Super-Brain - angewandte Neurowissenschaften gegen Alzheimer, Depression, Übergewicht und Angst
seine Freundin oder sein Bekannter es ihm gleichtun würden, um 57Prozent. (Das bedeutet, dass sich aus dem sozialen Netzwerk weit eher eine Aussage über das wahrscheinliche Eintreten von Fettleibigkeit ableiten lässt als aus den Genen, die mit Übergewicht in Verbindung gebracht werden.) Falls ein Zwilling fettleibig wurde, erhöhte sich die Wahrscheinlichkeit, dass die Zwillingsschwester oder der Zwillingsbruder gleichfalls fettleibig werden würde, um 40Prozent, während ein fettleibiger Ehepartner die Wahrscheinlichkeit, dass auch der andere Partner fettleibig werden würde, um 37Prozent zunehmen ließ. «
Unter Einsatz von statistischen Methoden, mit deren Hilfe 12 067Einwohner aus Framingham, Massachusetts, zueinander in Beziehung gesetzt wurden, fanden die Forscher heraus, dass sich das virusartige » Verhalten « der Fettleibigkeit auch auf andere Risiken wie Rauchen oder Depression übertragen ließ. Haben Sie einen Bekannten oder eine Freundin, die rauchen, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Sie ebenfalls rauchen werden. Jemanden im Bekanntenkreis zu haben, der das Rauchen aufgegeben hat, erhöht hingegen die Wahrscheinlichkeit, dass Sie dieselbe positive Veränderung vornehmen.
Der rätselhafteste Aspekt daran ist allerdings, dass Sie dabei nicht einmal einen direkten Umgang mit der betreffenden Person haben müssen. Falls Ihre Freundin eine Freundin hat, die fettleibig, deprimiert oder Raucherin ist, erhöht sich dadurch, wenn auch nur um eine winzig kleine Spanne, die Chance, dass Sie sich ebenfalls diese Gewohnheiten zu eigen machen werden.
Andere Sozialwissenschaftler hielten die hier festgestellten Zusammenhänge für inakzeptabel, jedoch hat bisher noch niemand ein besseres Modell dafür gefunden, wie Verhalten weitergegeben wird. Der in unserem Kontext entscheidende Punkt daraus ist: Sich in ein vorteilhaftes soziales Umfeld zu bringen tut dem Körper wie dem Geist gut.
Auf eine bis heute noch nicht geklärte Art und Weise verstehen unsere Zellen, was es heißt, Gutes zu tun. In einem Klassiker unter den Psychologiestudien, während der Achtzigerjahre des vorigen Jahrhunderts in Harvard durchgeführt, wurden die Teilnehmer aufgefordert, sich einen Film anzuschauen, der Mutter Teresa bei ihrer Arbeit mit den Kranken und den Waisenkindern in Kalkutta zeigt. Während sie sich den Film ansahen, sank der Blutdruck der Probanden und ihr Herzschlag verlangsamte sich.
Noch einen Schritt weiter gegangen ist die Sozialpsychologin Sarah Konrath. In einer Studie an der University of Michigan hat sie die Langlebigkeit von 10 000Einwohnern dieses Bundesstaates untersucht, die an einer bis zu ihrem Hochschulabschluss im Jahr 1957zurückreichenden Gesundheitsstudie teilgenommen hatten. Konraths Hauptaugenmerk galt denjenigen Teilnehmern an der Studie, die in den letzten zehn Jahren einer ehrenamtlichen Tätigkeit nachgegangen waren. Und die Resultate, zu denen sie gelangte, sind faszinierend: Die ehrenamtlich Tätigen lebten länger als diejenigen, die keine derartige Tätigkeit ausübten. Zwischen den Jahren 2004 und 2008 verstarben 4,3Prozent der 2384 nicht ehrenamtlich Tätigen, aber lediglich 1,6Prozent der altruistischen Ehrenamtlichen.
Das Schlüsselwort dabei ist altruistisch. Die Betreffenden wurden nach den Gründen ihres ehrenamtlichen Engagements gefragt. Keineswegs jede Antwort drehte sich um Altruismus. Bei manchen Teilnehmern waren die Motive zwar tatsächlich eher an ihren Mitmenschen orientiert. Das zeigten Antworten wie: » Andere zu unterstützen finde ich wichtig. « Oder: » Für die Menschen aus meinem engeren Bekanntenkreis hat die ehrenamtliche Tätigkeit sehr große Bedeutung. « Bei anderen Teilnehmern der Studie spielten für die ehrenamtliche Betätigung aber eher selbstbezogene Motive eine Rolle: » Ehrenamtliche Arbeit ist für mich eine gute Möglichkeit, mich den eigenen Problemen zu entziehen. « Oder: » Wenn ich ehrenamtliche Arbeit leiste, fühle ich mich einfach wohler in meiner Haut. «
Wer erklärte, ehrenamtlich zu arbeiten, weil man dann zufriedener mit sich selbst sei, hatte nahezu die gleiche Mortalitätsrate (vier Prozent) wie diejenigen, die keinerlei ehrenamtliche Arbeit verrichteten. Und hierbei handelt es sich lediglich um ein Beispiel unter vielen, die untermauern, dass unsichtbare Merkmale innerhalb des Geist-Körper-Systems sich in Form von physischen Auswirkungen manifestieren. Ihre Zellen wissen, wer Sie sind und was Sie motiviert! Das Forschungsprojekt
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