SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition)
auf dem Mond gebaut hatten. Sein mit Synapsenverbindungen gekoppelter Verstand war das Gehirn, die Station, in die er gebettet war, sein Körper. Ihm entging nichts, alles wurde über ihn gesteuert. Dennoch hatte er keinerlei Kontrolle. Lo Ai wollte weinen, aber er hatte keine Tränen. Er wollte sterben. Doch er musste seine verfluchte Existenz weiter leben. Erster.Eins hatte ihn vor langer Zeit dazu verdammt.
Mun stand vor dem großen Turm und blickte über Burundun, das im beginnenden Licht eines nebligen Morgens vor ihm lag. In den vergangenen Tagen war er meistens sehr früh auf. Eine drängende Frage raubte ihm den Schlaf.
Wo ist Corundur?
Die Soldaten des Maskierten in den grauen Uniformen beherrschten nach wie vor Burundun und jeder, der in die Stadt hinein oder sie verlassen wollte, wurde kontrolliert. Jede Waffe wurde beschlagnahmt und selbst die Adepten wurden aufgehalten und nicht zum Archiv durchgelassen. Doch der Maskierte selbst war verschwunden. Niemand hatte ihn seit mehreren Diarien gesehen. Und dabei waren sie so nah dran gewesen! Mun hatte es endlich geschafft, einen Spion in die ehemalige Stadtverwaltung, in der jetzt das festungsartige Hauptquartier der Truppen Cordundurs lag, einzuschleusen, der ihn über die Aktivitäten des Maskierten informierte. Derzeit starteten die Quinternen keine Angriffe, anscheinend hatten sie anderes zu tun. Also wollte Mun die kostbare Zeit nutzen und ein für alle Mal den Zwist zwischen sich und Corundur beenden, bevor der Kampf gegen die Invasoren weiterging.
Kein Wunder, dass der Psiblock, den wir gegen Corundur unternommen haben, ins Leere ging!
Es war ein kühner Gedanke gewesen, mitten im Krieg gegen die Quinternen weitere Kräfte zu beanspruchen – gegen jemanden, der, was den Feind betraf, im Grunde ein Verbündeter war. Doch Burundun geriet immer mehr unter Kontrolle des Sektenführers, und das konnte Mun nicht hinnehmen. Die Kommunikation mit Corundur war völlig zum Erliegen gekommen, egal wie oft Mun Boten schickte oder selbst an sein Tor klopfte. Also hatte der Archivvorsteher ein paar Vertraute mit starken Psimagiegaben um sich geschart und ihnen seinen Plan auseinandergesetzt, ohne seine Stellvertreter oder gar die Bibliothekare zu informieren. Es sollte alles ganz schnell und heimlich geschehen, ein rascher Schlag aus dem Hinterhalt. Die Eingeweihten hatten zugestimmt, und sie ließen keine Zeit verstreichen, sondern setzten den Plan sofort in die Tat um. Dazu mussten sie nicht einmal das Archiv verlassen, der Angriff würde rein mental ausgeführt.
Mun hatte zuerst geglaubt, dass Corundur stärker, viel stärker war, als er angenommen hatte. Doch dies war ein Trugschluss. Statt einer starken Gegenwehr gab es keine Reaktion …
überhaupt nichts!
Corundur war bei dem psimagischen Angriff gar nicht zugegen, obwohl Muns Spion versichert hatte, dass der Maskierte sich in seiner Festung aufhielt. Anscheinend hatte er sich über einen Geheimgang davongemacht, von dem nur er wusste. Vielleicht hatte er von dem Vorhaben Wind bekommen, war irgendwie durch ein besonders sensibles Gespür gewarnt worden. Nicht umsonst galt dieses unbekannte Wesen, das man nur vollständig verhüllt kannte, als besonders mächtig und gefährlich, manche behaupteten, es sei allwissend. Mun war nicht abergläubisch, aber nun deutlich verunsichert, ob er den Maskierten nicht immer noch unterschätzte.
Der Spion sagte später aus, dass selbst Corundurs Vertraute überrascht gewesen seien, als sie ihren Anführer zu einer Besprechung abholen wollten und feststellen mussten, dass er nicht mehr da war.
Was für ein Fehlschlag. Der Zugang zur Insel, der Steinerne Hafen, die Stadttore, fast zwei Drittel der Stadt – Corundur und seine Vertreter kontrollierten alles. Vor allem das Weiße Portal war dicht abgeriegelt. Gruppen von Soldaten lagerten vor dem Portal und am Zugang zur Insel.
Jetzt am frühen Morgen sah Mun wie gewohnt Soldaten in grauen Uniformen mit silberfarbenen Epauletten Patrouille gehen. Es waren kaum Zivilpersonen unterwegs. Nur aus wenigen Kaminen der Stadt und von einigen offenen Feuerstellen der Flüchtlingslager stieg Rauch auf. So, als würde selbst der Hunger Angst haben, aufzufallen, und die Herdstellen erkaltet lassen.
Mun ließ seinen Blick weiter schweifen und verharrte plötzlich. Aus einem Kamin über einem rot gedeckten Dach in Lakara quoll merkwürdig dicker Rauch. Weil der Morgen völlig windstill war, stieg der Rauch nur zögernd in den Himmel
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