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Sunset - King, S: Sunset - Just After Sunset

Titel: Sunset - King, S: Sunset - Just After Sunset Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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durchgeschwitzt und so sehr außer Atem, dass er nicht gleich absteigen und den Wecker ausschalten konnte.
    Dass er die ganze Zeit über die Schulter nach hinten schaute – nun, das war wirklich interessant. Anfangs sah er dann immer noch die Kellernische und die Tür, die zu den größeren Kellerräumen mit ihren verschlungenen Gängen und den vollgestopften Verschlägen führte. Er sah die Bananenkisten neben der Tür, auf denen der Wecker thronte und langsam die Minuten zwischen vier und sechs abzählte. Dann verschwamm alles wie in rötliches Licht getaucht, und alsbald kam darunter die Straße zum Vorschein, die herbstlich bunten Bäume rechts und links davon (nur dass sie so bunt nicht mehr waren, weil es bereits dämmerte) und der sich verdüsternde rote Himmel über ihm. Später sah er den Keller schon gar nicht mehr, wenn er sich umschaute, nicht einmal den Bruchteil einer Sekunde lang. Nur die Straße, die zurück nach Herkimer führte und schließlich nach Poughkeepsie.
    Er wusste nur zu gut, nach was er da Ausschau hielt: nach Scheinwerfern.
    Nach den Scheinwerfern von Freddys Dodge Ram, um genau zu sein. Berkowitz und sein Trupp waren nämlich nicht mehr einfach nur verwirrt, sie waren stinksauer. Carlos’ Selbstmord hatte das Fass zum Überlaufen gebracht. Sie gaben ihm die Schuld daran, und nun waren sie hinter ihm her. Und wenn sie ihn erst einholten, dann …
    Was? Was dann?
    Dann werden sie mich umbringen, dachte er und radelte eisern durch die Abenddämmerung. Mach dir mal nichts vor,Alter. Wenn sie dich einholen, bringen sie dich um. Ich stecke wirklich in der Tinte! Auf der ganzen Karte ist nirgendwo ein Ort eingezeichnet, nicht einmal ein Kuhdorf. Ich könnte schreien, bis ich heiser bin, und niemand würde mich hören – niemand außer Barry Bär, Rosie Reh und Sammy Stinktier. Sobald ich also irgendwelche Scheinwerfer sehe (oder einen Motor höre, weil Freddy vielleicht ohne Licht fährt), sollte ich meinen Arsch umgehend in Richtung SoHo bewegen, Wecker hin oder her. Ich muss verrückt sein, mich überhaupt hier rumzutreiben.
    Aber es fiel ihm zusehends schwerer, in den Keller zurückzukehren. Wenn der Wecker klingelte, blieb das Bonanzarad noch dreißig Sekunden lang ein Bonanzarad, die Straße vor ihm blieb eine Straße, anstatt sich in Farbkleckse auf Beton zurückzuverwandeln, und der Wecker klang, als wäre er weit weg. Konnte gut sein, dass er ihn in nicht allzu ferner Zeit für das Brummen eines Flugzeugs weit oben am Himmel halten würde, eine 767 von American Airlines, die vom Kennedy Airport gestartet war und über den Nordpol flog, der anderen Seite der Welt entgegen.
    Wenn das Klingeln des Weckers schließlich zu ihm durchdrang, würde er zu strampeln aufhören, fest die Augen schließen und sie dann plötzlich weit aufreißen. Das klappte immer – aber wie lange noch? Und dann? Würde er eine Nacht im Wald zubringen, hungrig wie ein Wolf, und zum Vollmond aufblicken, der wie ein blutunterlaufenes Auge aussah?
    Nein, vorher würden sie ihn wohl einholen. Stellte sich die Frage, ob er zulassen wollte, dass es so weit kam. So unglaublich es war, aber in gewisser Hinsicht sehnte er sich geradezu danach. Einerseits wollte er Berkowitz und den anderen Arbeitern entgegentreten und sie fragen, was er ihrer Meinung nach hätte tun sollen. Hätte ich einfach so weitermachen sollen, einen Donut nach dem anderen in mich reinstopfen, den Abfall an den Straßenrand werfen und den Auswaschungen keine Beachtung schenken, wenn die Abzugsgräben verstopften und überliefen? Ist es das, was ihr wollt?
    Andererseits wusste er, dass es Wahnsinn wäre, eine Konfrontation zu riskieren. Er war tipptopp in Form, das schon, aber sie waren zu dritt, und wer konnte schon sagen, ob Mrs. Carlos den Jungs nicht das Gewehr ihres Mannes geliehen und ihnen zugeredet hatte, macht schon, holt euch den Schweinehund, und richtet ihm aus, dass die erste Kugel von mir und den Mädchen ist.
    Ein Freund von Sifkitz war in den achtziger Jahren schwer kokainsüchtig gewesen. Inzwischen war er sauber, aber er hatte Sifkitz erzählt, dass man nur dann eine Chance hatte, wenn kein Stoff mehr im Haus war. Klar konnte man immer noch mehr kaufen, das Zeug gab es heutzutage an jeder Straßenecke. Aber das war keine Entschuldigung, es herumliegen zu haben, wo man nur die Hand danach ausstrecken musste, wenn einen die Willenskraft verließ. Also hatte er restlos alles das Klo hinuntergespült. Und als das erst einmal erledigt

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