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SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition)

SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition)

Titel: SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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natürlich ohne es Alman merken zu lassen –, doch im Laufe der Zeit musste er erkennen, dass alles, was ihm der Adept erzählte, der Wahrheit entsprach.
    Nie würde er die erste Ankunft in Lakara vergessen. Schon der klingende Name kündete von den Wundern, die die »Schwimmende Stadt« im Überfluss bereithielt. Und als sie dann vor ihm lag, in all ihrer Pracht und atemberaubenden Schönheit, da konnte er nur stehen und schauen und ihre Köstlichkeit in sich aufsaugen, bis er das Gefühl hatte, zu platzen. Niemals zuvor und niemals danach hatte er wieder etwas gesehen, das ihn so tief berührte wie Lakara – abgesehen vielleicht von Mairee. Das Zentralarchiv mit seinem mächtigen Turm und das sich wie eine Herde schutzsuchender Gareks um ihn herumscharende Häusermeer schienen zu atmen, auf eine Weise zu leben, die selbst der begabteste Schreiber in den Poetischen Tempeln von Pagitur nicht in Worte zu fassen vermochte.
    Alman a Sant ließ ihm Zeit, all das zu verarbeiten. Vielleicht zeigte er dieses Verständnis deshalb, weil es ihm einst ähnlich ergangen war. Eine Stadt wie Lakara nahm man nicht einfach so hin. Die Entbürdung, von der Mun jetzt erfuhr, schien das Einzige zu sein, das Alman heilig war, und worauf er sich freute, ja sich geradezu danach sehnte. Er lieferte Mun an seinem elften Geburtstag bei einem unglaublich fetten Mann in einer kleinen Taverne am Stadtrand ab und befahl ihm, dort zu bleiben, bis er wiederkam.
    Der Dicke, der sich als Dubiknarnasandrakar vorstellte und sich die riesigen Pranken ständig an einer fleckigen Lederschürze abwischte, entpuppte sich als überaus freundlicher Mann. Er forderte Mun auf, ihn einfach »Onkel Dubik« zu nennen, führte ihn in die Küche der zwar baufällig wirkenden, jedoch erstaunlich sauberen Herberge, und servierte ihm ein riesiges Stück Kuchen mit frisch geschlagener Sahne. Grinsend sah er zu, wie der Junge die süße Leckerei verschlang, und nahm sich dann selbst eine etwa dreimal so große Portion.
    Die vier Tage bei Onkel Dubik gehörten zu den bislang schönsten in Muns jungem Leben. Daran hatten aber nicht nur die üppigen Mahlzeiten und das riesige, weiche Bett ihren Anteil. Am ersten Abend lernte der Junge Mairee kennen, als sie vom Markt zurückkehrte. Onkel Dubiks Backwaren waren sehr beliebt, und alle paar Tage machte sich die zwölfjährige Mairee mit einem Wagen voller Plätzchen, Torten, Hörnchen und ähnlichen Naschereien auf den Weg, sie zu verkaufen. Auch an diesem Abend war der Wagen leer und die Geldbörse, die das Mädchen unter dem Kleid verborgen trug, mit Sicheln und Halbmonden wohl gefüllt.
    Als Mairee Mun begrüßte und ihn wie selbstverständlich umarmte, ging eine vierte Sonne auf. Wie schon beim Anblick von Lakara konnte er nichts weiter tun, als starren. Auf so etwas hatten ihn sämtliche Belehrungen Alman a Sants nicht vorbereitet. Mairee war genauso groß wie er, und ihre schulterlangen, weißen Haare umrahmten ein schmales Gesicht mit hohen Wangenknochen und strahlenden, braunen Augen. Das enge Mieder betonte ihre sich gut entwickelnden weiblichen Formen, und den Duft, den sie verströmte, würde Mun wohl nie mehr vergessen. Er übertraf die herrlichen Gerüche in Onkel Dubiks Backstube um Welten.
    Mairee schien Muns Verlegenheit gar nicht zu bemerken. Sie nahm ihn bei der Hand und führte ihn in den kleinen Garten hinter der Taverne. Dort zeigte sie ihm ein schmales Beet bunter Blumen und erklärte, dass dies ihr ganz eigener Bereich sei.
    Mun rang nach Worten, doch seine Kehle war immer noch wie zugeschnürt. Die Gefühle, die ihn durchströmten, waren so beängstigend sinnverwirrend und gleichzeitig so außerordentlich köstlich, dass sie ihn in einen nie gekannten Zwiespalt stürzten. Er verstand nicht, was da mit ihm geschah, was Mairee mit ihrer bloßen Gegenwart bei ihm auslöste. In der Nacht hatte er einen Traum, von dem er wünschte, er würde niemals enden, und als er am nächsten Morgen das feuchte Laken und die durchnässte Hose bemerkte, schämte er sich so sehr, dass er beides nahm und heimlich im Ofen der Backstube verbrannte.
    Muns Spiegelbild verzog die Lippen zu einem traurigen Lächeln. Er kleidete sich wieder an, reinigte das Rasiermesser und machte sich auf den Rückweg zu seiner Wohnzelle. Die Erinnerung an Mairee schmerzte auch nach so vielen Jahren wie am ersten Tag. Er hatte sie wiedergesehen. Vier Sonnenzyklen später, als er mit Alman a Sant zum zweiten Mal nach Lakara gekommen war. Sie

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