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SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition)

SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition)

Titel: SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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Mun nach und nach Veränderungen an seinem Körper. Trotz Mangel und Entbehrung wurde er muskulöser, sehniger. Zwar konnte er, wenn er gelegentlich ein Bad in einem See oder einem Fluss nahm, seine Rippen einzeln zählen, doch das stundenlange Marschieren machte ihm immer weniger aus. Er lernte, sich mit seiner Umgebung zu arrangieren, seine Kräfte einzuteilen und mit dem zurechtzukommen, was ihm die Natur lieferte.
    Und dann, eines Tages, stand Alman a Sant zum zweiten Mal vor ihm, so wie damals, kurz nachdem sie die Farm verlassen hatten. Er schien kleiner geworden zu sein, doch in Wahrheit war Mun selbst ein gutes Stück in die Höhe geschossen. Instinktiv nahm er Abwehrhaltung ein, weil er befürchtete, dass der Peerer nur gekommen sei, um ihm eine neue Tracht Prügel zu verabreichen. Stattdessen streckte der Wissensträger ihm wortlos einen frisch geschnittenen Gehstock und seinen Leinensack entgegen. Mun griff zu und Alman a Sant bedeutete mit einer kaum erkennbaren Geste, ihm zu folgen.
    Zu Beginn glaubte der Junge noch, dass der Adept ihn endlich akzeptiert hatte, doch er musste schnell feststellen, dass das ein Trugschluss war. Für Alman war er kaum mehr als ein nützliches Anhängsel, ein Lakai, der sein Bündel schleppte, Feuerholz sammelte, die Wäsche wusch und all die zahlreichen anderen Kleinigkeiten eines Nomadendaseins erledigte. Dabei konnte Mun seinem Herrn grundsätzlich nichts recht machen, egal wie sehr er sich auch bemühte. Was heute richtig war, war morgen falsch, und auch wenn der Junge etwas genau so tat, wie es ihm der Peerer gezeigt hatte, war der Wissensträger nie zufrieden.
    Mun akzeptierte die neue Situation dennoch, da sie ihm eine Reihe von Annehmlichkeiten verschaffte. Zum einen musste er nun keinen Hunger mehr leiden. Alman trieb stets etwas zu essen auf, oft sogar mehr, als sie beide brauchten. Wann immer sie an einem Hof vorbeikamen, ein Dorf betraten oder die Nacht in einer städtischen Herberge verbrachten, wurden sie wie die Könige bewirtet. Und wenn sie am nächsten Morgen weiter zogen, drängte man ihnen Brot, Fleisch, eingelegtes Obst und gekochtes Gemüse als Wegzehrung geradezu auf.
    Als Gegenleistung forderten die derart großzügigen Gastgeber nichts weiter, als dass Alman a Sant von seinen Reisen erzählte. Das erschien Mun zunächst eine geradezu lächerlich geringfügige Vergütung, bis er die erste Geschichte des Peerers gehört hatte. Die sonst so unduldsame und kalte Stimme des Adepten versetzte ihn von einem Moment zum anderen in eine fremde und doch vertraute Welt. Die Worte erzeugten Bilder in seinem Kopf, die so klar und deutlich waren, dass er meinte, das Gehörte selbst zu erleben. Die Berichte des Wissensträgers waren womöglich der Hauptgrund dafür, dass er die Launen und Rohheiten Almans in den kommenden Sonnenzyklen geduldig ertrug und den Tanz des Stocks auf seinem Rücken als etwas Alltägliches hinzunehmen lernte.
    Daneben begann der Peerer eines Abends damit, Mun zu unterrichten, auch wenn der Junge die Lektionen seines Herrn zunächst gar nicht als Unterricht, sondern als neue Form der Quälerei empfand. Alman a Sant war als Lehrer nämlich nicht minder grausam denn als Gebieter. Oft dauerten seine Unterweisungen, die eher Monologen glichen, mehrere Stunden, und wenn Mun die danach an ihn gerichteten Fragen nicht korrekt beantworten konnte – und das war selten der Fall – setzte es Hiebe. Hinzu kam, dass er sich auf Gebieten wie Algebra, Geometrie oder Sprachenkunde alles andere als talentiert erwies, und selbstverständlich bemerkte das Alman sehr schnell und setzte entsprechende Schwerpunkte.
    Trotzdem genoss Mun das vermittelte Wissen, wie er nie zuvor etwas genossen hatte. Zweifelsohne war auch sein Vater bemüht gewesen, ihn auszubilden, doch dessen Instruktionen hatten sich stets auf Dinge bezogen, die die Arbeit auf der Farm betrafen. Alman a Sant eröffnete seinem Schüler neue Horizonte, zwang dessen Gedanken in Bahnen, die weit und aufregend waren. Der Schüler lernte fremde Völker und deren Kulturen kennen, erfuhr vom Leben in Städten, die die hundertfache Ausdehnung Kalamarrns besaßen. Er lauschte mit offenem Mund, wenn der Peerer von künstlichen Vögeln erzählte, die Menschen wie mit Geisterhand durch die Lüfte trugen, von Häusern, die höher als der höchste Baum in den Himmel ragten und von Lastkarren, die ohne Gareks fuhren und nur von heißer Luft getrieben wurden. Vieles davon tat Mun zunächst als Märchen ab –

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