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Sunset - King, S: Sunset - Just After Sunset

Titel: Sunset - King, S: Sunset - Just After Sunset Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Motors hinter sich, und kurz bevor der Wecker klingelte, warf das Bonanzarad, auf dem er saß, auf der Straße vor ihm plötzlich einen langen Schatten – einen Schatten, wie er nur von den Scheinwerfern eines Autos stammen konnte.
    Dann klingelte der Wecker, nicht gellend laut, sondern ein fernes Schnurren, das fast melodisch klang.
    Allmählich holte ihn der Laster ein. Er musste nicht den Kopf drehen, um das zu sehen (niemand will den Kopf drehen und den entsetzlichen Unhold sehen, der ihm auf den Fersen ist, dachte Sifkitz später am Abend, als er in seinem Bett lag und noch immer ganz von dem Gefühl erfüllt war, dass er knapp einer Katastrophe entkommen war). Er sah den Schatten, der länger und schwärzer wurde.
    Beeilung bitte, die Herren, es ist an der Zeit, dachte er und schloss fest die Augen. Noch immer konnte er den Wecker hören, der noch immer nicht mehr war als ein eher beruhigendes Schnurren, kein bisschen lauter; der Motor von Freddys Laster dagegen, der wurde immer lauter – fast hatte er ihn eingeholt. Was, wenn sie keine Zeit darauf verschwenden wollten, mit ihm ein Schwätzchen zu halten? Was, wenn der Mann am Steuer einfach das Gaspedal durchtrat und ihn überfuhr? Ihn beiläufig wie ein totes Tier am Straßenrand liegen ließ?
    Er machte sich nicht die Mühe, die Augen zu öffnen, verschwendete keine Zeit darauf, nachzuschauen, ob er sich noch auf der verlassenen Straße befand und nicht etwa in der Nische im Keller. Stattdessen biss er die Zähne zusammen, konzentrierte sich voll und ganz auf das Klingeln des Weckers, und da verwandelte sich die höfliche Stimme des Barkeepers unvermittelt in ein ungehaltenes Brüllen:
    BEEILUNG BITTE, DIE HERREN, ES IST AN DER ZEIT!
    Und plötzlich, Gott sei Dank, nahm das Brummen des Motors ab, und das Klingeln des Weckers wurde immer lauter und kreischte ihm sein vertrautes Wach auf! Wach auf! Wach auf! zu. Und als er dieses Mal die Augen öffnete, sah er die Projektion an der Wand und nicht die Straße.
    Aber inzwischen war der Himmel schwarz geworden, die Nacht war hereingebrochen und hatte das organische Rot überdeckt. Die Straße war hell erleuchtet, der Schatten des Rades – ein Bonanza – zeichnete sich deutlich auf dem von Laub übersäten Asphalt ab. Er konnte sich einreden, dass er in Trance vom Hometrainer gestiegen und all das gemalt hatte, aber er wusste es besser, und nicht nur, weil seine Hände nicht farbverschmiert waren.
    Das ist meine letzte Chance, dachte er. Meine letzte Chance, um zu vermeiden, dass diese Geschichte so ausgeht, wie es alle erwarten.
    Aber er war einfach zu müde, um sich sofort um den Hometrainer zu kümmern – er zitterte am ganzen Leib. Morgen früh würde er ihn auseinandernehmen. Morgen früh, als Allererstes. Jetzt wollte er nur raus aus diesem furchtbaren Kellerloch, wo die Wirklichkeit so dünn geworden war. Mit diesem Vorsatz wankte Sifkitz zu den Bananenkisten neben der Tür (wie auf Gummibeinen und schweißüberströmt, außerdem stank er – nicht wie jemand, der sich körperlich angestrengt hatte, sondern wie jemand, der außer sich war vor Angst) und schaltete den Wecker aus. Dann ging er nach oben und legte sich auf sein Bett. Es dauerte sehr, sehr lange, bis er einschlief.
    Am nächsten Morgen ließ er den Aufzug links liegen und stieg festen Schrittes die Treppe in den Keller hinunter, den Kopf erhoben und die Lippen fest zusammengekniffen – ein Mann mit einem Ziel vor Augen. Ohne die Kisten und den Wecker zu beachten, marschierte er stracks zu seinem Hometrainer, ging auf die Knie, schnappte sich den Schraubenzieher, den Blick starr auf eine der vier Schrauben gerichtet, von denen das linke Pedal gehalten wurde, setzte ihn an …
    … und ehe er sich’s versah, radelte er in einem Affenzahn die Straße entlang. Die Scheinwerfer ließen seine Umgebung in einem hellen Licht erstrahlen, bis er sich vorkam, als stünde er auf einer Bühne, die bis auf einen einzigen Spot, der nur ihn erfasste, dunkel war. Der Motor des Lasters war zu laut (irgendwas war mit dem Auspuff nicht in Ordnung), und der Keilriemen jaulte. Allem Anschein nach hatte Freddy die Kiste schon länger nicht mehr zur Inspektion gebracht. Wie auch, schließlich musste das Haus abgezahlt werden, Lebensmittel wurden immer teurer, die Bälger brauchten Zahnspangen, und der wöchentliche Lohnscheck blieb aus.
    Er dachte: Ich hatte meine letzte Chance. Ich hatte meine letzte Chance und habe sie nicht genutzt.
    Er dachte: Warum habe

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