Super-Brain - angewandte Neurowissenschaften gegen Alzheimer, Depression, Übergewicht und Angst
sacht hin und her wiegenden Palmen– eben das, was die Wahrnehmung » Ich bin am Strand « ausmacht. Der Geschmack der Erfahrung ist subtiler. In dem Fall würden wir wohl sagen, hier handele es sich um eine wohltuende, entspannende Erfahrung, die Ihren Körper in einen Zustand versetzt, der sich mit einem Gefühl beschreiben lässt, als gehe er fließend in die ganze Strandszenerie über. Und die Stimmung der Erfahrung schließlich wird durch keines der vorgenannten Dinge bestimmt. Wenn Sie am Strand liegen und sich dabei einsam fühlen oder eine Auseinandersetzung mit Ihrer Frau haben, bedeutet » Strand « für Sie nicht dasselbe wie für jemanden, der gerade den siebten Himmel der Flitterwochen erlebt oder einfach einen wunderschönen Tag in den Tropen auf sich wirken lässt.
Wohlbefinden wird auf der subtilen Ebene hervorgerufen. Ob sich die Ausgangsdaten, die Ihrem Gehirn über die fünf Sinne zuströmen, in etwas Sie Nährendes und Ihr Wohlbefinden Förderndes oder aber in etwas schädlich Wirkendes verwandeln, hängt von der Qualität, dem Geschmack, vor allem aber von der emotionalen Stimmung ab, die Sie diesen Informationen hinzufügen.
Damit schmälern wir keineswegs die Rolle des Gehirns. Denn selbstverständlich ist es ein essenzieller Teil der Geist- Körper-Rückkopplungsschleife. Neuronale Netzwerke kön nen, je nach Beschaffenheit, von vorneherein eine Prädisposition zu einer positiven oder aber zu einer negativen Reaktion mit sich bringen. Dennoch sind neuronale Netzwerke zweitrangig. In vorderster Linie kommt es darauf an, wie die betreffende Person die jeweilige Erfahrung interpretiert.
Subtil, aber bedeutsam
Anstatt die ganze Zeit darüber nachzudenken, wie Ihr Leben verlaufen sollte, versuchen Sie es mal auf einem anderen Weg: Lernen Sie, sich auf die ganzheitlichste Kraft zu verlassen, die Ihnen innewohnt– auf Ihr Gefühl. Denn Gefühl bildet die subtile Grundlage von allem. Suchen wir uns ein Beispiel aus dem Umkreis von Rasa, dem Geschmack des Lebens. Laut Ayurveda, dem überlieferten indischen Medizin- und Gesundheitswissen, gibt es sechs Geschmacksrichtungen: süß, sauer, bitter und salzig (die üblichen vier), ferner würzig-pikant (also die Würzkraft von Chili und die Schärfe von Zwiebeln und Knoblauch) und schließlich adstringierend (der den Mund zusammenziehende Geschmack von schwarzem Tee, grünen Äpfeln und Traubenschalen).
Die Vorstellung von Rasa geht im Ayurveda über das hinaus, was die Zunge schmeckt. Beim Geschmack des Lebens sind subtilere, tiefgründigere und universellere Dinge mit im Spiel. Das zeigt auch unser Sprachgebrauch.
Wir sprechen von bitterem Blattgemüse, aber auch von einer erbittert geführten Diskussion, einer bitteren Scheidung, einer bitteren Erinnerung und von bitteren Beziehungen.
Wir sprechen von sauren Zitronen; aber wir sprechen auch auf der Stimmungsebene davon, jemand sei sauer oder, in der leicht abgemilderten Form, » angesäuert « beziehungsweise » sauertöpfisch « , falls das Ganze längst einen gewohnheitsmäßig verfestigten Charakter angenommen hat. Und in Anspielung auf Ärger oder Unbehagen sagen wir, jemandem sei etwas » sauer aufgestoßen « . Ferner kennen Sie sicherlich den Ausdruck: » Gib ihm Saures! «
Jeder der sechs Rasas wurzelt offenbar in einer– sich in alle Bereiche Ihres Lebens hineinerstreckenden– Grunderfahrung. Aus ayurvedischer Sicht kann es, wenn das Süße beziehungsweise der Umgang mit ihm aus dem Gleichgewicht gerät, nicht nur zur Folge haben, dass man Speck ansetzt und schließlich fettleibig wird, sondern zugleich besteht auf der geistig-seelischen Ebene eine Verbindung zu Lethargie, Angst und Besorgnis. Das ist ein zu weit gespanntes Thema, als dass wir hier umfassender darauf eingehen könnten (und für die westliche Medizin zu fremdartig, als dass man es leichthin erklären könnte). [29] Doch jede/r von uns kann sich anschauen, von welchem Geschmack das eigene Leben ist, und selbst einzuschätzen versuchen, welche Unterschiede hier möglich sind, etwa zwischen einem süßen und einem sauren Dasein.
Was Tattva anbelangt, die Qualitäten einer Erfahrung, reicht eine persönliche Verbindung über die fünf Sinne hinaus. Rot beispielsweise kann in Form einer bestimmten Wellenlänge innerhalb des sichtbaren Lichtspektrums gemessen werden. Aber Rot ist auch heiß, wütend, leidenschaftlich, blutig und eine Warnung. Grün beinhaltet ebenfalls mehr als lediglich eine Wellenlänge, die innerhalb
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