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SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition)

SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition)

Titel: SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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Achtlos ließ er den abgewetzten Lederbeutel auf den Steinboden vor der primitiven Bettstatt fallen. Er enthielt alles, was er besaß. Als Adept des Zentralarchivs benötigte er nicht viel. Ein paar Kleider zum Wechseln, eine dünne Flechtmatte für die kühleren Nächte unter freiem Himmel, einige Bücher, Schreibgerät und Papier, sein Rasiermesser sowie die schmale Flöte, die ihm einst sein Vater geschnitzt hatte, und die das einzige Erinnerungsstück an seine Eltern darstellte, das ihm geblieben war. Er hatte bis heute nicht gelernt, darauf zu spielen.
    Vielleicht sollte er sich eines Tages mehr mit solchen Dingen beschäftigen, auch wenn die Bibliothekare es nicht wünschten.
    Minutenlang stand der Mann einfach nur da und lauschte auf den eigenen Herzschlag und das leise Rauschen des Blutes in seinen Ohren. Die Stille im Zentralarchiv war nahezu absolut und bildete einen schmerzhaften Gegensatz zu der allgegenwärtigen Rastlosigkeit, die in der Stadt und vor dem Weißen Portal geherrscht hatte. Mun genoss die Ruhe in vollen Zügen. Er war nie ein Stadtmensch gewesen. Auf seinen Reisen mied er die größeren Ansiedlungen oft ganz bewusst, zog das Schlafen in freier Natur jedem Bett, wie bequem es auch sein mochte, vor. Er war sich selbst genug und hatte gelernt, dass Einsamkeit nichts war, vor dem man sich fürchten musste. Im Gegenteil.
    Der Empfang durch einige Schüler im dritten Ausbildungsjahr war für die hiesigen Verhältnisse beinahe herzlich gewesen. Immerhin war Mun so etwas wie eine Berühmtheit – zumindest für die angehenden Adepten. Als erster und bislang einziger Mensch, der es je in die Gilde der Wissensträger geschafft hatte, war er ein Exot, eine Ausnahme, dessen Geschichten inzwischen an vielen Feuern und in zahlreichen Schankstuben die Runde machten.
    Die Schüler, darunter auch ein Kuntar namens Kelcheck, dessen Echsenkopf ständig ruckartig hin und her ging, hatten sich vorschriftsmäßig verneigt und Mun schweigend in sein Quartier geführt, doch das Glühen in ihren Gesichtern verriet, dass sie ihn am liebsten mit Fragen gelöchert hätten. Der Adept versprach der Gruppe, sich am kommenden Tag in einem der Speisesäle einzufinden und von seinen
Abenteuern
zu erzählen. Dann hatte er sich einige Stunden der Meditation hingegeben.
    Draußen legte sich in diesen Minuten bereits die Dämmerung über Lakara und Burundun; hier dagegen, im Innern des Archivs, erhellten zahlreiche Gaslampen die Hallen und Gänge. Mun nahm eines seiner Bücher aus dem Lederbeutel und ließ sich auf das karge Lager sinken. Schon nach den ersten paar Absätzen wurden ihm die Lider schwer. Er merkte nicht mehr, wie ihm das Buch aus den Fingern rutschte und er in die Welt der Träume hinüberglitt.

    »Mun! Komm sofort ins Haus!« Die Stimme des Vaters klang unnatürlich laut und erinnerte den Jungen an das Splittern des Eises im Frühling, wenn die Strahlen der drei Sonnen die gefrorene Oberfläche des kleinen Teichs im hinteren Teil des Gemüsegartens aufbrechen ließen. Im ewigen Schatten der übermächtigen Kalten Berge des Kulatmassivs gab es hier tatsächlich Frost und Dunkelheit, ganz im Gegensatz zu den meisten anderen Gegenden, von denen der kleine Mun gehört hatte. Er hielt in seinem Spiel inne und sah zum Haupthaus hinüber. Kelt Lanaka stand auf dem staubigen freien Platz vor der Veranda und winkte aufgeregt seinem sechsjährigen Sohn, zu ihm zu kommen.
    »Ach, Pap!«, rief Mun und ließ die Mundwinkel nach unten hängen. »Es ist doch nicht mal Dämmerung. Nur ein paar Minuten!«
    Der groß gewachsene Mann, in dessen Gesicht die harte Farmarbeit und die strenge Witterung auf der Nordhälfte des Kontinents deutliche Spuren hinterlassen hatten, holte tief Luft und stemmte die riesigen Hände in die Hüften. »Mun!«, rief er so laut, dass die Gareks im nahe gelegenen Gehege nervös zu grunzen begannen. »Ich wiederhole es nicht noch einmal: Komm sofort ins Haus!«
    Der Junge wusste sehr genau, wann es an der Zeit war, den Anweisungen des Vaters Folge zu leisten. Zwar hatte ihn Kelt Lanaka noch nie geschlagen, aber es gab andere Strafen, die den schlanken Blondschopf weit schlimmer getroffen hätten als eine Tracht Prügel. Ein Reitverbot auf den Gareks zum Beispiel. Oder der Entzug der Erlaubnis, nach der Ernte der Milik-Stauden auf dem Grasboden in der Scheune spielen zu dürfen. Mun legte die Stirn in Falten. Nie zuvor hatte er seinen Vater derart erregt erlebt. Er sammelte hastig die Kuru-Hölzer

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