Super-Brain - angewandte Neurowissenschaften gegen Alzheimer, Depression, Übergewicht und Angst
kann. Nur Sie können das. Und darum steuern Sie die Lebensqualitäten bei, im Positiven wie im Negativen.
Die Gehirnzellen können, indem sie all Ihren Stimmungen, Überzeugungen, Wünschen, Hoffnungen und Erwartungen lauschen, sehr wohl heraushören, wie es um Ihre Lebensqualität bestellt ist. Die Neurowissenschaft ist nicht in der Lage, diesen unablässig stattfindenden Prozess zu messen, denn sie befasst sich mit denjenigen Daten, die sich aus der chemischen und elektrischen Aktivität des Gehirns ergeben. So winzig die Veränderungen auch sein mögen, im Lauf der Zeit hinterlässt die Lebensqualität biologische Marker. Das Gehirn eines jeden von uns weist solche Marker auf: Marker für subjektive Zustände wie Depression, Einsamkeit, Angst, Feindseligkeit und allgemeinen Stress. Ironischerweise sehen, mit den Mitteln der modernen bildgebenden Verfahren dargestellt, positive Zustände tendenziell eher langweilig und normal aus. Nur in außergewöhnlichen Fällen, beim Gehirn von Langzeitmeditierenden zum Beispiel, sind sehr deutliche Veränderungen erkennbar. Für beide Seiten der Medaille gilt jedenfalls: Wohlbefinden– ob auf hohem oder niedrigem Niveau– lässt sich darauf zurückführen, wie wir Erfahrung Tag für Tag, Sekunde für Sekunde, von Augenblick zu Augenblick verstoffwechseln.
Erfahrung verstoffwechseln
Letzten Endes läuft die Sache darauf hinaus, dass Sie Ihr Wohlbefinden erhöhen können, indem Sie auf kleine, subjektiv wahrnehmbare Anzeichen achten. Wie oft haben Sie schon jemanden sagen hören: » An der Sache ist doch was faul « ? Warum messen Psychologen neuerdings unmittelbaren Reaktionen, mit der Erklärung, sie seien verlässlicher als langwierige rationale Überlegungen, solch ein Gewicht bei? Das sollte doch eigentlich keine Neuentdeckung sein. Schließlich leben wir schon ziemlich mit unserer menschlichen Natur. Die subtilen Intuitionen, die Sie in die Lage versetzen, Ihren Weg durchs Leben zu erspüren, fallen jedoch leicht der Zensur zum Opfer. Ihr Geist mischt sich da mit allen möglichen Sekundärreaktionen ein, die nicht gut sind für Sie. Zu diesen zählen:
Leugnung– Das will ich nicht fühlen.
Verdrängung– Meine wahren Gefühle packe ich irgendwohin, wo sie außer Sichtweite sind, und jetzt weiß ich kaum mehr, wo sie stecken.
Zensur– Ich will nur das registrieren, was sich gut anfühlt. Alles andere kann mir gestohlen bleiben.
Schuld- und Schamgefühl– Beides ist so schmerzlich, dass ich es so schnell wie möglich von mir wegschieben muss.
Sich zum Opfer machen– Ich fühle mich mies, habe es aber auch nicht besser verdient.
Jede/r von uns ist mit diesen psychologischen Mustern vertraut. Auf die Spitze getrieben, sorgen sie dafür, dass Millionen Menschen zum Fall für den Therapeuten werden. Unglücklicherweise kann es aber auch durchaus so sein, dass Sie sich im Grunde zwar ganz okay fühlen, dessen ungeachtet jedoch Ihrem Wohlbefinden in winzig kleinen Schritten immer mehr die Grundlage entziehen. Ein Leben voller » Notlügen « , Vermeidung, Beurteilung, Selbstverleugnung und kleinmütiger Illusionen– das alles klingt zwar vergleichsweise harmlos. Aber wie die chinesische Wasserfolter wirkt auch Negativität Tröpfchen für Tröpfchen. Wenn Sie sehen, dass jemand ein verbittertes und tristes Dasein fristet, ist die oder der Betreffende gewöhnlich nicht durch ein einmaliges gewaltiges melodramatisches Ereignis in diesen Zustand hineingeschlittert, sondern das Wohlbefinden wurde langsam, peu à peu zermürbt.
Wohlbefinden hängt davon ab, dass viele Dinge in Ihrem Nervensystem richtig laufen. Sich um all diese Dinge der Reihe nach zu kümmern ist unmöglich. Dazu laufen hier von einem Augenblick zum andern bei Weitem zu viele Prozesse ab. Ungeachtet dieser Komplexität können Sie damit beginnen, auf kleine Anzeichen zu achten.
Gemäß der indischen Überlieferung weist jede Erfahrung subtile Kennzeichen auf, die sich in die folgenden drei Kategorien einordnen lassen:
Tattva – die Qualitäten oder Aspekte der Erfahrung
Rasa – der Geschmack der Erfahrung
Bhava – die Stimmung, der emotionale Unterton der Erfahrung
Schauen wir uns also an, wie solche Kennzeichen in die jeweilige Erfahrung verpackt sind. Stellen Sie sich abermals vor, Sie befänden sich im Urlaub und säßen diesmal am Strand. Die Qualitäten der Erfahrung wären beispielsweise der warme Sonnenschein, den Sie spüren, das Rauschen der Brandung und die sich im leichten Wind
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