SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition)
auf den Auslöser, und Shanija legte ihre Hand darüber, presste sie fest an.
Der Strahler selbst glühte bald auf und drohte zu überhitzen, weil er auf permanenter Hochleistung stand. Zahlreiche Stellen der Halle wurden von der Streustrahlung in Brand gesetzt, und scharfe Linien fraßen sich in den Leib des ERSTEN. Er wurde kohlschwarz, doch von innen heraus leuchtete er umso greller auf. Er wütete und tobte, die Töne waren nun schrill, Gläser zerspringend, und die Frauen gaben weiterhin Dauerfeuer. Die Wandverkleidungen schmolzen, die Hitze wurde unerträglich, die Luft kaum mehr atembar. Darren war längst ohnmächtig zusammengebrochen.
Shanija hatte den Eindruck, als könne sie weit entfernt den kollektiven Todesschrei vieler Wesen hören, der intensiver war als alles andere, was in ihrem Kopf tobte. Sie stöhnte und konnte hören, dass es As’mala nicht besser erging. Ihnen blieben vielleicht noch Minuten, keine Zeit mehr für einen Abschied. Oder Bedauern.
Vorbei, vorbei.
Dann:
Ja. Es
war
vorbei!
Das grelle Leuchten in dem verbrannten Körper blies sich auf, implodierte, fiel in sich zusammen, und zurück blieb nur ein kleiner qualmender Schlackehaufen.
Und keine Sekunde zu früh, denn der Strahler hatte keine Energie mehr, und Rajas Psiblase erlosch. Ohne einen Laut sank das Mädchen zu Boden.
Gespenstische Stille herrschte in der Halle, abgesehen von knackendem Metall und knisternden Brandstellen. Und dem lauten Keuchen von zwei Frauen, die sich gegenseitig stützend hochrappelten und sich verwirrt in die rußgeschwärzten und blutverschmierten Gesichter starrten.
»Ist er weg?«, krächzte As’mala.
»Ich denke, ja«, antwortete Shanija heiser. Dann kroch sie zu ihrem Sohn, zog ihn in die zitternden Arme, lauschte auf seinen Herzschlag. »Er lebt«, stieß sie erleichtert hervor. »Er atmet ganz ruhig, ich glaube, er hat es heil überstanden.« Sie streichelte sein Gesicht, küsste ihn. »As’mala, halte ihn, ich muss nach Raja sehen …« Auf allen vieren kroch sie mühsam zu ihrer reglosen Tochter. Sie lag auf dem Rücken, die blauen Augen weit geöffnet, doch blicklos. Shanija wischte ihr den Ruß aus dem Gesicht, nahm sie vorsichtig in die Arme und wiegte sie.
»Sie atmet«, flüsterte sie. »Doch ich weiß nicht, ob sie jemals wieder zurückfinden wird … sie hat den Tod des ERSTEN miterlebt, als sei es ihr eigener gewesen. Der Gedankenozean ist erloschen, das konnte sogar ich mitbekommen. Sie wurde sicherlich in eine tiefe, lautlose Finsternis geschleudert. Vielleicht hat er sie mit sich gerissen …«
»Daran darfst du nicht einmal denken«, sagte As’mala energisch. »Ich sage nur: Seiya! Auch sie ist zurückgekehrt. Raja wird es ebenso schaffen, sie ist
deine
Tochter, verdammt, sie braucht nur Zeit. Hast du ihre letzten Worte nicht gehört? Sie weiß, wo sie hingehört, also wird sie auch dorthin finden!«
Shanija rannen Tränen über die Wangen. »Ich hoffe es. Sie hat sich für uns geopfert …«
Lautes Poltern erklang, dann stürmte Drego mit Adepten und Soldaten in die Halle.
»Was ist passiert? Da draußen ist das totale Chaos ausgebrochen, die Quinternen sind nicht mehr, und die anderen werfen die Waffen weg und fliehen …«
»Es ist vorbei!«, rief As’mala und erhob sich taumelnd. »Er ist tot! Der ERSTE ist vernichtet!«
In den kollektiven Jubelschrei hinein sagte Shanija jedoch ernüchternd: »Nein, es ist noch nicht vorbei.« Schwankend stand sie auf, ihre Tochter auf den Armen. »Drego, drei Dinge verlange ich von dir, und bei deinem Eid gegenüber Earl Hag wirst du sie ausführen.«
»Jawoll, Sir«, sagte der blonde Mann automatisch.
»Erstens: Du bringst As’mala, Darren und Raja sofort hier raus und in Sicherheit auf die
Sonnenkönigin
. Zweitens: Jeder Quinterne wird niedergemacht. Ihr macht keine Ausnahme, gewährt keine Gnade, stellt keine Fragen. Berührt die Leichen nicht am Helm, kommt ihnen nicht zu nahe, versucht nicht, den Anzug zu öffnen. Schichtet sie auf einen Haufen und verbrennt sie. Wer von den Kriggets fliehen will, wird gestellt und auf Wurmbefall im Nacken untersucht. Wer sauber ist, kann gehen. Drittens: Seht zu, dass ihr so viele Sklaven und Gefangene wie möglich auftreibt, bringt sie schleunigst hier raus. Ich weiß, das Schiff ist riesig, wir werden nicht alle retten können. Daher werdet ihr euch auf die Ebenen von hier bis zum Ausgang beschränken. Habt ihr einen Zeitmesser? Gut. In einer Stunde darf niemand mehr von euch hier
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