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Sunset - King, S: Sunset - Just After Sunset

Titel: Sunset - King, S: Sunset - Just After Sunset Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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hatte, heute Abend noch irgendein rotierendes Warnlicht im Rückspiegel zu sehen. Für den Jaguar hatte er zwar mit Büchern bezahlt, die er unter dem Namen Hardin geschrieben hatte, aber die meiste Zeit seines Lebens war er John Andrew Dykstra, und auf diesen Namen würde sich auch die Taschenlampe richten, wenn er um seinen Führerschein gebeten wurde. Zwar mochte Hardin im Pot o’ Gold das viele Bier getrunken haben, aber wenn ihn in Florida ein Autobahnbulle in das gefürchtete Röhrchen blasen ließ, dann waren es Dykstras berauschte Moleküle, die dabei einem Test unterzogen wurden. Und an einem Donnerstagabend im Juni war er leichte Beute, ganz gleich, wer er gerade war, denn die Zugvögel waren nach Michigan zurückgekehrt, und er hatte die Interstate 75 mehr oder minder für sich. Allerdings gab es ein Problem mit dem Bier, das jedem Erstsemester geläufig war: Man konnte es nicht kaufen, sondern nur mieten. Zum Glück gab es sechs oder sieben Meilen südlich von Ocala einen Rastplatz, und dort würde er sich Erleichterung verschaffen.
    Aber bis dahin – wer war er?
    Keine Frage, nach Sarasota war er vor sechzehn Jahren als John Dykstra gekommen, und unter diesem Namen unterrichtete er seit 1990 englische Literatur an dem dortigen Ableger der Florida State University. 1994 hatte er dann den Entschluss gefasst, den Sommer über eine Auszeit zu nehmen, um sich an einem Thriller zu versuchen. Es war nicht seine Idee gewesen. Er hatte einen Agenten in NewYork, keinen der ganz großen, aber ein einigermaßen redlicher Kerl, der einige Erfolge vorzuweisen hatte. Ihm war es gelungen, vier Kurzgeschichten seines neuen Klienten (unter dem Namen Dykstra) für jeweils ein paar Hundert Dollar an verschiedene Literaturzeitschriften zu verkaufen. Der Agent hieß Jack Golden, und obwohl er die Erzählungen über den grünen Klee lobte, tat er die Schecks, die sie einbrachten, als »Taschengeld« ab. Schließlich hatte er Dykstra darauf aufmerksam gemacht, dass sich alle Geschichten, die er veröffentlicht hatte, durch »einen großen narrativen Bogen« auszeichneten (womit er eigentlich nur sagen wollte, dass sie über eine Handlung verfügten, wenn Johnny ihn da richtig verstanden hatte). Jack gab zu bedenken, dass sein neuer Klient zwischen 40 000 und 50 000 Dollar pro Buch verdienen könnte, wenn er Spannungsromane schrieb, die ungefähr vierhundert Seiten lang waren.
    »Das könnten Sie in einem Sommer schaffen, wenn Ihnen etwas Gutes einfällt und Sie dranbleiben«, schrieb er Dykstra in einem Brief. (Noch waren sie nicht dazu übergangen, sich telefonisch oder per Fax zu verständigen.) »Und es wäre das Doppelte von dem, was Sie verdienen, wenn Sie da unten an der Mangroven-Uni im Juli und August unterrichten. Wenn Sie es versuchen wollen, mein Freund, dann ist jetzt der richtige Zeitpunkt dafür – bevor Sie sich eine Frau zulegen und zwei Komma fünf Kinder.«
    Eine potenzielle Ehefrau war nirgendwo in Sicht gewesen (woran sich seither nichts geändert hatte), aber Dykstra hatte sich Jacks Vorschlag zu Herzen genommen. Es wurde nicht einfacher, sein Glück zu versuchen, wenn man älter wurde. Im Laufe der Zeit übernahm man für viele Dinge Verantwortung, nicht nur für Frau und Kinder. Wer konnte beispielsweise schon den Verlockungen der Kreditkarte widerstehen? Kreditkarten klebten einem wie Kletten an den Beinen und sorgten dafür, dass man immer langsamer vorwärtskam. Kreditkarten zwangen einen, sich der Normalität anzupassen, auf Nummer sicher zu gehen.
    Der Vertrag für das Sommersemester war im Januar 1994 in seinem Briefkasten gelandet. Er hatte ihn ohne Unterschrift zurückgeschickt, zusammen mit einer kurzen Notiz: Ich möchte mich diesen Sommer einmal an einem Roman versuchen.
    Eddie Wassermans Antwort war freundlich, aber bestimmt gewesen: Von mir aus gern, John, aber ich kann Dir nicht versprechen, dass Du die Stelle nächsten Sommer wieder bekommst. Ich werde sie erst Deinem Ersatzmann anbieten müssen.
    Dykstra hatte einen Moment nachgedacht, aber nur kurz. In der Zwischenzeit war ihm eine Idee gekommen. Noch besser, er hatte einen Protagonisten: Der »Hund«, literarischer Vater des Jaguars und des Hauses an der Macintosh Road, wartete darauf, geboren zu werden, und Gott segne sein mörderisches Herz.
     
    Vor ihm tauchte im Scheinwerferlicht ein blaues Schild mit einem weißen Pfeil auf, und die Fahrtrasse machte einen Bogen nach links. Die Natriumdampf-Hochdrucklampen tauchten den Asphalt

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