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SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition)

SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition)

Titel: SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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zu spiegeln schien, die der Mann empfunden haben musste. Nicht die Angst um das eigene Leben, sondern um das der geliebten Ehefrau und des einzigen Kindes. Vielleicht hatte der Vater geahnt, dass eines Tages so etwas passieren würde. Die Farm lag zu weit von den größeren Ansiedlungen entfernt, als dass sie auf Dauer vor Übergriffen der Räuberbanden sicher hätte sein können. Doch er hatte das Risiko in Kauf genommen, weil er es in Kauf nehmen
musste
. Die Farm sicherte das Überleben der Familie, bot ihr in guten Jahren sogar einen bescheidenen Luxus. Eine Alternative gab es nicht.
    Ab und an kamen Wanderarbeiter vorbei, die Kelt Lanaka vor allem in der Erntezeit gern für einige Zeit aufnahm. Die Geschichten, die sie von ihren Reisen erzählten, zeugten von einem Leben voller Unwägbarkeiten und Entbehrungen. Für Frau und Kind war in einem solchen Dasein keinen Platz.
    Kelt war ein kräftiger und geschickter Mann und hätte wahrscheinlich mit Leichtigkeit eine Stelle in der Holzmühle, in der Leimfabrik oder in einem der kleineren Handwerksbetriebe der Stadt bekommen können, doch dann hätten sie eine der ärmlichen Hütten in Kalamarrn beziehen müssen, dort, wo es keine befestigten Straßen gab und wo Menschen und Tiere auf engstem Raum zusammenlebten.
    Die Farm befand sich nun in der sechsten Generation im Besitz der Lanakas, war zweimal niedergebrannt und einmal beinahe gepfändet worden. Kelt hätte es sich nie verziehen, wenn ausgerechnet er derjenige gewesen wäre, der mit dieser Tradition brach. Lieber arbeitete er jeden Tag bis zum Umfallen und forderte das Schicksal Jahr um Jahr aufs Neue heraus.
    Endlich löste sich die Starre und Mun konnte sich wieder bewegen. Wo war seine Mutter? War ihr womöglich die Flucht gelungen und sie wartete am Waldrand auf ihn? Von dort konnten sie die Stadt in einem halben Tagesmarsch erreichen und Hilfe holen.
    Mun durchquerte den Wohnraum und schlich in den hinteren Teil des Hauses. Jetzt machte es sich bezahlt, dass er sich oft heimlich aus seinem Zimmer im oberen Stockwerk in die Ställe gestohlen hatte, um mit den frisch geschlüpften Nunaks zu spielen. Er kannte jede einzelne Holzbohle und wusste, ob sie sein Gewicht klaglos trug.
    Auf halbem Weg hörte er die Männerstimmen. Ihm wurde abwechselnd heiß und kalt. Seine Knie schienen auf einmal aus Sirup zu bestehen. Es hätte nicht viel gefehlt und er wäre gestürzt. Im letzten Moment hielt er sich an dem gewaltigen Wäscheschrank fest, der im Schlafzimmer der Eltern stand.
    »Ich weiß nicht, was das soll«, drang es aus Richtung der Eingangstür an seine Ohren. »Hier gibt es nichts mehr zu holen. Wir haben alles gründlich durchsucht.«
    »Die Kundschafter haben von einem kleinen Jungen erzählt«, erwiderte eine zweite Stimme. »Gorl will keine Zeugen, das weißt du so gut wie ich.«
    »Blödsinn!«, rief der erste Sprecher. »Wenn der Knirps hier wäre, hätten wir ihn gefunden. Vielleicht ist er bei Verwandten in der Stadt. Oder er hat sich bei unserem Anblick die Hosen vollgeschissen und ist abgehauen.«
    Die beiden Männer lachten rau. Mun hörte, wie sie die Veranda betraten. Jeden Moment musste sich die Tür öffnen und sie würden ihn sehen. Dann würde er so enden wie sein Vater.
    Mun zwang sich, weiterzugehen. Vorsichtig setzte er einen Fuß vor den anderen. Das Schlafzimmer schien mit jeder Sekunde größer zu werden. Das halb geöffnete Fenster, das auf den Seitenhof gegenüber der Scheune führte, wollte einfach nicht näher kommen.
    »Geh du nach oben«, kam es aus dem Flur. »Ich sehe mich noch einmal hier unten um.« Der zweite Räuber grunzte kurz zur Bestätigung. Muns Augen brannten wie Feuer, als der von seiner Stirn rinnende Schweiß in sie hineinlief. Die schmale Fensteröffnung konnte er nur verschwommen erkennen. Verzweifelt wischte er sich mit dem Ärmel seiner Jacke über das Gesicht, aber das machte das Brennen nur noch schlimmer.
    Dann hatte er sein Ziel erreicht. Mit ausgestreckten Armen konnte er den Sims gerade so erreichen. Wenn er durch das Fenster klettern wollte, brauchte er etwas, auf das er steigen konnte.
    Auf der Bettseite, auf der Muns Mutter schlief, stand eine kleine Kommode. An der Wand dahinter hing ein Spiegel, den Pap vor vielen Jahren einem fahrenden Händler abgekauft hatte. Zuerst hatte ihn Mutter dafür fürchterlich geschimpft, ihm vorgeworfen, das knappe Geld gedankenlos für unnütze Dinge auszugeben, doch schon am Abend saß sie mit einem Lächeln auf

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