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Sunset - King, S: Sunset - Just After Sunset

Titel: Sunset - King, S: Sunset - Just After Sunset Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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der lockeren Gruppierung wirkte etwas fleckig und gelb im Vergleich zu der schenkelhohen grünen Pracht auf dem übrigen Feld (die sich hinunter zu einem riesigen Hain aus Eichen, Tannen und Birken erstreckte), aber es war keinesfalls tot. Dann fiel mein Blick auf eine Gruppe von Sumachsträuchern in der Nähe. Auch sie waren nicht tot – zumindest glaube ich es nicht -, aber die Blätter waren nicht wie üblich grün mit roten Streifen, sondern schwarz, und sie hatten keine richtige Gestalt. Sie waren wie verformte Klumpen, und man konnte sie kaum anschauen. Eine Beleidigung für das Auge. Ich kann es nicht besser ausdrücken.
    Ungefähr zehn Schritte von meinem Platz entfernt hing etwas Weißes in einem dieser Büsche. Ich ging hin und erkannte einen Umschlag. Mir war sofort klar, dass N. ihn für mich hinterlassen hatte. Wenn nicht am Tag seines Selbstmordes, dann nicht lange zuvor. Mir wurde flau im Magen, und die furchtbare Ahnung beschlich mich, dass ich mit meinem Erscheinen hier die falsche Entscheidung getroffen hatte ( falls ich sie überhaupt getroffen habe). Dass ich unweigerlich die falsche Entscheidung treffen musste, weil ich dazu erzogen war, mehr meinem Verstand zu trauen als meinem Instinkt.
    Quatsch. So was dürfte ich gar nicht denken.
    Aber hat N. das nicht auch gewusst und trotzdem weiter so gedacht? Wahrscheinlich hat er sogar die Handtücher gezählt bei der Vorbereitung zu seinem …
    Um sicher zu sein, dass es eine gerade Zahl ist.
    Scheiße. Der Kopf kann einem irgendwie merkwürdige Streiche spielen. In den Schatten lauern Gesichter …
    Der Umschlag steckte in einer durchsichtigen Plastiktüte, damit er trocken blieb. Die Aufschrift war vollkommen eindeutig, vollkommen klar: DR. JOHN BONSAINT.
    Ich zog ihn aus der Tüte und ließ den Blick wieder zu den Steinen unten gleiten. Immer noch acht. Natürlich. Aber kein Vogel sang, keine Grille zirpte. Der Tag hielt den Atem an. Alle Schatten waren wie gemeißelt. Ich weiß jetzt, was er mit dem Gefühl meinte, in der Zeit zurückversetzt worden zu sein.
    In dem Umschlag war etwas. Es rutschte hin und her, und meine Finger hatten den Gegenstand bereits erkannt, ehe ich das Kuvert aufriss und ihn in die Handfläche kippte. Ein Schlüssel.
    Und ein Zettel. Nur zwei Wörter. Verzeihung, Doktor. Und natürlich sein Name. Der Vorname. Zusammen drei Wörter. Keine gute Zahl. Zumindest laut N.
    Ich steckte den Schlüssel in die Tasche und trat neben einen Sumachstrauch, der nicht nach einem Sumachstrauch aussah: schwarze Blätter, die Zweige verdreht zu einer Art Runen oder Buchstaben …
    Nicht CTHUN!
    Ich hatte die Nase voll. Zeit, dass ich verschwinde. Es reicht. Wenn es hier im Boden irgendein Umweltgift gibt, durch das die Büsche mutiert sind, dann ist es eben so. Die Sträucher sind nicht das Wichtige an diesem Ort, sondern die Steine. Es sind acht. Du hast die Welt auf die Probe gestellt und gefunden, worauf du gehofft und was du gewusst hast. Sie ist so, wie sie immer war. Wenn dir dieses Feld still – und irgendwie gefahrvoll – vorkommt, dann ist das zweifellos die Nachwirkung von N.s Geschichte auf deinen Verstand. Von seinem Selbstmord ganz zu schweigen. Und jetzt kehrst du zu deinem normalen Leben zurück. Und achtest nicht weiter auf die Stille und die Ahnung – die sich in deinem Kopf wie ein Gewitter zusammenbraut -, dass in dieser Stille etwas lauert. Kehr zurück zu deinem Leben, Dr. B.
    Solange du noch kannst.
    Ich stieg zum Ende des Wegs zurück. Leise ächzend streifte das hohe grüne Gras meine Jeans. Die Sonne brannte mir auf den Nacken und die Schultern.
    Ich spürte ein Verlangen, mich umzudrehen und noch einmal hinunterzuspähen. Ein starkes Verlangen. Ich kämpfte dagegen an und verlor.
    Als ich mich umblickte, nahm ich sieben Steine wahr. Nicht acht, sondern sieben. Ich zählte zweimal, um ganz sicher zu sein. Und zwischen den Steinen wirkte es jetzt tatsächlich dunkler, so als hätte sich eine Wolke vor die Sonne geschoben. Eine derart winzige Wolke, dass ihr Schatten nur auf diese Stelle fiel. Nur dass es nicht wie ein Schatten aussah. Es war eine besondere Finsternis, eine, die sich kreisend über dem zerdrückten gelben Gras zusammenzog und sich wieder ausdehnte. Sich ausdehnte zu der Lücke, wo bei meiner Ankunft ganz sicher (wirklich ganz sicher?) ein achter Fels gestanden hatte.
    Ich habe keine Kamera, durch deren Sucher ich schauen kann, damit er wiederkommt, schoss es mir durch den Kopf.
    Ich muss die Sache

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