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SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition)

SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition)

Titel: SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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Kräfte anderweitig brauchen.«
    Legetar dachte einen Moment nach, senkte dann stumm den Kopf, stand auf und verließ wortlos den Speisesaal. Fünf Minuten später tat Mun es ihm gleich.

»Wissen führt selten zu Erkenntnis. Statt dessen produziert der Zuwachs
an Wissen immer neue Fragen. Deshalb ist das Universum ewig.
Deshalb wird die Suche nach Wissen niemals enden.«

Aus den draawischen Zeugnissen,
Lehrstoff für Adepten im ersten Ausbildungsjahr.
2.
    Mun wusste, dass etwas Furchtbares geschehen war. Er hatte sich im hintersten Winkel des Depots zusammengekauert und die Arme um die an den Körper gezogenen Beine geschlungen. Er wollte nicht weinen, wollte so stark und tapfer wie sein Vater sein, aber die Tränen ließen sich nicht zurückdrängen. Die kurzen, spitzen Schreie der Mutter hallten noch immer in seinem Kopf nach. Beinahe wäre er aus seinem Versteck hervorgekrochen und hätte nachgesehen, ob es ihr gut ging. Gerade rechtzeitig fiel ihm ein, dass er dafür sein Versprechen hätte brechen müssen, seinen Schwur. Auch wenn er mit seinen sechs Jahren erst vieles lernen musste, eines wusste er ganz sicher: Einen Schwur brach man nicht. Niemals!
    Und so war er in das Dunkel zwischen den Mehlsäcken eingetaucht, hatte sich so klein wie möglich gemacht und schließlich die Finger in die Ohren gesteckt. Gehört hatte er die Fremden trotzdem. Ihr lautes, böses Lachen, ihre heiseren Stimmen, die Worte riefen, die er nicht kannte und die ihn dennoch frösteln ließen. Kurz darauf wurde die Decke des Depots von schweren Schritten erschüttert. Die Männer hatten die Vorratskammer entdeckt und quittierten ihren Fund mit erfreutem Johlen.
    Nie zuvor in seinem Leben hatte sich Mun so elend gefühlt wie in diesen Stunden, nicht einmal, nachdem er vor einigen Lunarien die verbotenen Tannbeeren genascht hatte, die er im Wald gefunden und die ihm drei Tage Magenkrämpfe eingebracht hatten. Doch ein gnädiges Schicksal war auf seiner Seite. Die Klappe im Boden blieb von den Eindringlingen unbemerkt. Nach einigen Minuten herrschte wieder Ruhe. Vermutlich hatten die Fremden die Fächer und Regale leergeräumt und waren nun damit beschäftigt, sich die Bäuche vollzuschlagen.
    Die Zeit wollte nicht vergehen. Und die Männer wollten offenbar nicht verschwinden. Der im Depot allgegenwärtige Mehlstaub kitzelte in Muns Nase, ihm war heiß und er hatte schrecklichen Durst. Irgendwann hielt er es nicht mehr aus. Die Stimmen waren leiser geworden, kamen aus größerer Entfernung. Der Junge nahm an, dass sich die ungebetenen Gäste auf dem freien Platz zwischen dem Haupthaus und der Scheune aufhielten.
    Mun wagte kaum zu atmen, als er die Klappe zur Vorratskammer öffnete. Seine Beine zitterten, als er sich vorsichtig über den rauen Dielenboden schob. Die Tür zur Küche war geschlossen. Wie er vermutet hatte, war die Kammer leer. Die Scherben einer zerbrochenen Weinflasche glitzerten matt im herrschenden Dämmerlicht. Ansonsten hatten die Fremden nichts zurückgelassen.
    Erneut traten Mun die Tränen in die Augen. Die gesamte Kaltzeitreserve – verschwunden! Für einen Moment überlagerte der Zorn seine Furcht. Es war ein gutes Gefühl. Er wusste, wo sein Vater die doppelläufige Jagdflinte aufbewahrte, und auch wenn es ihm streng verboten war, nur in die Nähe des stets mit einer Kette und einem Vorhängeschloss versperrten Schranks zu kommen, so hätte er in diesen Sekunden alles dafür gegeben, die Waffe in seinen Händen zu halten.
    Mun wartete fast zehn Minuten, das rechte Ohr an die Tür zur Küche gepresst, doch außer dem Pochen des Blutes in seinen Schläfen hörte er nichts. Dennoch schlug sein Herz bis zum Hals, als er die schwere Klinke hinunterdrückte. Das leise Quietschen der Scharniere klang für ihn so laut wie Donner. Wieder verharrte er minutenlang auf der Stelle, darauf gefasst, jeden Moment das Trampeln von Stiefeln zu vernehmen. Seine Kehle war so trocken wie die Torische Wüste, von der sein Vater ihm oft erzählt hatte. Trotzdem wagte er es nicht, die kleine Handpumpe am anderen Ende der Küche zu bedienen und seinen Durst zu stillen.
    Durch den Flur drangen nach wie vor die Stimmen der Männer ins Haus. Auch wenn Mun nicht verstand, was gesprochen wurde, so begriff er doch, dass draußen eine Art Feier im Gang war. Der Junge wandte sich nach rechts, durchquerte die Küche und betrat den großen Wohnraum. Der wuchtige Tisch mit den sechs Stühlen, an dem er so oft mit Mam und Pap gesessen hatte, kam

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