SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition)
eines Drachengleiters. Bellend stieß der Daride einen Laut der Enttäuschung aus. Inmitten der Trümmer lag der zerschmetterte Körper einer Uriani. Beionze war nicht mehr.
Beionze fand ihre letzte Ruhestätte in der Steppe. Aikel und Arls gaben sich Mühe, ihre sterblichen Überreste mit Erde zu bedecken. Sie stimmten einen Trauergesang an, krächzend, für Nicht-Kuntar eher dissonant und schräg. Tschad erinnerte sich an die Opfer, die ihre Mission bisher gefordert hatte. Die Urianischwestern: Riana, verletzt in der Mandiranei zurückgeblieben. Dschamilla und Beionze, tot, bei Unfällen gestorben. Und Ordsch, Tschads Bruder, im Kampf um die Mandiranei umgekommen. Der Schmerz über seinen Verlust manifestierte sich nur langsam in Tschads Bewusstsein. Wenig Zeit zum Trauern – bislang.
Tschad musste an die Ereignisse in der Mandiranei denken. Stumme und Kriggets hatten sie besetzt und die Mandiri zur Zwangsarbeit in den Minen gezwungen. Sie raubten die dortigen Kristallvorkommen. Entführten die Kinder. Alles für ihre sinistren Pläne, die sich bisher nur unzureichend einschätzen ließen.
Die Bemühungen der Adepten, dem besetzten Monolithen die Freiheit wiederzugeben, hatten nur einen kleinen Teilerfolg gebracht. Die Stummen hatten die Mandiranei aus unbekannten Gründen verlassen, und den verbliebenen Kriggets war das Leben so schwer wie möglich gemacht worden. In einer letzten Angriffsschlacht war vielen Mandiri durch Ablenkungsmanöver die Flucht ermöglicht worden. Leider mussten immer noch zu viele zurückbleiben. Die Alten, die Schwachen, die Verbohrten, aber auch die Widerständler. Welches Schicksal mochte ihnen bestimmt sein?
Nach der kurzen Zeremonie für Beionze begaben sich die Adepten erneut auf die Suche nach Seiya, bis sie nach mehreren Dianocten einsehen mussten, dass es sinnlos war. Das zweite Problem war die Zerstörung des Basislagers. Räuber, vielleicht auch Kriggets, hatten alles vernichtet und die Reittiere mitgenommen. Sie standen vor dem Nichts.
»Wir haben versagt«, analysierte Gus kühl. »Es ist uns nicht gelungen, die Mandiranei zu befreien. Genauso wenig ist es uns gelungen, Seiya zu schützen oder unsere Mitstreiter.«
»Wir haben nicht versagt!«, begehrte Tschad auf. »Wir haben das Bestmögliche getan! Auch Adepten sind Grenzen gesetzt!«
»Mun wird uns trotzdem zur Rechenschaft ziehen, weil wir zuließen, dass seine Frau umkam.«
Der Daride nieste trotzig. »Ich weigere mich zu glauben, dass sie tot ist!«
»Tu, was du nicht lassen kannst. Die Fakten sprechen für sich. Sie wird wie Beionze abgestürzt sein. In eine Felsspalte vielleicht, wo wir sie nie finden werden. Außerdem muss sie nach der langen Zeit ihren Verletzungen erlegen und verdurstet sein.«
Obgleich Gus nichts dafür konnte, hasste Tschad den Geflügelten bisweilen für dessen begrenzten emotionalen Horizont. Seine Symbionten bemühten sich zwar, ihm das Verständnis für menschliche Gefühle näher zu bringen. Vollständig würde ihnen das jedoch nie gelingen. Irgendwie war es so, als versuche man eine Kutsche mit gebrochener Achse mittels eines
Schwimmers
wieder flott zu bekommen.
»Sie könnte einfach nur weit abgetrieben worden sein«, mutmaßte Tschad. »Ich schlage vor, an anderer Stelle weiterzusuchen.«
»Das wird uns Zeit kosten, die wir nicht haben«, sagte Arls. »Wir sollten uns nicht ewig hier aufhalten. Die Gilde der Wissensträger muss erfahren, was in der Mandiranei vor sich geht.«
»Wir könnten uns trennen«, schlug Tschad vor.
Gus stimmte zu. »Wäre eine Möglichkeit. Um die Gilde zu benachrichtigen, müssen wir nicht alle im Zentralarchiv erscheinen.«
»Hätten wir nur Gurrgs«, murrte Aikel. »Nach Burundun werden wir ohne Reittiere ein knappes Lunarium benötigen – mindestens. Die Eisenbahn scheidet ebenfalls aus. Den Höhenzug zu überwinden, der uns von ihr trennt, würde uns vermutlich mehr als das doppelte an Zeit kosten.«
»Du allein wärst schneller am Archiv, Gus«, meinte Arls.
»Ich kann die Strecke nur teilweise fliegend zurücklegen«, wandte der Geflügelte ein. »Über längere Zeiträume strengt mich das Fliegen zu sehr an. Ich müsste viele Pausen einlegen. Einen großen zeitlichen Vorteil sehe ich dabei nicht.«
»Dann …« Tschad brach ab, als ihn ein schabendes Geräusch hinter ihm ablenkte. Er drückte seinen Körper herum, um zu sehen, woher es stammte. Verblüfft musste er realisieren, dass sich ein Teil der Felswand zur Seite geschoben hatte
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