Sunyata Neko - Die Legende des Samurai-Katers (German Edition)
keinen Schlaf finden, so war er heute einfach nur enttäuscht von sich selbst. Sein Zorn war zwar fort, aber die Verdrossenheit war noch immer zu spüren und wurde mit jedem weiteren seiner schnellen Schritte durch das nasse Gras stärker. Nicht nur seine Pfoten wurden feucht je näher er seinem Ziel kam. Als er das leere, fast geisterhafte Dorf erblickte, begann er endgültig zu weinen.
Sunyata suchte sofort den Trost des Bodhi-Baums, seinem besten Freund seit frühesten Kindestagen. Er hoffte unter den schützenden Ästen endlich Ruhe für seine Meditation zu finden, konnte sich aber nicht entspannen. Wie ein Anfänger begann er ein und aus zu atmen, während er im Kopf bis zehn zählte, aber bevor er überhaupt die Hälfte erreicht hatte waren seine Gedanken bereits ganz wo anders. Sunyata war kurz vor dem Aufgeben, als er auf einmal jemanden beim Eingang zu den Vergessenen Wäldern erblickte. War das der Bodhi-Baum, der auf diese seltsame Weise zum Samurai-Kater sprach? Vielleicht eine Art Vision?
Zur gleichen Zeit waren bei der Kampfarena noch alle in ihren Schlafsäcken eingerollt. Erschöpft von den Kämpfen des gestrigen Tages nutzten die Freunde jede weitere Minute Schlaf, die sie bekommen konnten, um ihre müden Knochen zu erholen. Sie wurden schließlich von Nekomatas höllisch lautem Lachen geweckt, dem wie immer ein starker Hustenreiz folgte, der sogar Kitsune munter machte.
»Was auch immer der Grund war für seinen Anfall«, spekulierte Shoki gegenüber dem Shinto-Fuchs, »irgendetwas ist sicher faul an der Sache hier. Wir müssen also aufpassen!«
Er blickte dabei besonders auf 110% Cats Zelt, in dem sein Zögling gerade einen letzten Kuss von seiner Freundin Mei-Xing Mao bekam. In Gedanken bereitete sich der rote Kampfkater jedoch schon auf seine Auseinandersetzung gegen Kazuo-san vor.
»Du schaffst es, Paul! Miau!«, jauchzte sie, während er das Zelt verließ.
Kitsune und Shoki wünschten 110% Cat ebenfalls viel Glück. Er bedankte sich für die Unterstützung seiner Freunde und versprach sein Bestes zu geben. Währenddessen warf ihm der Yakuza-Kater von weitem ein beinhartes »Oi! Bereite dich zum Sterben vor, du Lümmel!«, entgegen.
Vor den blutrünstigen Augen Nekomatas dominierte Kazuo-san den Anfang des Kampfes und führte einen Schulterwurf gegen den etwas nervös wirkenden 110% Cat aus. Dann ging dem schon etwas in die Jahre gekommen Dämon allerdings die Puste aus und er schnappte nach Luft. Shokis Zögling nutzte das sofort aus, klammerte sich am Bein seines Gegners fest und verbiss sich darin, um den gefährlichen Yakuza-Tritt zu vermeiden. Das stellte sich als guter Plan heraus, jedoch nur bis zu dem Zeitpunkt, als Kazuo-san sich wie ein nasser Sack zu Boden fallen ließ und auf 110% Cat landete. Seine Freunde buhten den Yakuza-Kater aus, doch es half alles nichts, nun war er in der Oberlage. Nachdem der Dämon den Kopf des roten Kampfkaters ein paar Mal auf den harten Boden geknallt hatte, begann der zu bluten. Die perfekte Gelegenheit für Kazuo-sans gefürchteten Yakuza-Tritt. Der funktionierte durch die vielen kleinen Bisswunden allerdings nicht ganz so reibungslos wie gewohnt. Das gab 110% Cat die Gelegenheit sich zu ducken und seinen eigenen Katzentritt ins Gesicht von Kazuo-san auszuführen. Dessen dunkle Brille zerbrach sofort, er flog zu Boden und blieb bewusstlos liegen. Das bedeutete den Sieg für 110% Cat. Shoki, Mei-Xing und die anderen freuten sich wie zum Kirschblütenfest, nur der Gewinner selbst konnte es zuerst gar nicht fassen. Er hatte Kazuo-san besiegt!
Das Turnier war aber noch nicht gewonnen, und als Shoki seinen Zeigefinger erhob und damit im Takt wackelte, hatte es auch der Letzte verstanden. Konzentration war wieder angesagt, denn der schwerste Kampf stand 110% Cat noch bevor. Zuerst durfte er sich aber noch mit frisch zubereiteten Dango-Reismehlklößen von Shinriki stärken.
In der Zwischenzeit hatte sich ein neugieriger Sunyata aus seiner Lotus-Position erhoben und arbeitete sich langsam und bedächtig in Richtung Eingang der Vergessenen Wälder vor. Er wartete noch etwas, entschied sich aber dann das seltsame katzenartige Wesen in der Ferne anzusprechen.
»Was zum ...?«, murmelte Sunyata, aber der Siam-Kater im bunten Hemd und schmutzigen Hosen kam ihm zuvor.
»Unter einem Baum zu sitzen wird dich nirgendwo hinbringen, Mann«, nuschelte er mit einem schwer verständlichen Albion-Akzent, und fuhr sich durch sein struppiges Fell.
Sunyata
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