SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition)
Ich stelle dir einen erfahrenen Begleiter zur Seite, der dir die Sehenswürdigkeiten zeigt und dich vor Gefahren bewahrt. Da du mittellos bist, bekommst du darüber hinaus ein großzügiges Taschengeld zur Verfügung gestellt, damit du dir kaufen kannst, was dein Herz begehrt.«
As’mala wusste, dass die Prinzessin es nur gut mit ihr meinte, wenn sie ihr eine Begleitperson mit auf den Weg gab. Darum begehrte sie nicht weiter dagegen auf, sondern äußerte lediglich einen Wunsch: »Ich möchte vermeiden, von Männern belästigt zu werden. Deswegen wäre es mir lieb, wenn mein Begleiter gleichgeschlechtlich wäre.«
Diesen Wunsch erfüllte ihr Seiya. Aber wenn As’mala glaubte, dass sie es mit einer femininen Altersgenossin zu tun bekommen würde, da hatte sie sich gewaltig getäuscht.
»Ich bin Vosinna, deine Gesellschaftsdame«, stellte sich ihre Aufpasserin lachend vor. »Ich soll dich auf deiner Exkursion durch Mandiranei behüten.«
Vosinna war ein Schrank von einem Weib, einen halben Kopf größer als As’mala und doppelt so breit. Sie hatte Oberarme, so dick wie As’malas Schenkel, ein Gesicht wie eine geschnitzte Riesenkartoffel und Brüste so groß wie Kindsköpfe. Ja, und ihr Lachen klang wie das Geheul eines Blutdrachen. Sie trug eng anliegende Hosen und eine Bluse, die ihre muskulöse Gestalt unterstrichen, und einen knielangen und ärmellosen Umhang, der vorn offen war.
»Sehr erfreut, Vosinna«, sagte As’mala und lehnte es ab, den angebotenen Händedruck zu erwidern. »Wann stürzen wir uns ins Vergnügen?«
Vosinna klatschte in die Hände, dass es As’mala fast das Trommelfell zerriss. »Meinetwegen kann es sofort losgehen!«
Vosinna hatte einen Doppel-Passierschein für sie beide, dessen zwei Teile durch eine Perforation zusammengehalten wurden. Ein Detail das sich As’mala merkte, weil es möglicherweise noch von Wichtigkeit sein konnte. Sie nahm sich vor, überhaupt sehr aufmerksam zu sein, bei allem, was Vosinna betraf.
Am Ausgang des Palastbereiches ließen sie die Torwachen bei Vorweisen dieses Papiers anstandslos passieren. Hinter dem Tor herrschte buntes Treiben. As’mala hatte das Gefühl, hier am Pulsschlag des Lebens zu sein. In dem dichten Gedränge drohte sie ein paar Mal, erdrückt zu werden. Aber Vosinna verschaffte ihr immer wieder Luft.
An einem Seiteneingang standen unzählige Menschen Schlange. Dazu erklärte Vosinna, dass sie alle Bittsteller waren, die aus den verschiedensten Gründen beim König vorsprechen wollten.
»Ich hatte nicht den Eindruck, dass König Leeon noch zu großen Entscheidungen fähig ist«, meinte As’mala.
»Deine Meinung – die du besser für dich behältst«, mahnte ihre Begleiterin. »Du hast zwar nicht ganz Unrecht, aber es ist so: Im Zweifelsfall entscheidet Königin Randra eben im Namen des Königs.«
Überall waren Händler unterwegs, die den Vorbeikommenden ihre Waren andrehen wollten. Bettler lungerten an den Tunnelwänden ebenso herum wie zwielichtige Gestalten, denen As’mala auf den ersten Blick ansah, dass sie Halsabschneider waren; Taschendiebe, Betrüger und Mordbuben.
Immer wieder wurden ihnen die verschiedensten Abwehrmittel gegen »Gesindel mit übernatürlichen Fähigkeiten« angeboten. Wie etwa psi-begabte Tiere, die bei Annäherung eines solchen Bösewichts Alarm schlugen. Amulette, die sich bei Gefahr in Verzug verfärbten. Muscheln aus dem See Mandiranei, die zur Vorwarnung Sirenengeheul von sich gaben, oder gar Helme, die vor jeglicher Beeinflussung schützen sollten.
»Wie schützt man sich in den Gängen von Mandiranei denn tatsächlich vor Dieben und anderen Halunken?«, erkundigte sich As’mala unschuldsvoll.
»Am besten durch Einnahme bestimmter Arzneien, die taub und blind gegen jegliche Beeinflussung machen«, meinte Vosinna und fügte mit dröhnendem Lachen hinzu: »Und indem man seine Sonnen und Kristalle an unerreichbarer Stelle des Körpers aufbewahrt.«
»Zwischen den Beinen?«, fragte As’mala.
Vosinna verneinte grölend, winkelte die Linke ab und meinte: »Unter der Achsel! Wer da hinlangt, den quetsche ich ein und breche ihm die Hand.«
Dieses Versteck war für As’mala leicht zu merken. »Und – hast du denn Kristalle bei dir?«, erkundigte sie sich hoffnungsvoll.
»Wo denkst du hin!«, rief Vosinna belustigt aus. »Für deine Ansprüche sollten Sonnen und ein paar Goldstücke reichen.«
Immerhin bin ich der Prinzessin einige Goldstücke wert!
, dachte As’mala zufrieden.
Sie waren ein
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