sich, setzte ihre Psimagie ein, wiederum vergeblich.
Ein höllisches Geräusch brandete durch das Gewölbe. Es klang wie eine Mischung aus explodierendem Glas und Metall.
Seiya sah, wie Rr’b’trr sich schüttelte. Sie brauchte keinen Dolmetscher, um zu erkennen, dass er sich auf ihre Kosten amüsierte und das fürchterliche Geräusch sein Gelächter war.
Doch so leicht gab sie nicht auf; stolz straffte sie sich. »Jetzt hör mal zu, du
Insekt
! Ich bin Seiya, Herrscherin
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