Super-Brain - angewandte Neurowissenschaften gegen Alzheimer, Depression, Übergewicht und Angst
Alzheimer-Erkrankung auch der Lebensstil eine Rolle? Umfassend können wir solch eine Frage noch nicht beantworten, aber ich will mich auf diese Möglichkeit vorbereiten. Und der nächste Horizont dafür ist der Geist. Jede Änderung der Lebensführung beginnt im Geist. Vor allem kommt es darauf an, dass Sie eine Änderung herbeiführen wollen. Und dann gilt es, das Gehirn zu veranlassen, dass es neue neuronale Netzwerke hervorbringt, die Ihre Entscheidung mittragen. » Wer rastet, der rostet. « Diese Devise gilt, das dürfte mittlerweile hinlänglich bekannt sein, für das Gehirn ganz generell. Als besonders zutreffend erweist sich dieses Motto jedoch, wenn es darum geht, das Gedächtnis ein Leben lang fit zu halten, die ganze Zeit ein scharfes, voll funktionsfähiges Gedächtnis zu haben.
Im Rahmen unserer Zusammenarbeit haben Deepak und ich uns die Geist-Körper-Verbindung wirklich sehr eingehend angeschaut. Mit den Gedanken, die wir uns über die » ideale Lebensführung für das Gehirn « gemacht haben, sollte keineswegs zum Ausdruck gebracht werden, diese Dinge würden nur für die Alzheimer-Erkrankung gelten. Ebenso wenig sagen wir, ein Patient sei an Alzheimer erkrankt, weil er sein Leben nicht auf die richtige Art und Weise geführt habe. In den meisten Fällen kommt es durch ein Zusammenwirken von genetischen und von lebensstilbezogenen Faktoren dazu, dass ein Mensch an Alzheimer erkrankt. Und gegen manch einen genetischen Faktor wird man mit einer gesunden Lebensführung nicht ankommen können.
Fast jeder von uns erbt Genvariationen, die das Alzheimer-Risiko entweder erhöhen oder verringern. In Kombination mit Umweltfaktoren sind solche Genvarianten ausschlaggebend dafür, wie hoch das Erkrankungsrisiko für Sie ein Leben lang sein wird. Ernst zu nehmende, potenziell eine Alzheimer-Erkrankung begünstigende Risikofaktoren gibt es in großer Zahl. Zu ihnen zählen unter anderem: Depression, Schlaganfall, traumatische Hirnverletzungen, Fettleibigkeit, ein stark erhöhter Cholesterinspiegel, Diabetes und sogar Einsamkeit.
Die Gene, die unser Alzheimer-Risiko beeinflussen, lassen sich in zwei Kategorien einteilen: in solche, die mit geradezu deterministischer Unabwendbarkeit zu einer Erkrankung führen einerseits, und in anfällig machende Gene andererseits. Bei einem kleinen Teil des Krankheitsgeschehens (weniger als fünf Prozent) tritt die Erkrankung vor dem 60.Lebensjahr ein. Das geschieht in den meisten Fällen aufgrund einer Mutation in einem der drei Gene, die meine Kollegen und ich ausfindig machen konnten. Diese ererbten Mutationen garantieren regelrecht ein Einsetzen der Erkrankung irgendwann nach Erreichen des 40.oder 50.Lebensjahres. Glücklicherweise sind diese Genmutationen ziemlich selten. In der weit überwiegenden Mehrzahl der Fälle setzt die Alzheimer-Erkrankung hingegen erst nach dem 60.Lebensjahr ein. In solchen Fällen sind Gene mit Varianten identifiziert worden, die auf die Anfälligkeit der betreffenden Person Einfluss nehmen. Derartige Varianten führen nicht zwangsläufig zur Erkrankung. Vielmehr hat, wer sie erbt, mit zunehmendem Alter entweder ein erhöhtes oder ein vermindertes Erkrankungsrisiko.
In den meisten Fällen, das ist die gute Nachricht, vermag die persönliche Lebensführung die genetische Krankheitsdisposition zu übertrumpfen. Bei den meisten altersbezogenen Erkrankungen wie den Herzleiden, Schlaganfall und Diabetes zeigt sich ein ähnliches Bild.
Können vielleicht bestimmte Verhaltensweisen auf ein Hirnaktivitätsmuster hindeuten, das sich frühzeitig behandeln ließe? Diese Frage stellen einige Autismusforscher mit Blick auf solche Kleinkinder, die ihnen und den Kinderärzten durch eine bestimmte, sich womöglich als Vorbote eines Autismus entpuppende Kopfhaltung auffallen.
Einen der größten Fortschritte in der Hirnforschung hat die breite Öffentlichkeit noch so gut wie gar nicht zur Kenntnis genommen: die Wende von der Synapse zum Netzwerk. Jahrzehntelang hat die Neurowissenschaft ihre Anstrengungen hauptsächlich darauf gerichtet, ausfindig zu machen, wie die Synapsen, die Kommunikationsschnittstellen zwischen zwei Neuronen, wirklich funktionieren– ein aufreibender, akribisches Arbeiten erfordernder Forschungsbereich. Versuchen Sie sich vorzustellen, Sie wollten den am Himmel aufzuckenden Lichtblitz eines Gewitters anhalten, allerdings in einem millionenfach kleineren Maßstab. Zu den wichtigen Durchbrüchen, die sich auf diesem Weg nur langsam
Weitere Kostenlose Bücher