Sunrise: Das Buch Joseph (German Edition)
des Gewölbes des Baums, kam ihm Erinnerung an die Schlange, die er darin gesehen, und an den Vogel, der darin gelandet.
Und Joseph hielt still und glaubte am Dunkel der Gabelung, daran er sich hielt, Zeichen frischgerissener Rinde zu lesen. Und glaubte, es hätten die Krallen des Vogels oder der gepanzert-gewundene Leib jener Schlange sie hinterlassen.
Und glaubte zu hören um sich Getön, wie das leise Schwingen von Last am Gewölbe der Vielzahl der Äste. Und, je länger er lauschte, glaubte zu hören die Schlange über ihm und unter ihm und her von den Seiten, daß sie windfachend herbeikroch, als käm sie geflügelt und als seien aus Einer geworden viele, die kehrten in Vielzahl zur Mitte hin eines Gewölbes, in das Innerste jenes Baumes, dahinein schutzsuchend Joseph geraten war.
Da glaubte er sich verloren.
Bis er bangend erkannte, daß es das Glimmen und Glosen des Laubs sein müsse, das er hörte und sah. Denn er sah es nun wieder, sah’s hoch um sich her und unter sich, sah es wie Vielzahl fernen Gestirns, als hinge um ihn gewölbt das All, als hinge’s augenprächtig am Baum.
Und Joseph erkannte im Baum, daß der Ort, wo er stand und sich hielt, alle behielt und alles. Denn von dorther waren alle gehalten. Da blieb Joseph still, eingeruht, in Verborgenheiten verborgen.
Und war’s, bis durchbrach zu ihm hin: eine Frauenstimme. Ihm schien aber, als riefe sie ihn heraus, als dürfe er dort nicht bleiben, der Ort ihn nicht halten.
Und Joseph folgte der Stimme. Und nach einer Weile im Dunkeln fand, daß er die Krone beinah durchquert. Denn aus der Finsternis kamen die Farben wieder in Stufen hervor, je näher er kam tastend dem Rand. Aber als seien die Farben Joseph vorausgeeilt aus dem Innersten des Gewölbes, so kamen sie vor ihn durchs Laub, und als geleiteten sie die Stimme, die ihn herausrief, so schienen sie her vom Rande der Krone.
Da hielt Joseph, noch im Innern des Kronenrands, und hörte wieder die Stimme. Und hielt, da er die Stimme gehört.
Er war aber nah der Mauer gekommen, auf die zu der Baum gefallen war und an die seine Spitzen noch reichten, so daß sich dort drängten die laubigen Äste und Zweige, sich bauschten an ihr.
Und durchs Laub des Kronenrands hin sah Joseph nieder aufs Lager einer Magd.
Die wollte sich lagern, wo schon zwei andere lagen, Mägde wie sie. Es war aber die Magd, die ihn angesprochen hatte beim Feuer und die ihn zu kennen glaubte, woher wußte sie nicht. Die aber kam tragend bei sich ein Bündel. Und legte’s zu Boden und sah darin nach, denn es schrie.
Und weckte die zweite und rief sie, die bereits schlief. Und sprach zu ihr. Erst da erkannte Joseph die Stimme, die ihn gerufen heraus, bis an den Rand.
Die zweite Magd aber, die sie geweckt, entblößte die Brust und ließ säugen das Kind, das die Magd ihr reichte.
Da sah Joseph, daß es das Kind der Ägypterin war.
Und als das Mädchen gestillt war, bettete es die Magd, die es hergetragen, wieder ins Bündel. Und sie legte es bei sich, wo sie selbst sich hinlegte, nur wenig im Abstand vom Arm und nur wenig im Abstand der anderen Magd, die hatte gestillt.
Da, noch gingen Stimmen hin und her zwischen den Mägden. Aber das Kind schlief.
Und Joseph, der es sah, sah in der Ferne des Raums, tief hinter dem Säugling, aufgehen ein Band hellen Rauchs. Das mochte von fernem Feuer herstammen und zog himmelwärts, als nähm es vom Nabel des Kinds seinen Ausgang. Schnürend trieb es empor an den Stern.
Joseph aber sah es und wandte sich um.
Da wagte er’s ruhig und, durch den Baum hin geschützt, überstieg die Mauer des Gartens.
An den Wachen vorbei entkam er gen Nazaret noch in der Nacht.
Zweites Buch. Die Pilger
Kapitel 30. König Joschija
Ohne Wunde war er entkommen, zwölf Jahre aber nach diesen Ereignissen ging Joseph hinauf nach Jerusalem, um Jahwe das Pessach zu halten, wie das Gesetz es uns weist, gedenkend des Mose, wie der gehalten das Pessach, das erste, und das Besprengen mit schützendem Blut, damit nicht träfe der Würger die Erstgeburt.
Und also nahm Joseph mit sich den Sohn, der den Weg hinauf nie gegangen war, auch Maria, zu opfern IHM in Jerusalem nach dem Brauche des Fests.
Sie zogen aber bei Sonnenaufgang mit anderen aus Nazaret querend das Tal Jesreel. Da kamen sie zu den Eichen bei Ofra. Denn es trafen sich dort viele, die ebenfalls hinaufzogen und aus anderen Richtungen gekommen waren.
Und manche saßen wartend schon im Schatten der Bäume, daß Verwandte und Freunde von
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