Sunshine Ranch 04 - Myriams letzte Chance
Verdacht haben?“, fragte Tori, als sie hörte, dass Myriam und April am Morgen ausgeritten waren.
„Klar. Es geht schließlich um ihr Pferd.“
Tori antwortete nichts, sie verzog nur das Gesicht.
„Was ist denn los?“, fragte Myriam empört. „Hast du was gegen April?“
„Quatsch.“
„Aber zum jetzigen Zeitpunkt können wir keinem trauen“, sagte Sina. „Auch April nicht.“
„Wie bitte? Spinnt ihr? Warum sollte sie ihr eigenes Pferd entführen?“
„Zwanzigtausend Euro sind eine Menge Geld. Die zahlt ihr Dad vielleicht als Lösegeld für Charlie. Aber er würde April die Kohle bestimmt nicht einfach so schenken.“
„Ist natürlich nur so ein Gedanke“, meinte Juliana. „Rein theoretisch.“
Aber April kann es nicht gewesen sein, dachte Myriam. Sie war die ganze Nacht mit Tom zusammen, sie hat ein Alibi. Jetzt musste sie die anderen einweihen. Aber sie brachte es einfach nicht übers Herz, April zu verraten.
„Außerdem ist April Sues Nichte“, ergänzte Ayla. „Wer weiß, was sie ihrer Tante alles erzählt. Und wir haben Sue und Stefan doch versprochen, dass wir nichts auf eigene Faust unternehmen. Es ist auf jeden Fall besser, wenn April erst mal außen vor bleibt.“
„Einverstanden?“, fragte Sina.
Myriam nickte und dachte gleichzeitig mit schlechtem Gewissen an das Versprechen, das sie April vor ein paar Stunden gegeben hatte.
„Dann wäre das also geklärt. Mmmh!“ Toris Augen leuchteten auf. Viktor, der in Albertos Eisdiele als Aushilfskellner jobbte, brachte ein Tablett voll Eisbecher und Milkshakes an den Tisch. „Für mich die Eisschokolade, bitte.“
„Kannst du nicht mal einen Moment Pause machen und dich zu uns setzen?“, fragte Sina Viktor. „Wir reden grade über Merle und überlegen, wie wir weitermachen.“
Viktor warf einen unbehaglichen Blick zur Theke. Aber sein Chef war soeben in der Küche verschwunden und außer den Pferdemädchen waren kaum Gäste im Laden.
„Also gut.“ Er setzte sich neben Sina auf die Bank. „Aber macht schnell.“
„Wir müssen rausfinden, was Merle gestern in dem Schrebergarten versteckt hat“, sagte Tori.
„Und wie?“, fragte Hannah. „Willst du da etwa einbrechen?“
„Ganz genau“, meinte Tori. „Heute Nacht, sobald es dunkel ist. Viktor kommt mit. Und Myriam.“
„Ich?“, fragten Viktor und Myriam wie aus einem Munde.
„Viktor muss mit, weil er der Größte von uns ist. Zur Abschreckung, falls einer von diesen Emos plötzlich auftaucht. Und Myriam muss uns den Schrebergarten zeigen. Meinetwegen kannst du Schmiere stehen, während Viktor und ich das Gelände untersuchen.“
„Du spinnst wohl“, meinte Viktor. „Ich mach mich doch nicht strafbar.“
„Nun mach dir mal nicht in die Hose“, sagte Tori. „Wir schauen uns nur ein bisschen um. Und sobald es irgendwie brenzlig wird, hauen wir sofort wieder ab.“
„Ich weiß nicht“, sagte Myriam skeptisch.
Anstatt ihr zu antworten, verdrehte Tori nur die Augen. „Wir treffen uns um Viertel vor elf vor der Kleingartenanlage. Keine Widerrede.“
Als Myriam aufschreckte, war es halb elf. Wilde Schüsse peitschten durch den Raum. Im Fernseher hatte ein Polizeikommando eine Gruppe Mafiosi in einen Hinterhalt gelockt. Gerade noch rechtzeitig, denn ohne das Geballer wäre Myriam nie und nimmer rechtzeitig aufgewacht.
Gähnend rappelte sie sich aus dem Sessel. Das war nun schon die dritte Nacht in Folge, in der sie nicht ins Bett kam. Ein Glück, dass morgen ihre Eltern zurückkehrten. Dann fanden die nächtlichen Wanderungen zwangsläufig ein Ende.
Ihr Vater prahlte vor seinen Geschäftspartnern immer mit seinen wohlerzogenen, fleißigen Kindern. Seine beiden Großen, die so erfolgreich studierten. Und die kleine Myriam, die immer nur Einsen nach Hause brachte und niemals Unsinn machte. Wenn du wüsstest, dachte Myriam, während sie ihr Fahrrad aus der Garage holte. Deine vermeintlich so brave Tochter treibt sich nachts rum und bricht in Schrebergärten ein.
Warum ließ sie sich eigentlich auf so etwas ein? Sie musste den Verstand verloren haben. Daran konnte nur ihre Dauermüdigkeit schuld sein. Wenn ihre Gedanken sich nicht wie zäher Brei durch ihren Kopf gewälzt hätten, hätte sie bestimmt auf der Stelle kehrtgemacht und Tori und Viktor sitzen lassen. So aber radelte sie weiter bis zu dem halbrunden Tor, hinter dem die Kleingartenanlage begann.
Wo steckten die beiden anderen denn nun? War sie etwa die Erste?
„Schsch!“
Myriam sah sich
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