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SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition)

SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition)

Titel: SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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tobende Orkan zu einem milderen Sturm verebbte, dessen Auswirkungen er zu kontrollieren vermochte. Wie oft hatte er diesen verfluchten Tag wohl schon nacherlebt? Wie viele Male hatte er sich schon gefragt, ob er damals das Furchtbare hätte verhindern können? Natürlich, er war ein Kind gewesen, gerade einmal sechs Jahre alt, doch das schien ihm in diesen Momenten nicht bedeutsam zu sein.
    Die Gaslampe an der Wand seines Quartiers war erloschen. Vermutlich hatte sie einer der Schüler der Nachtwache ausgedreht. Durch die halb geöffnete Tür fiel ein wenig Licht aus dem Gang in die Wohnzelle. Im Zentralarchiv wurden Türen grundsätzlich nicht geschlossen. Im
Hort des Wissens
gab es keine Gefahren. Zudem durfte der
Kreis der Bemühung
ohnehin ausschließlich von Adepten, Schülern, Auserwählten und Draawen betreten werden – und die waren über alle Zweifel erhaben.
    Mun erhob sich lautlos von seinem Lager und verließ das kleine Zimmer. In der freien Natur bereitete es ihm wenig Mühe, die jeweilige Tages- oder Nachtzeit zu bestimmen. Im Zentralarchiv war das anders. Hier gab es keine Anhaltspunkte, nach denen er sich richten konnte. Keine Sonnen oder Monde am Himmel, keinen Wind, der die Blätter der Bäume bewegte, keine Moose, Blüten und Gräser am Boden. Nur Stille.
    Das Archiv war ein Labyrinth, wie es auf ganz Less wohl kein zweites gab. Man konnte tagelang durch die Gänge und Räume streichen, ohne einen einzigen Ort zweimal zu betreten. Während der Ausbildung kursierten unzählige Geschichten über Schüler, die auf dem Weg zum Unterricht falsch abgebogen waren und sich rettungslos verirrt hatten. Einer aus Muns damaligem Jahrgang hatte sogar ernsthaft behauptet, in einem abgelegenen Gang ein Skelett entdeckt zu haben, die Überreste eines jener Bedauernswerten, denen die Größe und die verwirrende Architektur des Archivs zum Verhängnis geworden war. Beweisen konnte er seine Behauptung allerdings nicht, da er den betreffenden Gang angeblich nicht mehr wiederfand.
    In einem der Speisesäle suchte der Adept einen Wasserspender auf. Das klare, kalte Nass wurde über ein ausgeklügeltes Leitungssystem von mechanischen Pumpen tief aus der Erde gefördert; aus Quellen, die auch den großen See speisten. Mun tauchte beide Hände unter den plätschernden Strahl und benetzte sein Gesicht. Die Kühle tat gut, machte den Kopf klar, ließ die Gedanken fließen.
    In den vergangenen Tagen hatte Mun des öfteren darüber gegrübelt, ob sein Zusammentreffen mit Shanija Ran ein Zufall gewesen war. Während seiner Ausbildung hatten die draawischen Lehrer immer wieder erwähnt, dass es nach Ansicht vieler Völker auf Less so etwas wie Zufall gar nicht gab. Der Adept erinnerte sich gern an die langen Diskussionen, die er als Schüler mit seinem Mentor Taardar geführt hatte. Dieser hatte oft behauptet, dass das, was die meisten gemeinhin als Zufall bezeichneten, nichts weiter als ein Mangel an Informationen war.
    »Wenn uns sämtliche Fakten zur Verfügung stünden«, hatte der Draawe in seiner typischen, etwas lethargischen Sprechweise ausgeführt, »und wenn wir alle Regeln und Gesetze der Natur kennen würden, dann könnten wir jedes Ereignis, jede Entwicklung, jede Reaktion exakt vorherbestimmen.«
    »Aber wäre das nicht das Ende aller Dinge, Meister?« hatte Mun stets gefragt. »Wenn es keine Geheimnisse mehr gibt, wenn wir alle Antworten kennen, würde die Welt dann nicht aufhören zu sein, weil nichts ohne Grund existieren kann?«
    »Das ist wohl möglich«, hatte die Antwort des Lehrers gelautet, »doch wir dürfen nicht aufhören zu fragen, nur weil wir uns vor den Antworten fürchten …«
    Mun wusste nicht, ob Taardar noch lebte. Er hätte seinen Mentor gern wiedergesehen, aber die wenigen Tage, die ein Adept im Rahmen seiner Entbürdung im Zentralarchiv verbrachte, ließen kaum Zeit für Persönliches.
    Allerdings würde er nach Informationen über die Urmutter suchen, wie er es Shanija versprochen hatte. Die Urmutter-Legende war weit verbreitet, und Mun, der schließlich ein Mensch war, hatte schon einmal im Archiv nach Hinweisen gesucht, die das Gerücht als Wahrheit belegten. Damals hatte er nichts gefunden, aber das musste nichts besagen. Das gesammelte Wissen war riesig, und nicht alle Stichwörter miteinander in Querverweisen verbunden, auch wenn ständig daran gearbeitet wurde. Vielleicht hatte Mun diesmal mehr Glück.
    Shanija faszinierte Mun auf eine schwer zu beschreibende Weise, und das hatte

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