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schweren Schritten entfernten.
Lukelany schloss die Augen und versuchte sich zu erinnern, was mit ihr geschehen war. Sie fühlte sich krank und zerschlagen, als hätte sie jahrelang nicht mehr geschlafen.
Aber … ich bin doch aufgewacht?
Ihr fielen die Alpträume ein, die sie gehabt hatte.
Alpträume, die von unvergleichbarer Schrecklichkeit beseelt gewesen waren. Das Böse in Person war an Bord der
Eliotaban
gekommen und hatte das friedliche Forschungsschiff in ein Schlachtfeld verwandelt.
Würmer. Böse Würmer
.
Weshalb konnte sie diesen Gedanken nicht mehr abstreifen?
Lukelany versuchte sich zu konzentrieren, doch es wollte ihr nicht gelingen. Die Schreie um sie herum störten sie. Der Gestank nach Blut und Fäkalien …
Blut und Fäkalien?
Lukelany öffnete die Augen. Sie benötigte einige Dutzend Atemzüge, bis sie einigermaßen klar sah.
Die Bilder prallten an ihrem Verstand ab wie ein Kieselstein an einem Felsbrocken.
Würmer, böse Würmer. Nehmen sich, was sie wollen. Werden, was sie sich genommen haben
.
Die Gedanken klebten an ihr, als wären sie mit Karrom-Honig bestrichen.
Mit fahrigen Bewegungen tastete Lukelany nach dem Boden und der Wand. Sie musste weg von hier. Weg von diesem unlogischen Ort, an dem Alpträume in die Realität vordrangen.
Sie drehte sich um, richtete ihren Oberkörper auf und schob sich dann an der Wand langsam in die Höhe.
Fioren rannten an ihr vorbei, als wäre der Tod hinter ihnen her. Einer von ihnen war blutüberströmt. Ein anderer hielt eine Fiorin in den Armen. Ihr Kopf pendelte hin und her wie bei einer Puppe.
Würmer. Böse Würmer im Nacken
.
Unwillkürlich griff sich Lukelany in den Nacken. Ihre Fingerkuppen ertasteten Nässe, eine schmerzende Wunde.
Sie musste sofort weg von hier. Weg von diesem Irrsinn! Sie brauchte Ruhe. Geborgenheit.
»Dudi«, hauchte sie.
Lukelany machte einen Schritt. Noch einen. Wenigstens trugen die Beine sie wieder. Wankend machte sie sich auf den Weg. Dudifej würde ihr helfen, davon war sie überzeugt. Dudifej hätte ihr die ganze Zeit über geholfen, wenn sie dies zugelassen hätte.
Überall lagen tote oder bewusstlose Fioren. Einige wimmerten, ächzten oder murmelten unverständliche Dinge. Sie
konnten
ganz einfach nicht real sein!
Weshalb ließen sich die bösen Träume nicht vertreiben? Oder …
Endlich kam Lukelany der rettende Gedanke: Es war nicht so, dass die Alpträume sie nicht losließen. Sie war ganz einfach noch nicht aufgewacht!
Alles war nur ein einziger, langer, sehr intensiver Alptraum.
Die Erkenntnis erleichterte Lukelany, als nähme man ihr ein tonnenschweres Gewicht von der Brust.
Nur ein Traum.
Umso besser, wenn sie jetzt zu Dudifej ging. Denn im Traum konnte sie ihn weder verletzen, noch würden ihre Handlungen irgendwelche Konsequenzen nach sich ziehen. Im Traum war sie schon oft zu Dudifej gegangen, nur in der Realität hatte sie es nicht geschafft, über ihren Schatten zu springen.
Heute wird es geschehen
.
Endlich erreichte sie Dudifejs Kabine. Sie war unverschlossen. Lukelany drückte auf den Öffner und die Tür glitt beiseite.
Dudifej saß auf dem Bett. Wortlos starrte er sie an.
Die Tür schloss sich hinter Lukelany. Sie war mit ihm allein. Seine Kabine war gemütlich eingerichtet. An den Wänden hingen Bilder von ihr – die meisten von ihrer gemeinsamen Studienzeit – und von mehreren Jungen.
Lukelany kniff die Augen leicht zusammen. Sie hatte sich getäuscht. Es handelte sich immer um denselben Jungen, nur war er auf den Bildern unterschiedlich alt. Häufig war Dudifej mit ihm abgebildet.
»Ich wusste nicht, dass du ein Kind hast«, sagte sie und wunderte sich über den warmen Klang ihrer Stimme. Wann hatte sie zum letzten Mal mit sanften Worten zu ihm gesprochen? Sie wusste es nicht mehr.
Böse Würmer. Böse Würmer!
Sie blickte ihren früheren Studiengefährten an. Dudifej schien um Hunderte von Jahren gealtert. Wie konnte dies möglich sein?
Lukelany erinnerte sich daran, dass dies nur ein Traum war. Dudifej war älter geworden und hatte ein Kind, warum nicht? In ihrer Fantasie hatte sie sich das durchaus schon ausgemalt.
Sie schlüpfte aus ihren verschwitzten Kleidern und setzte sich auf Dudifejs Schoß. Die Wärme seines Körpers beruhigte sie augenblicklich. Seufzend legte sie ihre Arme um ihn und fühlte, wie er dasselbe tat.
Tiefer Friede senkte sich auf die Fiorin herab. In Dudifejs Armen fühlte sie sich geborgen und heil.
Vorsichtig gaben sie sich dem Spiel
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