SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition)
meine gesamte Einheit verloren«, fuhr sie fort. »Mir wurde während der Flucht aber recht bald klar, dass ich es bis zur Erde nicht schaffen würde. Da ich im Besitz wichtiger Unterlagen bin, die dem Feind nicht in die Hände fallen dürfen, musste ich mit einem gewagten Distanzsprung versuchen, zu entkommen … Das ist mir zwar gelungen, aber ich wurde durch eine Anomalie hierher geschleudert und strandete auf Less.«
Shanija merkte, dass Seiya mit offenem Mund an ihren Lippen hing und ihre Worte förmlich in sich aufsaugte. Sie entschloss sich dennoch zu einer Kurzfassung der Schilderung ihrer weiteren Erlebnisse, denn sie wollte nicht als Geschichtenerzählerin Ruhm erlangen, sondern musste ihre Pflicht erfüllen.
Deshalb schloss sie: »Wie auch immer ich es anstelle, ich muss so schnell wie möglich dieser kosmischen Falle entrinnen und zur Erde gelangen. Das hat bei mir absoluten Vorrang … um ehrlich zu sein, ist dies mein einziger Antrieb. Ich sorge mich um die Zukunft der Menschheit, die es ohne mich möglicherweise bald nicht mehr gibt.«
Auf diese Eröffnung hin herrschte zunächst einmal Schweigen. Selbst As’mala, die diese Geschichte noch nicht so ausführlich gekannt hatte, machte ein betroffenes Gesicht. Die Erde war weit fort, gewiss. Aber sie war der Ursprung der Menschheit …
Shanija wollte sich nicht in den Vordergrund stellen. Aber sie musste deutlich machen, worum es ihr ging – und warum sie sich in den Augen anderer vielleicht rücksichtslos verhielt.
»Eine … eine sehr schwere Bürde«, sagte Seiya schließlich langsam.
»Wenn es nur das wäre!«, platzte As’mala plötzlich heraus: »In Shanija wohnt außerdem die Sonnenkraft!«
Seiya war für einen Moment sprachlos, dann sagte sie ungläubig: »Ist das wahr? Gibt es diese mächtige Fähigkeit wirklich? Ich habe noch niemanden kennengelernt oder von jemandem gehört, der die Sonnenkraft besessen hat.«
»Ich auch nicht«, gestand As’mala. »Ich vermute, Shanija hat diese Kraft beim Durchdringen der Grenze zum verbotenen System, in dieser Anomalie, erhalten. Ich habe mit eigenen Augen gesehen, wie sie den
Herrn der Fäulnis
zu einer Schlammpfütze zerstrahlt hat.«
»Wenn das stimmt … wer diese Kraft besitzt, ist … geradezu gottgleich, könnte man sagen«, stammelte die Prinzessin.
»So fühle ich mich keineswegs, sondern bin froh, noch am Leben zu sein«, versuchte Shanija abzuschwächen. »Ihr Einsatz kostet mich soviel Kraft, dass es mich fast umbringt. Und sie hilft mir in keiner Weise, zur Erde zu gelangen.«
»Wer weiß, wer weiß«, sinnierte Seiya. »Eines Tages, wenn es darauf ankommt, könnte diese Fähigkeit der entscheidende Impuls für dich sein.«
»Wie du selbst sagst, kennst du die Geschichte deiner Welt wie keine andere, Prinzessin …«, versuchte Shanija das Thema zu wechseln.
Aber die Prinzessin gebot ihr mit einer Handbewegung Schweigen. »Nennt mich Seiya … wie unter Freunden üblich.«
»Ich fühle mich geehrt, Seiya,«, bedankte sich Shanija höflich und fuhr beharrlich fort: »Aber ich muss wissen, ob es irgendwelche Aufzeichnungen darüber gibt, ob es je gelang, das Dies Cygni-System zu verlassen. Das würde mir vielleicht einen Weg weisen, wie ich von hier wegkommen kann.«
Seiya dachte scharf nach, meinte aber dann mit leisem Kopfschütteln: »Ich habe bestimmt noch nie von so einem Fall gehört. Das besagt aber nicht, dass es das nicht schon einmal gegeben hätte. Ich bin nicht allwissend. Es könnte durchaus sein, dass sich im Zentralarchiv Hinweise auf ein solches Geschehnis finden. Vielleicht solltest du dorthin gehen. Im Zentralarchiv befindet sich das gesamte Wissen von Less, die Aufzeichnungen werden seit vielen tausend Jahren geführt.«
Shanija zögerte. »Habt ihr denn keine überlieferte Erinnerung? Keine Legenden, die den Absturz der
Sunquest
behandeln?«
Seiya nickte. »Natürlich gibt es Aufzeichnungen über unsere Herkunft, und wie wir auf Less gestrandet sind. Wie unser Stadtstaat gegründet wurde. Aber was kann dir das … Augenblick.« Ihr Gesicht hellte sich auf. »Da gibt es etwas, das könnte tatsächlich ein Hinweis sein.«
»Und was?«, wollte Shanija ungeduldig wissen.
»Die Legende über die Urmutter. Es heißt, dass sie zur Besatzung des Schiffes gehörte und
heute
noch, tausend Jahre nach dem Absturz, lebt! Das ist aber noch nicht alles. Entschuldige, in der Aufregung ist mir das vorhin nicht eingefallen, weil ich die Zusammenhänge falsch gesehen habe,
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