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SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition)

SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition)

Titel: SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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mit vom harten Boden schmerzenden Gliedern aufgewacht war, mit seinen Kräften am Ende und bereit, einfach nur liegen zu bleiben und auf den Tod zu warten. In der Nacht zuvor hatte er einmal mehr stundenlang versucht, ein Feuer zu entfachen, doch es war ihm nicht gelungen. Er war Alman a Sant Dianoctum um Dianoctum über die Geröllebene im Vorfeld des Akinosa-Massivs gefolgt, einem der größten Gebirge im Norden des Kontinents. Hier gab es nichts außer Wind und Felsen. Muns karge Vorräte waren längst aufgebraucht, und wenn es nicht einige Tage zuvor geregnet hätte, wäre er verdurstet.
    Seine Füße steckten in dem, was von seinen Schuhen übrig war, und waren von Blasen und blutigen Schnitten übersät. Nachts zitterte und weinte der Junge sich in den Schlaf, während der Peerer kaum fünfhundert Meter entfernt vor dem Feuer saß und seine Mahlzeiten in einem Blechnapf zubereitete. Am Tag darauf entdeckte Mun durch Zufall ein salamanderähnliches Tier, das in einem Felsspalt stecken geblieben war und sich nicht mehr selbst befreien konnte. Er brach ihm das Genick und würgte das rohe Fleisch hinunter. Kurze Zeit später übergab er sich so heftig, dass er sicher war, sterben zu müssen. Doch er starb nicht. Er lebte und lief. Immer weiter, stets nur den nächsten Schritt vor und Sinnlosigkeit hinter sich.
    Und dann kam besagter Morgen, an dem seine Reise zu Ende war. Er hatte geahnt, dass ihm dieser Moment früher oder später bevorstand, aber nun überraschte er ihn. Manchmal, wenn er wie das vom Wasser getriebene Rad einer Mühle hinter Alman a Sant hergestolpert war, hatte er geglaubt, es könne ewig so weiter gehen. Während seiner Ausbildung und auch auf seinen späteren langen Reisen war ihm immer wieder bewusst geworden, welch ein erstaunliches Gebilde der menschliche Organismus war, was er zu leisten vermochte und welche Strapazen er imstande war, zu verkraften. Damals aber war die Grenze erreicht. Er konnte nicht mehr.
    Mun war in eine Art Dämmerzustand gefallen und seltsamerweise waren seine Träume angenehm. Er träumte von heißem, süßem Tee, der auf seine Lippen tropfte, er schmeckte das salzige Aroma einer kräftigen Suppe auf der Zunge, und er spürte, wie sich Wärme in seinen starren Gliedern ausbreitete. Als er schließlich die Augen aufschlug, war der Peerer verschwunden, doch Mun wusste, dass nur er es gewesen sein konnte, der ihm erneut das Leben gerettet hatte. Neben ihm lagen zwei weiche Garek-Felle, ein Paar fester Schuhe, Obst und getrocknetes Fleisch sowie ein Säckchen mit Zunder und Schwefelhölzchen. Der Junge saß lange Zeit einfach nur da und ließ seinen Tränen freien Lauf. Es tat gut und spülte einen großen Teil des Kummers aus ihm heraus.
    In diesen Erinnerungen versunken, beendete der Adept seine Rasur und trat an einen der Spiegel heran, die an der Längswand des Waschraums angebracht waren. Kritisch musterte er sein Abbild. Die Zeit hatte ihre Schründe und Klüfte in seinem Gesicht hinterlassen, weit vor der Zeit, denn er hatte nicht einmal die Hälfte seines Lebens erreicht und stand in der Blüte seiner Jahre. Er hatte nie erfahren, welches Alter Alman a Sant erreicht hatte, als dieser in Muns Armen gestorben war. Ebenso war Mun bislang keinem zweiten Peerer auf Less begegnet. Doch die Ahnung, dass sein sadistischer Zuchtmeister
sehr alt
gewesen sein musste, blieb stets präsent.
    Das Bild im Spiegel veränderte sich. Mun sah sich selbst zusammenschrumpfen, bis er wieder der verängstigte, sechsjährige Junge war, der gegen ein unbarmherziges Schicksal ankämpfte. Aus dem Waschraum wurde die Geröllebene, die sich in allen Richtungen scheinbar bis in die Unendlichkeit erstreckte, und die für Mun zu einem Synonym für Entbehrung und Standhaftigkeit geworden war. Die folgenden Lunarien nach der Rettung durch Alman a Sant wurden nicht einfacher, aber durch die pechschwarze Wolke, die der Junge bisher als Zukunft gesehen hatte, stachen plötzlich ein paar helle Sonnenstrahlen.
    Von nun an ließ ihm der Wissensträger ab und zu kleine Geschenke zukommen. Mal fand Mun ein paar in Blätter eingewickelte Wurzeln oder Beeren in einer Astgabel, mal erwachte er vom Duft einer dick mit Geräuchertem belegten Scheibe Brot. Dazwischen jedoch lagen nach wie vor kräfteraubende Fußmärsche durch unwegsames Gelände, kalte Nächte auf steif gefrorenem Boden in einem Gebirge, das nie von Sonnenstrahlen erwärmt wurde, und Ungewissheit, wie es weitergehen sollte. Trotzdem bemerkte

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