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Sunrise: Das Buch Joseph (German Edition)

Sunrise: Das Buch Joseph (German Edition)

Titel: Sunrise: Das Buch Joseph (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Roth
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an den Schneiden der Klinge, als wolle er es herausziehen noch.
    Und abermals bittet Jesu Mund:
    ›Hilf mir, du …‹
    Aber Blut quillt hervor, stürzt ihm über die Lippen und hemmt lähmend-verklebend das Wort.
    Entsetzt zieht Joseph die Hand vom Schwertgriff. Als begreife er jetzt erst, was er getan.
    Und läßt los das Schwert.
    Jesus aber stürzt vornüber, als verneige er sich vor seinem Mörder.
    Noch gräbt er mit Händen im Schlamm, als wolle er weiter sich ziehen, fort von der Stelle, dem anderen nach.
    Der Griff aber seines Schwerts, durch den Sturz bis ans Heft vergraben, hält ihn nagelgleich fest auf der Stelle am Boden.
    Kapitel 79. Einer von uns
    Als Dymas herbeitrat, rührte sich Jesus nicht mehr. Dymas aber kniete neben dem Toten und löste das Schwert aus der Brust dem Sohn.
    Und er hob seine Augen und betrachtete die Männer. Denn alle waren nun aus der Höhle getreten.
    Und sahen alle den Stummen stehen, hart stehen bei Jesus, der tot lag.
    Da erhob sich Dymas und sprach zu ihnen:
    ›Vor Stunden, während des Kampfs in der Höhle, schlug einer von hinten nach mir mit dem Schwert. Und hätte mir gespalten den Schädel. Da ich aber wich in Bewegung, traf er das Ohr.
    Ob der mit Absicht nach mir geschlagen oder sein Schwert zufällig mich traf, wußt ich noch nicht. In der Wende nach hinten aber sah ich ihn zurückziehn sein Schwert. Da war’s einer von euch.‹
    Sie entsetzten sich aber, als Dymas das sagte.
    Und einige von ihnen wußten, daß sie hinter Dymas gekämpft und daß sie – wie er – gestanden im Dunkel der Höhle, als sie um sich geschlagen. Die fragten bestürzt:
    ›Bin ich es gewesen, den du gesehn?‹
    Da war Dymas verwundert, daß sie das sagten und nicht hatten geschwiegen.
    Und er sprach: ›Mein eigener Sohn war’s, Jesus. War sein Schwert, das mich schlug.‹
    Da wollten sie Dymas nicht weiterreden lassen, denn sie vermochten nicht, es zu glauben. Dymas aber erhob seine Stimme über die ihren und fuhr fort:
    ›Und ich habe Anlaß zu glauben, daß der Zug Reiter, von dem unsere Wache sagt, er sei weitergezogen, längst weiß, wo wir nächtigen. Denn von den Unseren, die einholten die Tiere der Pilger und sie heraufzogen zu uns, weiß ich: Reiter wurden gesichtet, die flohen. Ob es aber die waren, die gehütet hatten die Tiere der Pilger und sich davongemacht, als sie die Schreie hörten, oder ob Späher des Zugs jener Reiter, ist ohne Belang. Denn die vorhin zurückkehrten, uns heraufbrachten die Tiere der Pilger, die sahen auch Zeichen gelegt. Zeichen, die führen sollten den Zug hierher zu den Höhlen. Zeichen, die Jesus gelegt.‹
    Da riefen einige: ›Wer kann das behaupten?‹
    Dymas aber antwortete ihnen:
    ›Ich, der ich Jesus die zweite Wache gab, habe’s mit eigenen Augen gesehen.
    Denn nicht eingeschlafen war Jesus, als er uns Wache hielt in der Nacht. Sondern verließ den Posten zwischen den Eingängen der Höhle und eilte hinabwärts, wo man später gefunden die Zeichen.‹
    Und die ihm nicht glauben wollten, sprachen:
    ›Aber wie kann das sein? Seit Wochen sprichst du von nichts als Verfolgern und Häschern und treibst uns ohne Rast weiter. Und jetzt wieder! Du schürst unsere Angst, wir würden verfolgt. An wen würde Jesus uns wollen verraten?‹
    Da sprach Dymas zu ihnen:
    ›An Jakobus. An seinen Bruder und an die, mit denen Jakobus bereits im Bunde stand, als wir in ihren Hinterhalt gerieten und viele von uns ihr Leben verloren.
    Später, ich bin sicher, war es Jakobus, der ritt unter ihnen, als sie heraufzogen zu unserem Versteck und wir entkamen mit Not.
    Gemas, wie ihr wißt, hatte Jakobus gesehen. Ich aber wollte’s nicht glauben und legte es anders aus. Etwa: Jakobus sei als Gefangener mit ihnen geritten, gefoltert, unser Versteck zu verraten.‹
    Da sprachen einige unter sich, denn sie wollten’s nicht glauben:
    ›Warum nähmen Jakobus und Jesus Rache an Dymas? Sind es nicht seine Söhne?‹
    Und andere verdächtigten Gemas, er habe die Dinge gelenkt und habe Gerüchte gestreut – wie jenes, daß Jakobus ritt mit Verfolgern –, um sich vor den Halbbrüdern die Nachfolge zu sichern, stürbe der Vater.
    Da schwiegen sie, als sie Dymas zusahen. Dymas aber hob mit Händen den Leichnam Jesu und wandte ihn um.
    Und er fuhr mit der Hand über dessen Gesicht und schloß ihm die Lider.
    Joseph aber zitterte, als er den Vater aufstehen sah. Denn Dymas ging auf Joseph zu, das Schwert in der Hand, mit dem Joseph den Sohn gefällt hatte.
    Und nochmals,

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