SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition)
irgendwo unten bei den Lendenwirbeln. Ich spüre meine Beine nicht mehr.«
»Verdammt!« Das konnte sie jetzt nicht brauchen. Sie fuhr sich durch die Haare und sah sich hilflos um. Sie befanden sich auf dem Präsentierteller, es musste schnell etwas geschehen.
»Ist schon gut.« Seine Stimme klang fast sanft. »Dann endet es eben hier.«
»Nein, das tut es nicht!« Fieberhaft dachte sie nach. Dann zog sie ihm den Siegelring ab, zerrte die Kutte herunter und nahm die Maske an sich. Darunter kam Earls bleiches, erschöpftes Gesicht zum Vorschein. Aber er wirkte ruhig und gefasst. In seinen stahlgrauen Augen lag keine Furcht.
»Was hast du vor?«, fragte er.
»Ich lasse Corundur sterben«, antwortete sie grimmig. »Aber nicht dich.«
»Shanija, das hat doch alles keinen Sinn …«
»Halt den Mund! Ich übernehme jetzt.« Sie stand auf. »Hol Drego her, schnell! Wir haben nicht viel Zeit.«
»Wenn ich einen Telepathen erreichen kann …«, sagte er schwach und schloss die Augen.
Nur wenige Augenblicke später flimmerte die Luft, und der junge Mann stand vor ihr. Mit einem Blick erfasste er die Lage. »Scheiße«, war sein Kommentar.
»Sehr hilfreich«, bemerkte Shanija. »Bevor ich dir vertraue – wie genau stehst du zu Earl Hag?«
»Er hat mir als Kind das Leben gerettet, ein neues Heim bei Pflegeeltern gegeben und mich gewissermaßen mit aufgezogen«, antwortete Drego. »Ich bin ihm auf Lebenszeit verpflichtet, das habe ich ihm geschworen. Ich bin sein Vertrauter und Leibwächter.«
»Und verschwiegen«, fügte Earl keuchend hinzu. »Er hat mein Geheimnis wohl bewahrt. Verschwende keine Zeit, Shanija, wenn du jemandem vertrauen kannst, dann Drego. Und du schaffst das nicht allein.«
»Ich weiß.« Sie nickte dem Blonden zu. »Also dann: Als erstes bringst du deinen Herrn auf die
Sonnenkönigin
, seine besten Heiler müssen ihn sofort in ihre Obhut nehmen. Ich weiß nicht, was alles bei ihm gebrochen und verletzt ist, also besteht möglicherweise Lebensgefahr.«
»Shanija …«
»Sei still, alter Mann, ich wiederhole mich nicht noch einmal! Du lässt dich jetzt retten, und ich werde das Kommando übernehmen. Drego?«
»Aye, Sir.« Der Teleporter nahm Haltung an.
»Komm umgehend zurück«, fuhr Shanija fort. »Wir müssen Corundurs Tod inszenieren, und dazu brauche ich dich.« Sie warf einen Blick zu Earl, der sie stumm beobachtete. »Er wird den Heldentod sterben, also sei ganz beruhigt.«
Er hob mühsam eine Hand, sein Gesicht verzerrte sich. »Shanija«, flüsterte er. »Ich …«
»Ich weiß schon«, unterbrach sie ihn rau. »Gib bloß nicht auf, verstanden? Darren braucht dich. Das ist ein Befehl des Colonels, und dem darf bei Todesstrafe niemand widersprechen.« Sie gab Drego den Siegelring. »Los jetzt.«
Gleich darauf waren die beiden Männer verschwunden. Shanija machte sich in fieberhafter Eile daran, die Trümmer von dem Kuntar zu räumen, riss seine Krigget-Rüstung herunter, dann zog sie ihm Corundurs Maske und die Kutte über.
»Shanija!«, erklang eine zarte Stimme aus dem Rohrgeflecht, dann schoss Pong heran. »Was machst du da?«
»Wonach sieht’s denn aus? Ich schaue Corundur unter die Maske.«
»Aber das ist doch gar nicht … hupps …« Pong hielt sich zu spät die Hände vor die Schnauze. »Au Backe.«
Shanija hielt inne und sah hoch. »Du hast es gewusst?«
»Äh … ich hab’s in Thel-Ryon rausgekriegt, wegen des Siegelrings.« Pong wurde ganz blass. »Verzeih mir, ich hab mich nicht getraut, es dir zu sagen … da war so viel los mit deiner Befreiung, und dann die Sache mit Eins und so … und ich hab gehofft, Earl würde …«
»Ist schon gut, spielt keine Rolle mehr. Corundur ist ohnehin tot.«
»Wa…?«
»Beruhige dich. Earl lebt, aber er ist sehr schwer verletzt. Deswegen werden wir jetzt Corundurs Heldentod inszenieren, dann sind wir ihn ein für alle Mal los, und niemand wird die Wahrheit je erfahren. Vor allem Darren nicht.«
»Geht klar. Bin dabei.«
Drego kam zurück, und zusammen mit Shanijas telekinetischer Psimagie nahmen sie den präparierten Leichnam mit sich. Ein Glück, dass alle Kristalle im weit entfernt liegenden Antrieb verbaut waren, so gab es hier keine Schwierigkeiten mit dem Einsatz der Psimagie. Shanija konnte nur hoffen, dass die Kraft lange genug reichte.
Pong flog voraus und fand schließlich eine Gelegenheit.
»In der nächsten Schnittstelle wird gekämpft, und eine Gruppe Freunde, Corundurs Leute und Adepten, bewegt sich ebenfalls
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