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tiefer in der Decke. Die Erkenntnis schmerzte, weil sie endgültig war. Er
durfte
sich nicht mehr in Lus Welt wünschen, weil dort kein Platz für ihn war.
Die letzten Tage waren furchtbar gewesen. Vor Kurr'tom hatte sie sich wenigstens noch den Anschein gegeben, dass er ihr etwas bedeutete. Der Besuch auf der Heimatwelt der Datenwürmer hatte diesen letzten Rest hinweg gefegt, den hauchdünnen Faden, der sich über den Abgrund gespannt hatte, zerrissen.
Lukelany war wie ausgewechselt gewesen. Wenn es die Kollegen schon nicht erkennen wollten, für
ihn
war es offensichtlich.
Als ob die Luft zum Atmen fehlen würde
.
Er hatte sie mehrmals aufgesucht und sich um ihre Gesundheit besorgt gezeigt. Er hatte – aller Vorsicht zum Trotz – nachgehakt, was bei diesem geheimnisvollen »Vorfall« geschehen sei, als sich Lukelany plötzlich nicht mehr gemeldet hatte.
Er hatte es durchgezogen, selbst als ihn die Begegnungen immer mehr geschockt, ihm richtiggehend Angst eingejagt hatten.
Lukelany hatte einen über alle Maßen verwirrten, manchmal geradezu hilflosen Eindruck gemacht. Sie war im Schiff herum gewankt, hatte sich an Verpflegungsstellen der Völlerei hingegeben, um im nächsten Augenblick in die Aussichtssektion zu stürmen und den Anblick der Sterne in sich aufzusaugen.
Er war da gewesen, bei ihr, doch sie hatte ihn meistens nicht einmal wahrgenommen. An diesem Tag hatte er beschlossen, die Vorgesetzten zu verständigen, damit diese etwas gegen Lukelanys Zustand unternahmen.
Die anschließende Befragung durch den wissenschaftlichtechnischen Direktor Terkosh hatte Dudifejs Träume, seiner bisherigen, traurigen Existenz, einen endgültigen Todesstoß versetzt.
Lukelany hatte Terkoshs Fragen mit eiskalter Brillanz beantwortet. Sie hatte sich auf der Höhe ihrer Fähigkeiten gezeigt und Dudifejs Hinweise als Anschuldigungen eines »enttäuschten Möchtegern-Liebhabers« abgetan. Mit einem verächtlichen, vor Mitleid triefenden Seitenblick zu ihm hatte Terkosh die Befragung beendet und Dudifej für zwanzig Bordtage vom Dienst suspendiert.
Als Lukelany den Konferenzraum verließ, hatte sie für ihn weder Verachtung noch Mitleid übrig. Sie hatte einfach durch ihn hindurch gesehen und war gegangen.
Für immer
.
Dudifej warf sich herum, zog die Decke vollends über den Kopf und fragte sich, ob sie dicht genug gewoben war, damit er in ihr ersticken konnte.
»Dudi?«
Der Fiore erstarrte. Hatten seine Sinne schon so gelitten, dass er sich einbildete, Lukelanys Stimme zu hören?
»Lass mich bitte herein, Dudi«, erklang die leicht verzerrte Stimme erneut.
Die Gegensprechanlage!
Dudifej schlug die Decke zurück und sah, dass neben der Tür die blaue Schaltfläche leuchtete. Jemand stand vor seiner Kabine!
Zögernd erhob sich der Wissenschaftler, aktivierte die Beleuchtung und erschrak über seinen Anblick. Im mannshohen Spiegel auf der anderen Seite der Kabine blickte ihm ein gebeugtes, verknittertes Etwas entgegen.
»Ich weiß, dass du hier bist, Dudi«, erklang die Stimme erneut. »Ich will mich bei dir entschuldigen. Bitte mach auf.«
Lukelany?
Mach schon!
Zitternd hob Dudifej beide Hände, rieb sich das Gesicht, die von den Tränen aufgedunsene Haut um die Augen und die Riechspalte. Dann strich er sich die Borduniform glatt, mit der er im Bett gelegen hatte, und gab die Bemühungen umgehend wieder auf.
Er würde
sie
in diesem Zustand treffen müssen, Dudifej blieb keine andere Wahl.
Der Fiore ging zur Tür und öffnete sie.
Lukelany stand im Gang vor seiner Kabine und lächelte.
»Ich sehe endlich klar, Dudi.«
»Was siehst du?«
Dudifej hatte beide Hände unter seine Schenkel geschoben, weil sie kalt waren und zitterten. So saß er neben Lukelany, die mit unterkreuzten Beinen auf seinem Bett hockte, wie sie es früher, zu Studienzeiten getan hatten, wenn sie zusammen den Stoff repetierten.
»Ich sehe mich. Wer ich bin und was ich will.«
Der Duft ihrer Haut stieg dem Wissenschaftler in die Nase. Er bemerkte, wie sich die Riechmembranen leicht kräuselten. Die Nähe der Fiorin verunsicherte … nein,
erregte
ihn.
Dudifej zwang sich, ruhig zu atmen und fragte: »Und was willst du?«
»Das, was jeder Fiore will, Dudi«, sagte sie sanft. »Wissen sammeln. Mein ganzes Leben habe ich dieser Suche gewidmet und trotzdem …«
Dudifej schluckte mühsam. Für einen unsäglich aufregenden Moment lang hatte er angenommen …
»Und trotzdem?«, fragte er gedehnt.
»Trotzdem wurde mir erst heute nach
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