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warten wir nicht auf die Verstärkung? Wa…«
Er verstummte, als Shanija zu ihm herumfuhr, und stolperte einen Schritt zurück. Widerstandslos ließ er sich von ihr am Arm greifen und zurück zum Kommandozelt schleifen. Dort packte sie ihn am Kragen und zog ihn mit einem Ruck nah an sich.
»Hör zu!«, zischte sie ihn mit schneidender Stimme an. »Ich dulde es nicht, dass du öffentlich meine Autorität untergräbst, hast du verstanden? Ich bin der Befehlshaber hier, und meine Befehle sind unantastbar! Wie sollen wir vierhundert oder mehr Leute führen, wenn du meine Kompetenz in Frage stellst, Adept? Hast du jegliche Ausbildung und Disziplin vergessen?«
Sel machte ein schuldbewusstes Gesicht. »Tut mir leid, Colonel, das wird nicht wieder vorkommen.«
»Das will ich hoffen«, schnappte sie und ließ ihn los. Dann wandte sie sich dem Tisch zu und fuhr sachlich fort: »Wenn du dir die Pläne einmal genauer angesehen hättest, hätte dich meine Entscheidung nicht überrascht. Ich habe heute während deiner Abwesenheit die letzten Lücken schließen können, was bedeutet: Der Weg zur Gefangenensektion ist uns jetzt bekannt!« Sie fuhr mit dem Finger eine Linie nach.
»Zweitens, wir haben das Problem, dass noch keine Verstärkung eingetroffen ist. Die Leute fangen an sich zu fragen, wie lange wir das hier durchziehen werden. Sie wollen Ergebnisse, Sel! Die Kinder können wir noch nicht herausholen, aber jemanden, der vielleicht mehr über die Zustände in ELIUM weiß. Jedenfalls muss ich etwas unternehmen! Wir müssen unseren Leuten etwas bieten, damit sie motiviert sind, weiter ihren Arsch hinzuhalten, verstehst du?«
»Ich denke schon.«
»Und drittens, meine Freundin ist dort drin, ich weiß nicht, wie lange schon. Nachdem die Stummen immer noch die Herren von ELIUM sind, nehme ich an, dass es ihr nicht gut geht. Das bedeutet, ihr Leben ist in Gefahr. Ich habe den Plan, ich habe die Leute, und ich habe die Waffen. Ich hole sie jetzt da raus!« Bei den letzten Worten sah sie ihn an.
Sel schluckte und nickte. »Jawoll, Colonel.« Er stürmte aus dem Zelt, und sie hörte ihn schreien: »Was steht ihr hier rum und haltet Maulaffen feil? Fünfzig Freiwillige, an die Waffen, sofort!«
Lance Corporal Charles »Chuck« Foster hatte einst zu Shanija gesagt:
Willkommen bei den W ILD R AMS . Immer ganz vorne dabei, wagemutig unter den Nasen der Feinde, kaltschnäuzig und voller Bravado, und notfalls mit dem Kopf voran durch die Wand. Risikoeinsätze sind unser täglich Brot, geben uns das Adrenalin, das uns das Leben wirklich spüren lässt. Und dennoch: Immer klar das Ziel vor Augen überlegt und taktisch vorgehen ist ein Muss, denn es zählt der Erfolg. Wenn Opfer gebracht werden müssen, erbringen wir sie, aber ansonsten lassen wir keinen zurück
.
Shanijas Blick glitt über die handverlesene Zwölfergruppe, mit der sie in die Spalte hinuntergestiegen war. Der Rest gab Rückendeckung.
Nur wenig Licht drang durch die Spalte über ihnen in die Höhlung, die um ELIUMS Körper herum existierte. Felsspitzen vernetzten sich über dem Orgaschiff zu Brücken, wie bizarre Stalagnaten, die in der Waagerechten wuchsen anstatt in der Senkrechten. Es war, als habe der Erdboden die Hände ausgestreckt, um das Schiff festzuhalten und niemals wieder aus seinen Krallen zu lassen. Als solle es langsam von Less verschlungen werden, ausgelöscht für immer.
Ein ungeheuer langsamer Prozess, der sich über weitere Jahrtausende hinweg ziehen würde. Vor allem, da der Gigant sich in seinem steinernen Gefängnis immer noch bewegte und vorwärts rückte. Und manchmal schien er sich zu schütteln, löste dadurch Erdrutsche, Felseinbrüche und Beben aus.
Noch war das Schiff zugänglich, wenngleich Shanija auch den Eindruck hatte, dass der riesige dunkle Leib tiefer im Wasser und Morast lag als damals vor der Passage. Wie ein Krebsgeschwür füllte ELIUM den Boden der Spalte aus und war in jede Höhlung hinein gewuchert, die es fand. ELIUM lebte, pulsierte, und strahlte dabei eine Dunkelheit aus, die noch über das Fehlen des Lichtes hier unten am Grund hinausging.
Dort drinnen waren die Kinder gefangen, und dort war auch As’mala.
Shanija gab das Zeichen zum Vorrücken.
Schüsse peitschten durch den Gang, und neben Shanija sank eine Frau stumm zu Boden, während zwischen ihren weit aufgerissenen Augen eine rote Blume erblühte und zerfloss. Sie fuhr herum und ließ sich auf ein Knie fallen, während sie zugleich über ihre erhobene
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