Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition)

SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition)

Titel: SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
Vom Netzwerk:
Bibliothekare letztendlich verschwanden, wusste niemand.
    »Ich bitte dich inständig«, brachte er heiser heraus, räusperte sich und fuhr fort: »Geh zu ihm und nenne ihm meinen Namen. Es würde mir die Welt bedeuten, ihn noch einmal zu sehen.«
    Erneut zögerte der Draawe, dann jedoch neigte er den Oberkörper zum Einverständnis. »Warte hier«, bat er.
    Mit feuchten Augen sah Mun dem Bibliothekar nach, der ohne sichtbare Eile um die Biegung des Ganges verschwand. Der Adept fröstelte. Auf einmal schienen die dicken Wände um ihn herum keinen Schutz mehr zu bieten, sondern sich bedrohlich zusammen zu schieben und ihn erdrücken zu wollen. Die Stille im Kreis der Besinnung war nicht mehr sanft und tröstlich, sondern aufdringlich und Furcht einflößend. Mun hatte das Gefühl, schon seit Tagen in diesem Gang zu stehen, gleichsam mit dem rötlichen Stein um ihn herum verwachsen zu sein. All die Schmerzen, die unaussprechlichen Qualen, die die Draawen während ungezählter Entbürdungen durchlitten hatten, waren in die Mauern des Zentralarchivs eingesickert, hatten sich dort über Jahrtausende angesammelt und brachen jetzt wie eine Flutwelle über den Wissensträger herein. Die entsetzlichen Schreie der Bibliothekare, die das lustvolle Stöhnen der Adepten mühelos übertönten und der wahre Grund für die Isolation der Stillkammern waren, erzeugten ein ständig lauter werdendes Echo in seinen Ohren, neben dem nichts anderes Bestand hatte.
    Die Kälte um Mun nahm zu. Für einen Moment glaubte er wieder im Brunnenschacht auf der Farm seiner Eltern gefangen zu sein, zu spüren, wie das eisige Wasser die Wärme aus jeder einzelnen Körperzelle saugte. Blaue Blasen erschienen aus dem Nichts, schwebten durch die frostige Luft und zerplatzen geräuschlos, als sie an die Gangwände stießen. Er war nicht mehr allein! Er war nicht mehr im Zentralarchiv! Etwas geschah; etwas, das die Ordnung der Welt gefährdete. Er war …
    »Adept? Adept Mun, geht es dir gut?«
    Die Stimme riss ihn gewaltsam in die Realität zurück. Keuchend füllte er seine Lungen mit Luft, so als wäre er gerade vom Grund des Kratersees aufgetaucht. Sein Körper war in Schweiß gebadet. Der Draawe vor ihm schwankte hin und her. Es dauerte lange Sekunden, bis Mun merkte, dass es nicht der Bibliothekar war, der sich bewegte, sondern er. Er trat einen Schritt zur Seite und lehnte sich schwer atmend gegen die Wand.
    »Ja, es … es geht mir gut«, antwortete er und wischte sich mit dem rechten Ärmel seines Mantels das Gesicht trocken. Langsam beruhigte sich sein rasendes Herz. Was war das gerade gewesen? Etwas Ähnliches hatte er noch nie zuvor erlebt. Er versuchte, sich auf den Nachhall des Phänomens zu konzentrieren, doch da war nichts mehr übrig. Nur ein kaum merklicher Druck, der auf seinem Geist lastete, und den er nicht exakt lokalisieren konnte.
    »Folge mir, Adept Mun«, sagte der Draawe. »Taardar wird dich empfangen. Sei dir jedoch bewusst, dass er sehr schwach ist.«
    »Ich danke dir«, entgegnete der Wissensträger, jetzt wieder gefasster.
    Sein Führer lotste ihn an den Eingängen zu den Stillkammern vorbei in die inneren Bereiche des Kreises der Besinnung und von dort über eine enge Röhre hinein in den dritten Kreis, den
Kreis der Beständigkeit
. Hier residierten die Neewen, die im Gegensatz zu ihren übrigen Artgenossen nur eine rudimentäre Intelligenz besaßen und größtenteils ihren Instinkten gehorchten. Sie lebten nicht in einzelnen Wohneinheiten, sondern zu Tausenden gemeinsam in großen Hohlräumen.
    Taardar war in einer gut gewärmten Kammer aufgebahrt, in der nur ein einziges, schwaches Gaslicht brannte. Er lag in einer mit Kissen ausgepolsterten Mulde, bedeckt von mindestens zwei Dutzend Neewen, die seinen faltigen Körper wie ein Nest hungriger Schlangen umschwärmten. Einige der Wurmwesen benetzten die Haut des alten Bibliothekars beständig mit Wasser, um sie zu kühlen. Andere massierten die Muskelstränge um die Körpermitte herum, die im Alter verhärteten und die Bewegungsfähigkeit einschränkten. Wieder andere tupften mit weichen Tüchern das Sekret ab, das aus den weit geöffneten Poren austrat. Gesunde Draawen konnten Menge und Viskosität kontrollieren.
    Mun trat ans Lager seines Lehrmeisters. Die Kopffühler des Bibliothekars zuckten, seine dünnen Ärmchen tasteten ziellos umher. Der Adept nahm Taardars Hände in die seinen. Draawen hatten keine Augen, und doch spürte der Adept sofort, dass Taardar ihn

Weitere Kostenlose Bücher