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Sunset - King, S: Sunset - Just After Sunset

Titel: Sunset - King, S: Sunset - Just After Sunset Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Ave-Maria?«
    »Anstößige Sprache während der Beichte. Irgendwann sollten wir uns auch um den Ehebruch kümmern – deinen, nicht ihren -, aber nicht jetzt …«
    »Sie haben eine Essensverabredung, verstehe.«
    »In Wahrheit ist mir der Appetit vergangen, aber ich sollte wenigstens meine Gäste begrüßen. Ich glaube, ich fühle mich etwas … etwas zu erschöpft, um mir dadurch jetzt, wie hast du es genannt,Trost zu gönnen.«
    »Verstehe.«
    »Gut. Und jetzt, mein Sohn?«
    »Ja?«
    »Ich will ja nicht darauf herumreiten, aber bist du dir sicher, dass du diesem Mann nicht die Erlaubnis erteilt oder ihn in irgendeiner Weise dazu ermuntert hast? In diesem Fall würde es sich nämlich nicht mehr um eine lässliche Sünde handeln, sondern um eine Todsünde. Um sicherzugehen, muss ich darüber mit meinem geistigen Beistand reden, aber …«
    »Nein,Vater. Aber meinen Sie … wäre es möglich, dass Gott selbst diesen Typen in meinen Wagen geschickt hat?«
    In seinem tiefsten Inneren sagte der Priester augenblicklich Ja . Laut sagte er: »Das ist Blasphemie, die ist weitere zehnVaterunser wert. Ich weiß nicht, wie lange du nicht mehr hier warst, aber selbst du solltest es besser wissen. So, hast du noch etwas zu sagen, um es auf ein paar weitere Ave-Maria anzulegen? Oder sind wir jetzt fertig?«
    »Wir sind fertig,Vater.«
    »Dann sei dir die Absolution erteilt, wie wir in unserer Branche sagen. Geh deines Weges und sündige nicht mehr. Und kümmere dich um deine Tochter, mein Sohn. Kinder haben nur eine Mutter, egal, was diese getan hat.«
    »Ja,Vater.«
    Die Silhouette hinter dem Gitter bewegte sich. »Kann ich dir noch eine Frage stellen?«
    Widerstrebend lehnte sich Monette zurück. Er wollte raus. »Ja.«
    »Du sagtest, die Polizei glaubt, sie würde diesen Mann schnappen.«
    »Es hieß, es wäre nur eine Frage der Zeit.«
    »Meine Frage: Willst du, dass die Polizei diesen Mann schnappt?«
    Und weil er nun wirklich fort wollte, um die Buße im noch vertraulicheren Beichtstuhl seines Wagens zu sprechen, sagte Monette: »Natürlich will ich das.«
    Auf dem Heimweg betete er zusätzlich zwei Ave-Maria und zwei Vaterunser.
     
    AUS DEM AMERIKANISCHEN VON KARL-HEINZ EBNET

AYANA
    Ich hätte nie gedacht, dass ich diese Geschichte einmal erzählen werde. Meine Frau sagte mir, ich solle es sein lassen; sie meinte, mir würde keiner glauben, ich würde mich nur lächerlich machen. Womit sie natürlich meinte, dass es ihr peinlich wäre. »Was ist mit Ralph und Trudy?«, fragte ich sie. »Sie waren dabei. Sie haben es auch gesehen.«
    »Trudy wird ihm sagen, er soll den Mund halten«, sagte Ruth. »Und deinem Bruder wird man das nicht zweimal sagen müssen.«
    Damit hatte sie wahrscheinlich Recht. Ralph war zu der Zeit Leiter des Schulverwaltungsbezirks 43 in New Hampshire, und das Letzte, was ein Bürokrat in der Unterrichtsbehörde eines kleinen Staates brauchte, war ein Auftritt in den Nachrichten eines Kabelsenders, der in den paar Minuten vor jeder vollen Stunde von UFOs über Phoenix oder Kojoten berichtet, die bis zehn zählen können.Außerdem taugt eine Geschichte über Wunder nicht viel, wenn es keinen Wundertätigen gibt. Aber Ayana war verschwunden.
    Jetzt ist meine Frau tot – während des Flugs nach Colorado, wo sie nach der Geburt unseres ersten Enkelkindes aushelfen wollte, erlitt sie einen Herzinfarkt und war sofort tot. (Sagten jedenfalls die Leute von der Airline, aber denen kann man heutzutage ja noch nicht mal sein Gepäck anvertrauen.) Auch mein Bruder Ralph ist tot – ein Schlaganfall bei einem Senioren-Golfturnier -, und Trudy ist jenseits von Gut und Böse. Mein Vater ist schon vor langer Zeit gestorben; wäre er noch am Leben, wäre er jetzt über hundert. Ich bin der letzte Verbliebene, also werde ich die Geschichte erzählen. Sie ist unglaubwürdig, damit hatte Ruth jedenfalls Recht, und sie hat nichts zu bedeuten – das haben Wunder immer so an sich, ausgenommen nur für jene glücklich Verrückten, die sie überall zu erleben meinen. Aber die Geschichte ist interessant. Und wahr.Wir haben es alle gesehen.
     
    Mein Vater lag mit Bauchspeicheldrüsenkrebs im Sterben. Man kann so einiges über die Menschen erfahren, wenn man ihnen zuhört, wie sie über eine solche Situation reden (und dass ich Krebs als »eine solche Situation« bezeichne, sagt wahrscheinlich auch einiges über den Erzähler aus, der sein Leben lang bemüht war, Jungen und Mädchen, deren schwerwiegendsten

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