SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition)
so seltsames Paar, dass sie überall, wohin sie kamen, Aufsehen erregten. As’mala konnte sich nicht vorstellen, dass sich irgendein Gelegenheitsdieb mit Vosinna einlassen wollte. Schon ihr Anblick war abschreckend genug. Aber so sicher sie sich in ihrer Gegenwart fühlen konnte, so lästig war sie ihr auch.
As’mala stand nicht der Sinn danach, wie irgendeine Touristin ihre Zeit mit der Besichtigung von Sehenswürdigkeiten zu vertrödeln. Was interessierte sie das Grabmal von Abgageo dem Stifter? Oder die Zitadelle von Kakkarog, wo sich die benedeite Jungfrau von Raunstill den Gorgennonz geopfert hatte – zum Wohle von Mandiranei? Diese Gorgennonz, so erfuhr As’mala, waren Monstren aus dem den Monolithen umgebenden See gewesen, die zu Amphibien mutiert waren und die Monolithen-Stadt gestürmt hatten; die Jungfrau von Raunstill hatte mit ihrer übernatürlichen Gabe vorgetäuscht, ihr Alpha-Tier zu sein und die Gorgennonz in einen tiefen Schacht gelockt, der in bodenlose Tiefen führte. Durch dieses Opfer hatte sie die Bewohner von Mandiranei gerettet und wurde darum von ihnen verehrt.
Solcher und ähnlicher Mumpitz war As’mala so schnurzegal, dass es keine anständigen Worte dafür gab. Aber sie machte gute Miene zum bösen Spiel und ließ sich von Vosinna immer wieder Kleinigkeiten um ein paar Halbmonde oder Sonnen kaufen, damit sie herausfinden konnte, wie der Hünenfrau Geldspender unter der Achsel funktionierte. Aber sie kam hinter kein besonderes System. Das brachte sie zu dem Schluss, dass Vosinna unter der Achselhöhle einen simplen Geldbeutel trug.
Sie besuchten auch einige Lokale, wo sie ihren Durst und Hunger stillten. Und jedes Mal suchte As’mala die Toilette auf, um die Örtlichkeiten zu erkunden. Eines dieser Örtchen erwies sich als schlichtweg ideal für ihre Zwecke. Es gab hier neben der eigentlichen Bedürfnisanstalt auch einen Massagesalon, der von einem bulligen Garrochen betrieben wurde, der es spielend mit Vosinna aufnehmen konnte. Mit diesem unterhielt sich As’mala eine Weile eingehend und klagte ihm ihr Leid über ein »romantisches Rendezvous«, das sie wegen Vosinna nicht werde einhalten können. Sie kamen überein, dass er ihrer »Gesellschaftsdame« auch gegen deren Willen eine entspannende Massage zukommen lassen würde, damit As’mala zu ihrer Verabredung mit dem Herzliebsten gehen konnte.
»Gibt es in Mandiranei keine Spielhöllen, wo man sein Glück versuchen könnte?«, erkundigte sich As’mala danach wie nebenbei, als sie wieder unterwegs waren.
»Sogar jede Menge«, war Vosinnas Antwort. »Aber es ist uns streng untersagt, in diesen Sündenpfuhl vorzudringen. Dort, im Untergrund von Mandiranei, der Unterwelt, gedeiht das Übel weitaus mehr als irgendwo sonst auf Less.«
Daraufhin musste sich As’mala einen Vortrag über die weise Entscheidung des noch jungen König Leeon anhören, Glücksspiel, Prostitution und alle Scharlatanerie in die Tiefen von Mandiranei zu verbannen. Wer sich dort hinunter wagte, tat dies auf eigene Gefahr und stellte sich außerhalb des Gesetzes.
»Manche sagen zwar, dass der König damit dem Verbrechen erst Vorschub geleistet hat«, fügte Vosinna hinzu, »aber ich bin ganz seiner Meinung, dass das Übel isoliert gehört.«
Jetzt ein kleines Glücksspielchen
…, dachte As’mala sehnsüchtig. Sie entschloss sich, bald zur Sache zu kommen.
Einmal standen sie bereits an der Schwelle zur Unterwelt, denn Vosinna befahl ihr in aller Strenge: »Keinen Schritt weiter, sonst bist du dem Bösen verfallen!« Immerhin wusste As’mala ab diesem Zeitpunkt, wo sich der Eintritt befand.
Danach täuschte sie Erschöpfung vor und äußerte den Wunsch nach einer entspannenden Massage. Vosinna schien das nicht einmal ungelegen zu kommen, weil sie sich ausrechnen konnte, dass sie, wenn sie As’mala in die Obhut eines anderen gab, dann für eine Weile nicht ihr Kindermädchen spielen musste. Und als As’mala sie sogar zu einem Masseur ihrer Wahl führte, folgte sie ihr nur zu gerne. Sie erreichten den Massagesalon des Garrochen.
»Handle wie abgemacht!«, befahl ihm As’mala.
Der Garrochen-Masseur zögerte keine Sekunde lang, griff sich Vosinna und warf sie mit spielerischer Leichtigkeit aufs Massagebett, wo er sie festschnallte. As’mala hatte ihr aber zuvor schon zum richtigen Zeitpunkt unter die Achsel gegriffen und den Geldbeutel an sich gebracht.
Sie entlohnte den Masseur doppelt so hoch wie vereinbart und machte sich aus dem Staub.
»Was
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