Sunyata Neko - Die Legende des Samurai-Katers (German Edition)
verschwand in seinem Haus.
Nun hatte Mei-Xing wieder das Wort.
»Schau dir Paul an, Sensei! Seine Augen sind nicht mehr violett und blutunterlaufen, aber müde! Siehst du seine Narben? Schau dir den starren Blick auf seinem Gesicht an! Erinnert dich das nicht an jemanden?«
Sunyata wusste ganz genau von wem sie sprach, aber er schwieg.
»Du hast genauso ausgesehen als du zurück gekommen bist, Sensei!«, sagte seine Schülerin. »Haben wir an dir gezweifelt und jede deiner Narben gezählt? Oder deinen alten und erschöpften Katzenkörper mit der goldenen Statue verglichen?« Mei-Xing war in Fahrt. »Nein, haben wir nicht, also hör endlich auf alles zu hinterfragen was Paul sagt. Er ist unser Freund, gib ihm eine Chance!«
Sunyata versuchte Verständnis zu zeigen, aber es war für ihn noch immer unvorstellbar wie Nekomatas Bann so einfach gebrochen werden konnte.
»Sehe ich wie ein Dämon aus, Sensei?«, fragte ihn schließlich 110% Cat.
Shoki war weniger engstirnig und glaubte der Geschichte seines Zöglings. Er rief dazu auf, am heutigen Tag ein Fest zu feiern.
»Lasst uns essen und trinken als gebe es kein Morgen! Das erste Mal seit langer Zeit haben wir einen Grund fröhlich zu sein!«, freute er sich.
So feierten die Freunde bis tief in die Nacht hinein und 110% Cat musste seine heldenhafte Geschichte noch unzählige Male wiederholen, wenn er sich auch immer noch nicht an viel erinnern konnte. Während der Feierlichkeiten versöhnte er sich mit seinem Sensei, und als sie den noch immer hungrigen Ito mit Reisbällchen bewarfen, war das Eis endgültig gebrochen. Ihr Bund als Sensei und Schüler war wieder hergestellt, den sie letztlich mit einer gemeinsamen Meditation unter dem Bodhi-Baum bekräftigten.
»Es ist schon spät, du bist sicher müde«, sagte Sunyata.
»Nein, ich fühle mich, als wäre ich gerade aus einem bösen Traum aufgewacht. Ich kann immer noch genug schlafen, wenn ich irgendwann tot bin«, antwortete 110% Cat.
Beide schwiegen eine Weile, dann ermahnte ihn sein Sensei: »Das Leben ist kostbar, du solltest es wertschätzen!«
110% Cat nickte und erklärte, dass ihm das manchmal als Kämpfer etwas schwer fallen würde. Das konnte der Samurai-Kater nur bestätigen.
»Was ist da heute genau passiert?«, fragte er noch einmal, sich immer noch den Kopf zerbrechend über 110% Cats offensichtliche Genesung von Nekomatas violettem Dunst.
Sein Schüler zog die Schultern nach oben, er wusste es wirklich nicht.
»Es ist so ruhig heute Nacht«, versuchte er das Thema zu wechseln, hatte er doch über sein heutiges Erlebnis schon oft genug gesprochen.
»Es fühlt sich an wie die Ruhe vor dem Sturm«, sagte Sunyata. »Du weißt, dass mir der große Kampf noch bevorsteht?«
»Keiner erwartet das von dir, Sensei!«
»Nun, jetzt wo du zurück bist und mit Mei-Xing zusammen das Dorf bewachst, gibt es keinen Grund es nicht mehr zu tun ...«, weihte Sunyata den besorgt blickenden 110% Cat in seine Pläne ein. Es war auch ein Zeichen des Vertrauens. All diese Fragen an seinen Nachfolger, sie hatten den Zweck gehabt, sich zu vergewissern, dass die Dorfbewohner auch wirklich sicher waren, egal was mit ihm passieren würde.
Beide konzentrieren sich auf ihre Meditation, als 110% Cat wieder das Schweigen brach: »Die Ruhe vor dem Sturm ... du hast recht, Sensei!«
Sie öffneten die Augen und richteten den Blick auf den Wald.
»Es sieht so aus als wäre bald Hanami, die Sakura-Blüten fangen an zu blühen. Hast du sie gesehen heute Morgen?«, fragte Sunyata.
»Nicht wirklich, ich glaube da war ich gerade beschäftigt!«, antwortete 110% Cat, und sie mussten lachen.
»Du bist nicht nur ein großer Kämpfer, sondern auch ein Witzbold!«, stellte Sunyata fest.
»Ich muss aber noch viel lernen!«, sprach er bescheiden.
»Ich weiß nicht viel über Mädchen«, fing Sunyata auf einmal an über das andere Geschlecht zu philosophieren, »aber ein weiser Mann sagte einmal, dass du sie niemals ganz verstehen kannst. Es ist aber auch nie zu spät, es zumindest zu versuchen. Genauso wie mit der Pflege der Sakura-Blüten geht es im Leben immer nur um das Bemühen.«
In sich gekehrt, fuhr Sunyata mit seiner Lehrstunde fort.
»Mit jedem Moment, den du mit ihr verbringst, fühlt sich dein Leben weniger vergeudet an. Wie die fallenden Sakura-Blüten werden auch wir einmal sterben. Aber das Leben mit jedem einzelnen Atemzug kennenzulernen, mit jedem Schluck Tee in sich aufzunehmen, und jedes Leben
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